In der Krise die Hofläden wieder entdeckt

28.6.2020, 15:24 Uhr
In der Krise die Hofläden wieder entdeckt

© Foto: Jürgen Leykamm

Das Ausbleiben der befürchteten Katastrophe hat dabei vor allem zwei Gründe: Zum einen gelang es, die begehrten und erfahrenen Saisonarbeitskräfte beispielsweise aus Polen und Rumänien doch noch auf die Felder zu holen – wenn auch nicht in der gewohnt großen Zahl.

Zum anderen waren es die Privatkunden, die mit verstärkten Einkäufen des Edelgemüses direkt auf den Höfen dafür sorgten, dass das weitgehende Fernbleiben der Gastronomie-Großkunden sich nicht zu negativ auswirkte.

"Die Saison 2020 war schon eine ganz besondere", so die Einschätzung der Schwabacherin Miriam Adel, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbandes Franken. Zudem habe das milde Wetter dazu beigetragen, dass sich die Lage zum Guten gewendet habe.

 

Trübe Aussichten zu Saisonbeginn

 

Zu Saisonbeginn sah sie noch recht trüb aus. Denn just zum Startschuss waren die Reisebeschränkungen in Kraft getreten. "Und für alle mit hohem zusätzlichen Aufwand verbunden. Aber am Ende hat es doch funktioniert." Sie kann der Pandemie auch etwas Positives abgewinnen: "Man hat in der Krise die Hofläden wieder entdeckt!".

Die Erntemenge sei allerdings etwas geringer ausgefallen. Das Fehlen zahlreicher Saisonarbeitskräfte habe dazu geführt, dass auf sehr jungen und ganz alten Anlagen nicht gestochen wurde. So gab es aber auch kein Überangebot, was die Preise stabil gehalten habe beziehungsweise leicht steigen ließ. Was wiederum laut Adel vor allem "auf den gestiegenen Mindestlohn zurückzuführen ist". Erfreulich sei, dass sich bei den Arbeiten auch Helfer aus der Gastronomie, Taxifahrer sowie Schüler und Studenten beteiligt hätten, zählt sie einige Beispiele auf.

Unterm Strich "hatten wir zwar weniger Einnahmen, aber auch weniger Ausgaben", erklärt Diana Bub vom gleichnamigen Spargelhof in Oberreichenbach. "Wir sind froh, wenn wir keinen Verlust machen, ein großer Gewinn kommt aber auch nicht heraus." Auf dem Hof hat man auf polnische Mitarbeiter gesetzt, die per Auto anreisen durften und nicht eingeflogen werden mussten wie die Rumänen.

In Haag, einem anderen Kammersteiner Ortsteil, ist Adam Spachmüller nicht so ganz zufrieden mit dem Wetter: "Das Wasser hat gefehlt", bedauert er. Und sein treuester Mitstreiter aus dem Ausland, der schon seit 30 Jahren zur Spargelernte anreist. Letztlich aber habe jeder dazu beigetragen, dass am Ende aufgeatmet werden konnte.

Auch die Gastronomie, wie Markus Harrer vom Hilpoltsteiner Federhof betont. So hätten die Gasthöfe etwa Spargelgerichte zum Mitnehmen angeboten. Da war vor allem die weiße Version Trumpf. Denn was den grünen Spargel betrifft, sei "das Ernteergebnis schon ein bisschen dürftig", so Adele Hochmeyer vom gleichnamigen Betrieb in Brunnau: "Wir haben nur 40 Prozent von der Menge geerntet, die wir normalerweise verzeichnen können." Und das bei großer Nachfrage.

Einen großen Kundenstrom konnte auch der Betrieb von Johannes Maderer in Liebenstadt verzeichnen: "Es war deutlich zu spüren, dass die Kunden wieder mehr auf Regionalität achten." Das Ernten des grünen Spargels übernimmt in Brunnau übrigens sonst immer eine Saisonkraft aus Rumänien – diesmal stemmten das die Hochmeyers selbst. Denn auf den ausländischen Helfer verzichtete die Familie heuer aufgrund der Corona-Vorgaben.

 

Ernte geringer, aber in Ordnung

 

Die Maderers hatten die Hilfe von zwei Polen. Auf dem Federhof aber ist der Einsatz vieler ausländischer Kräfte unabdingbar – auch dieses Jahr. Es seien "weniger eingereist als geplant", so Harrer. So mancher Rumäne habe die vorgeschriebene Flugreise gescheut oder sei "lieber daheim geblieben, wie es ja von den Regierungen empfohlen wurde". Ohnehin habe er für seinen Betrieb weniger ausländische Kräfte angefordert, um der gesunkenen Vermarktungsmenge Rechnung zu tragen. Zugleich musste er die Kosten berücksichtigen, die sich durch den Transport per Flieger erhöht hätten. Genauso wie durch die Vorgabe, Unterkünfte nur zur Hälfte zu belegen. Aber was die Beachtung der Corona-Regeln anbelangt, "haben sich alle vernünftig gezeigt und sie mit durchgezogen", ist Harrer stolz auf sein Team. Der höhere finanzielle Aufwand ist für ihn das kleinere Übel. "Ohne Mitarbeiter wäre gar nichts passiert." Die Ernte sei insgesamt "in Ordnung", wenn sie auch geringer ausgefallen sei als in den vergangenen Jahren.

Keine Kommentare