Hier verläuft nichts

23.10.2016, 19:42 Uhr

Im fünften Konzert der Nürnberger Symphoniker kam nun in der Meistersingerhalle ein Sonderaspekt im Schaffen Respighis zum Tragen – die intensive Auseinandersetzung mit der Gregorianik. Neue Farben, ein spezifisches, aus dem Studium resultierendes Orchesterkolorit, beleuchten die spätromantisch-impressionistische Palette als Gegengewicht zu Respighis sinfonischer Trilogie „Fontane di Roma“, „Pini di Roma“ und „Feste romane“.

So erweist sich das gregorianisch inspirierte, unschuldig in der Ecke vor sich hin schlummernde „Concerto Gregoriano“ für Violine und Orchester als ein geigerisches Bravourstück – wenn auch sperrig. Dem bleibt der italienische Geiger Eduardo Zosi (28) weder solistischen Glanz noch das romantisierende Timbre und südlich glühende Feuer schuldig.

Als ein ganz Fleißiger seiner Zunft, sozusagen als Mittler zwischen Charles Gounod und Claude Debussy, erwies sich Jules Massenet. Nicht gerade freundlich gestimmt waren die Kritiker l892 bei der Uraufführung seiner Oper „Werther“. „Feinste Himbeer-Sauce in Des“ lautete die Schelte für den Komponisten. Nun gewinnt man aber nicht gerade den Eindruck, dass die pittoresk ausgemalten, das Volksleben Neapels belebenden Turbulenzen, die „Scènes napolitaines“, sich in oberflächlichen Reizen erschöpfen.

Gut, dass der italienische Pultstratege Marcello Mottadelli sich nicht nur als Feinzeichner, sondern auch als rustikal zupackender Maestro für all die Folklore-getränkten, schmelzenden melodischen Ergüsse erweist. Seine Gestaltungskunst inspiriert die Symphoniker jedenfalls zu bohrend intensivem Spiel, das nichts in butterweiche Linien zerlaufen lässt.

Reger, so romantisch

So deftig der fränkische Pressack, den Max Reger heiß begehrte, so rustikal bajuwarisch war oft genug seine Orchestersprache: Wer sich Reger aber vorurteilsfrei nähert – wie einst der unermüdlich den Oberpfälzer interpretierende Chef der Bamberger Symphoniker, Horst Stein –, dem gebührt Hochachtung.

So widmen die Symphoniker Regers 1912 aus der Taufe gehobenen „Eine romantische Suite“ op. 125 einen finessenreichen, farbgesättigten, subtil ziselierten Orchesterklang. Hier glitzert bei hoher Schlagzahl ein romantisches Stimmungsbild, das über drei Sätze hinweg all die flüchtige Motivik in Umkehrungen und kunstvoll gearbeiteten Variationen offenbart. Das Publikum applaudierte begeistert.

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