Klänge, die packen

18.9.2016, 17:58 Uhr

Triendl erweist sich als ein feinsinniger Mozart-Stilist. So gerät im Eröffnungskonzert der letzten Alexander Shelley-Saison das resignativ gestimmte Klavierkonzert KV 491 rhetorisch belebt, durchwegs schlüssig pointiert, auch klar konturiert in der Grundstimmung. Subtil wird die dynamische Skala abgestuft. Jegliche galante Beiläufigkeit bleibt in dieser Wiedergabe ausgespart. In keiner Phase nehmen die Figurationen in dieser depressiven Klangsphäre motorisch einförmige Züge ein.

Fabelhaft gelingt das „jeu perlé“ im virtuosen Passagenwerk. Die große Spannung für Mozarts erlesene Künste signalisieren kontrapunktische Feinheiten. Aufmerksam kommentieren die tüchtigen Holzbläser (reich besetzt mit Oboen, Klarinetten, Trompeten und Pauken) ihre Soli. So erhält Triendls perspektivenreiches Mozart-Spiel durch die Interaktion mit den Orchesterstimmen packende Klanglichkeit.

Erfreulich, dass in Shelleys Abschiedssaison wieder ein postmodern geschneidertes Werk die Zuhörer in Spannung versetzt. Es geht bildhaft zu in der Tondichtung „Tempora mutantur“ (die Zeiten ändern sich), die dem gebürtigen Münchner Jörg Duda (48) aus der kompositorischen Feder floss.

Duda ist ein in Blech vernarrter Musik-Typ. Zu seinen großen Erfolgen zählt etwa das mit einem ECHO-Preis dekorierte erste Tubakonzert. Hier kreiert er ein Poem, das einen weiten Bogen über diverse Stilarten spannt. In diesem querbeet die Musikgeschichte durchquerenden Kaleidoskop brillieren walzerähnliche Klänge, die Grüße von Richard Strauss bestellen. Das war so richtig nach dem Geschmack des Publikums.

Gang zum Richtplatz

Mit Grusel und romantischer Dämonie hält der epochemachende Reißer, die „Symphonie fantastique“ von
Héctor Berlioz die Zuhörer schlussendlich in Schach. Shelley vermittelt suggestive Eindrücke. Brutal, hart im martialischen Gang, wird der Delinquent zum Richtplatz geführt. Freilich hätte die fein modellierte „Valse“ mehr Eleganz und edle französische Duftstoffe vertragen.

Aus dem aparten Spiel der Klangfarben in der „Szene auf dem Land“ bezieht die Wiedergabe starke Momente. Das wüste Tanzen der Hexen und das dröhnende Dies irae der Totenmesse – der Traum einer Sabbatnacht – adeln die gut eingestellten Symphoniker mit orchestralem Feinschliff. Das Publikum spendet der fratzenhaft aufgebrochenen Parodie viel
Beifall. Der gilt auch der geballten Bläserfraktion und der gnadenlos
zuschlagenden Perkussion.

 

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