1. September 1965: Über 60.000 Meter Stoff

1.9.2015, 07:00 Uhr
1. September 1965: Über 60.000 Meter Stoff

© Ulrich

Allein für die Produktion „Regenbogen“, mit der die Revue noch bis 12. September in der Messehalle gastiert, braucht man 135 Garderobenschränke, Kisten und Verschläge, um die Kostüme unterzubringen.

Unmittelbar hinter der Bühne beginnt das Reich der Garderobieren. Wenn man sich durch den schmalen Gang unter der Stahlrohrkonstruktion der Tribüne durchgeschlängelt hat, steht man mitten in der Hauptgarderobe, die den Vorraum in seiner ganzen Breite einnimmt. Dicht an dicht sind hier die Roben für die großen Auftritte des Eisballets gehängt: Walzerkleider, Tulpenröcke, Holländerkostüme, Pelz, Wachstuch, Federn und Flitter. Die Röcke der Girls für den Schlußauftritt der Holland-Nummer sind allein fünf Kilogramm schwer, haben einen Umfang von acht Metern und werden durch ein massives Drahtskelett in Form gehalten. Der Regisseur zittert, ob die Mädchen damit auch durch die Türen aller Hallen passen.

Zwei Millionen Schilling wurden für die insgesamt 530 Kostüme der Produktion Regenbogen angelegt. Es war sicher keine leichtsinnige Ausgabe: als die Revue ihre Neuigkeiten zum erstenmal in einer Modenschau zeigte, klatschten anspruchsvolle Kenner begeistert Beifall.

Die Entwürfe hatte Regisseur Will Petter zusammen mit seiner Frau Edith und den Kostümbildnerinnen Gerdago und Ella Bei ausgeknobelt; das Atelier Bei setzte schließlich die Theorie der Zeichenblätter in die Praxis der Stoffe um. Gewaltige Mengen wurden dabei verarbeitet: 60.000 Meter Stoff kamen unter Nadel und Schere. Die Buchhaltung notierte u. a. 2.000 Meter Marabu, 1.500 Meter Leuchtstoff, 1.600 Meter Plastikstoff, 350 Meter Samt und 200 Meter Flitterstoff. Eine einzige Show-Garnitur verschlang 2.500 Straußen- und Hahnenfedern und 1.700 Folienkugeln.

Für ein Can-Can-Kostüm mußten 250 Meter Rüschen genäht werden, und ein einziges Walzerkleid verschlang 50 Meter Stoff. Die Mädchen gleichen, so deutlich sie aus Fleisch und Blut sind, wandernden Erzbergen. Für „Gerüste“ und Verstiftungen in den Kleidern und am Kopfschmuck brauchte man 50 Kilogramm Eisen und 50 Kilogramm Aluminium. Über drei Millionen Pailletten wurden vernäht, dazu 31.000 Straßsteine, 3.680 Perlen und 6.100 Federn.

Die ganze Ausstattung muß laufend überholt werden, denn sie soll halten, bis die Produktion ausläuft, nämlich zwei Jahre lang. Herrscherin über all diese Kostbarkeiten ist Frau Christine Kolbabek. Unter ihrer Ägide sind drei Garderobieren damit beschäftigt, die Kleider zu pflegen und Schäden zu beheben. Sie helfen den Mädchen auch beim Anlegen der Kostüme zu den Auftritten, wo es manchmal um Sekunden geht.

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