Franz Schubert, der große Trauermeister

14.11.2016, 18:47 Uhr

Für Beethoven war es die „schwarze Tonart“ und auch bei Franz Schubert spielt sie immer dann eine gewichtige Rolle, wenn es um Tod und Trauer geht (etwa in der „Winterreise“): h-moll lässt keinen kalt. Wieviel mehr gilt das für die vollendete „Unvollendete“, die Tarmo Vaask vor die Es-Dur-Messe gestellt hatte.

Sehr unsentimental, direkt, keineswegs nur im Nebulösen verweilend legte der übersichtlich lenkende Dirigent die zwei berührenden Sätze mit den Symphonikern an. Dabei überrascht immer wieder, wie treffsicher der 25-jährige Autodidakt aus Wien orchestrierte, wie farbenreich er seine thematischen Ideen umsetzte. Die Hörerfahrung mit dem verehrten Beethoven bewirkte anscheinend einiges . . .

Darauf die Es-Dur-Messe folgen zu lassen, machte Sinn. Der von der reinen Nummernabfolge befreite Chorsatz hat es in sich, mischt sich intensiv mit dem Instrumentalpart und macht sich davon auch wieder autark.

Der Lehrergesangverein bewältigte die anspruchsvolle Aufgabe in der Einstudierung von Klaus Bimüller und Vaask mit gefühlvoller Noblesse und gleichbleibend aufmerksamem Gestaltungswillen. Ausgewogenheit mag in künstlerischen Dinge meistens nicht angebracht sein: Bei der Stimmgruppenmischung eines Gesangskollektiv bedeutet sie ein dickes Plus.

Eine Entdeckung: Yuri Rostotsky

Eine Entdeckung unter den fünf Gesangssolisten ist der russische Tenor Yuri Rostotsky: Seine geschmeidig timbrierte, ausgesprochen strahlkräftige Stimme hatte als einzige nicht nur die dynamische Substanz, den großen Saal zu füllen, sondern auch die rhetorische Behandlung seiner Partie verriet Erfahrung und Stilbewusstsein. Seit letztem Jahr ist der international auftretende Künstler festes Mitglied im Moskauer Novaya Operntheater, und es gehört keine große Prophetengabe dazu, dem smarten jungen Mann eine hervorragende Karriere vorauszusagen.

Achtbar lösten Sopranistin Anna Denisova, die portugiesische Mezzo-Sopranistin Raquel Luís, Tenor Sebastian Köchig aus dem Nürnberger Opernchor und der lettische Bariton Rihars Millers ihre Aufgaben.

Nächstes LGV-Konzert: 30. Dezember (mit Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5, Bruckners „Te Deum“ und Mahlers „Urlicht“).

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