Mundart als Mund Art

13.11.2016, 18:50 Uhr
Mundart als Mund Art

© Foto: Jonas Kusz

Haikus senn Schdraichhölzlä/wemmas oozind/mäins brennä“. So erklärt Fitzgerald Kusz die Charakteristik eines japanischen Haikus. Die fernöstlichen Dreizeiler hat er ins Fränkische transponiert und bringt damit fränkische Befindlichkeiten in aller Kürze auf den Punkt. Das Publikum im Musiksaal in der Kongresshalle amüsierte sich dabei vortrefflich und wurde obendrein musikalisch ganz wunderbar vom Holzbläser-Quartett der Nürnberger Symphoniker unterhalten.

Fränkisch ist Kusz’ Muttersprache und die pflegt er inniglich. In seinem Schimpfwörter-Sonett reiht Kusz nichts als fränkische Kraftausdrücke aneinander: Maulaff, Schnarchzapfen, Saumagen, Waafer und Fregger. Damit wolle er sich an der Hochsprache rächen, „die drauf und dran ist, mei Sprouch, meinen Dialekt zu verdrängen“. Seine Mundart versteht Kusz als Mund Art. Also kein bloßes „Dem-Volk-aufs-Maul-schauen“, sondern Literatur, ein Kunstprodukt.

Die Lyrik von Kusz hat eigene Energie, Kraft und Poesie. Mit wenigen Worten eine maximale Wirkung erzielen, das gelingt ihm perfekt mit seiner „fränkischen Coverversion der japanischen Haikus“. Wie zum Beispiel „Deä Wech is es Ziel/du redsd di leichd/iich find inn Wech ned“.

Die Sprachlust treibt ihn um, die besondere fränkische Sprachmelodie mit ihrem unverwechselbaren Sound. In seinem Vortrag werden Erinnerungen wach an die Kindheit in den 1950er Jahren mit der Zinkbadewanne, „wo ich jeden Samstag drin gebadet hab“. Das Publikum teilt offenbar diese Erinnerungen, wie man immer wieder am Lachen hört.

Für die eloquente musikalische Umrahmung des Abends sorgte das Holzbläser-Quartett der Akademisten der Nürnberger Symphoniker mit Melina Elbe-Hegenauer (Flöte), Elisabeth Juen (Klarinette), Helmut Beham (Fagott) und Karoliona Kownacka (Oboe). Ob „Trois Pièces“ von Eugène Bozza, „Deux mouvements“ von Jacques Ibert, „A simple Serenade“ von Gordon Jacob oder Mozarts Adagio und Allegro f-Moll; das junge Bläserensemble überzeugte durch das perfekte Zusammenspiel, den einfühlsamen Dialog der Instrumente und die hohe Virtuosität. Mal verspielt, neckisch, keck, dann wieder feierlich getragen, elegisch, sehnsuchtsvoll fragend – lautmalerisch erstanden Bilder und Assoziationen an Fabelwesen, Waldtieren oder Landschaften. Das geistreiche gegenseitige Zuspielen der Gedanken war von sichtbarer Spielfreude getragen.

Ein heiter-beschwingter, musikalisch-literarischer Abend. Und für den Heimweg gab Kusz noch mit: „Deä Vollmond ibä Nämberch is aa blouß ä Lebkoung.“

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