Die kleine Yoga-Pause zwischendurch

8.1.2017, 18:01 Uhr
Die kleine Yoga-Pause zwischendurch

© Foto: Roland Fengler

Mit Yoga verbinden die meisten tiefes Ein- und Ausatmen, entspannende Meditation oder eine verrenkende Übung auf einer Matte zu Meeresrauschen aus Lautsprecherboxen. Auf alle Fälle steht Yoga für Ruhe und Harmonie. Die Sozialpädagogin und zertifizierte Coachin Carolin Wüllner bringt dieses Übungssytem aus Indien, an einen Ort, der ferner von allem was Yoga eigentlich verkörpert, nicht sein könnte: ins Büro. Mit ihrem Buch „Yogabreak – Überleben im Büro“ hat sie Yoga für den Alltag am Schreibtisch tauglich gemacht.

Paradoxe Idee

Im ersten Moment klingt das als paradoxe Idee. Das Letzte woran man zwischen Termin- und Leistungsdruck denkt, ist Pause zu machen, geschweige denn Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Das weiß auch Carolin Wüllner aus eigener Erfahrung. Stundenlanges, verspanntes Sitzen am Schreibtisch führte auch bei ihr zu Rückenschmerzen. Zwar machte sie damals vor und nach der Arbeit Yoga, doch das half nur bedingt. So begann sie, auch während der Arbeit kleine Übungen einzubauen. Als qualifizierte Yogalehrerin entwickelte sie nach und nach ihr eigenes Konzept – Yogabreak war geboren.

Bei einem Meeting stellte sie ihre Idee ihren Kollegen vor und nach dem Ausprobieren waren alle, inklusive Chef, überrascht: „Das funktioniert ja wirklich!“ Ob im Sitzen, im Gehen oder im Stehen für jede Situation gibt es vom Energizer bis zum Cool Down verschiedenste Übungen. Dabei wird kein Körperteil ausgelassen. Sie zeigt Anleitungen für lockere Schultern, ausgeruhte Augen oder auch flinke und geschmeidige Finger und Handgelenke. Manche Übungen sollen einen Energieschub verleihen, andere den Stress bekämpfen, die Konzentration steigern oder Aggressionen abbauen. Im Arbeitsalltag verliere man schnell seine innere Mitte, sagt Wüllner. Yoga soll dabei helfen sich wieder zu zentrieren.

Die kleine Yoga-Pause zwischendurch

© Foto: Roland Fengler

Bewusst atmen

„Der Unterschied zwischen Yoga und der reinen Bewegung, ist die bewusste, richtige Atmung.", erklärt Carolin Wüllner. Wer sich mit der Theorie schwertut, kann diese spezielle Atemtechnik auch bei einem Workshop erlernen. Vor allem in einer Stress-Situation wird die Atmung flacher; die meisten Menschen atmen dann nur noch in den Brustkorb und nicht mehr in den Bauch. So wird die Sauerstoffzufuhr reduziert, wodurch Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme auftreten.

Durch einen Yogabreak, eine kurze, effektive Pause, wird die Atmung wieder normalisiert, der Körper in Bewegung gebracht und so neue Energie geschöpft, verspricht Wüllner: „Nach solch einer Pause, macht man weniger Fehler und schafft mehr in derselben Arbeitszeit.“

Es gilt dabei, ein Kontrastprogramm zur eigenen Arbeit zu finden. Für den Anfang empfiehlt der Coach einen Testtag zu machen. Dafür könne sich jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen Übungen zusammenstellen und Verschiedenes ausprobieren. Danach muss man einen eigene Rhythmus finden und diesen dann auch konsequent halten. „Man muss es schaffen, seinen inneren Schweinehund zu überwinden, denn in einer Stresssituation fällt man oftmals wieder in alte Muster zurück.“

Die kleine Yoga-Pause zwischendurch

© Foto: Roland Fengler

Damit hatte auch Carolin Wüllner anfangs Probleme. Doch hierfür gibt es kostenlose Programme zum Runterladen aus dem Internet, etwa „Work Break“ für Windows oder „Timeout“ für iMac, die einen während der Arbeit am PC daran erinnern, mal wieder eine kurze Pause einzulegen. Außerdem sollte man nicht bis zum Limit arbeiten, denn so brauche man danach umso länger, um sich wieder zu erholen, rät Wüllner. Als Faustregel gilt: Nach etwa 60 bis 90 Minuten sollte man seine Arbeit kurz unterbrechen.

Doch in einem Großraumbüro vor den Kollegen und dem Chef einmal pro Stunde kleine Yogaübungen zu machen, erfordert schon ein gesundes Selbstbewusstsein. Von komischen Blicken oder Bemerkungen der Kollegen sollte man sich jedoch nicht einschüchtern lassen und „einfach heimlich anfangen“, empfiehlt der Coach. Es gebe schließlich genug Übungen, die sich versteckt unterm Tisch machen lassen. Auch kann man sich extra lange Wege schaffen, um sich so gezwungenermaßen mehr zu bewegen. Schon den Weg zum Drucker kann man zu einer Entspannungsübung nutzen.

Dynamisch sitzen

Für die Volkskrankheit Rückenschmerzen zeigt die Yogalehrerin die optimale Haltung vor dem Computer, doch sie ergänzt auch: „Die perfekte Sitzhaltung bringt nichts, wenn man so starr den ganzen Tag verbringt. Der Schlüssel liegt im dynamischen Sitzen. Das bedeutet, immer wieder die Position zu verändern.“ Das alte Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ hat also auch im digitalen Zeitalter nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Weitere Infos unter:  http://yogabreak-at-work.de

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