Strahlender Sopran, satter Alt

9.1.2017, 19:32 Uhr
Strahlender Sopran, satter Alt

© Foto: Ernst-Ludwig Noé

Gegründet wurde Vocanta 1985 von Joachim Adamczewski als kleiner Singkreis, damals noch unter dem Namen „Grillensingtett“. Mittlerweile ist der Chor auf eine Stärke von rund 50 Sängerinnen und Sängern angewachsen, die inzwischen auch Oratorien aufführen. Der Schwerpunkt liegt aber nach wie vor auf A-Cappella-Werken, so auch im aktuellen Konzert, das der Chor am Sonntag zu Gehör brachte — und das auch nach dem Jahreswechsel weihnachtlich geprägt war.

Zu keinem anderen Fest dürfte wohl so viel Musik komponiert worden sein wie zu Weihnachten. Die auf Weihnachtsmärkten und in Kaufhäusern allgegenwärtigen Lieder stellen nur einen winzigen Ausschnitt dar. Folglich konnte Adamczewski beim Zusammenstellen des Programms aus dem Vollen schöpfen und unter dem Motto „Frohlocket, ihr Völker“ die Zuhörer mit eher unbekannten Klängen aus dem Frühbarock über die Romantik bis hin zu zeitgenössischen Werken erfreuen.

Müheloser Wechsel

Ungewöhnlich, aber sehr gelungen, war dabei die Gegenüberstellung von Werken aus unterschiedlichen Epochen. Zum Beispiel folgt auf das Eröffnungsstück „Frohlocket ihr Völker“ von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809—1847) übergangslos „Machet die Torte weit“ von Andreas Hammerschmidt (1612—1675) sowie auf das mystische Magnificat von Eriks Esenvalds (*1977) das engagierte „Verleih uns Frieden“ von Heinrich Schütz (1586—1672). Während bei „O nata lux“ von Morten Lauridsen (*1943) die Entwicklung langer Linien im Vordergrund steht, erfordert „Sehet, welch eine Liebe“ von Gottfried August Homilius (1774—1785) einen leichten, verspielten Klang. Diesen Wechsel meisterte der Chor mühelos.

Im Mittelpunkt des Programms standen die vier Weihnachtsmotetten von Francis Poulenc (1899—1963). Das Hauptmerkmal seines Kompositionsstils ist die Aneinanderreihung kleinteiliger Phrasen von expressiver Harmonik, was von einem Chor eine ungeheure Konzentration und Hörfähigkeit verlangt. Bei dem Stück „Stars“ von Eriks Esenvalds werden als reizvoller Klangeffekt geriebene Weingläser wie bei einer Glasharmonika eingesetzt. Dadurch entsteht ein flirrender, sehr obertonreicher Sound. Die Komposition „Silence and music“ von Ralph Vaughan Williams (1872—1978) war dagegen ein Tongemälde, in dem besonders die Frauenstimmen in wunderschönen Kantilenen schwelgen können.

Über Intonation und rhythmische Präzision braucht man bei einem Chor dieses Formats keine Worte verlieren. Sowohl die einzelnen Stimmgruppen als auch der gesamte Chor waren harmonisch sehr ausgewogen. Strahlende Soprane, satte Altstimmen, leuchtende Tenöre und profunde Bässe vereinigten sich zu einem großen Ganzen.

Adamczewskis raumgreifendes, detailliertes Dirigat wurde vom Chor hervorragend umgesetzt. Allerdings könnte es manchen Zuhörer von der Musik abgelenkt haben.

Für den begeisterten Beifall bekamen die Zuhörer als Zugabe zwei volkstümliche Weihnachtslieder serviert.

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