Blüten aus Holland

13.2.2017, 19:02 Uhr

Auch in der Funktion des Generalmusikdirektors des Deutschen Nationaltheaters und Chef der Staatskapelle Weimar hinterließ er einen glänzenden Eindruck. Mit einem breitgefächerten Repertoire von Opernproduktionen und Premieren (zuletzt an der Volksoper in Wien) festigte er die Position eines Maestro in Residence. Ob BBC London, die legendären Proms-Konzerte in der Royal Albert Hall oder die erfolgreiche Kooperation mit dem Royal Scottish Orchestra London – Jac van Steen ist nicht nur eine den Stab führende Koryphäe. Auch bleiben die Türen der pädagogischen Aktivitäten mit Studentenorchestern (Bundesjugendorchester und Zusammenarbeit mit jungen Künstlern in Bayreuth) weit geöffnet.

Nürnberg freute sich auf ein Wiederhören und Wiedersehen. Frühlingsgewalten des zu Lebzeiten erfolgreichsten Werkes des niederländischen Komponisten Johan Wagenaar toben zum Entrée des gut besuchten Nachmittagskonzertes am Sonntag in der Meistersingerhalle.

Da lässt Richard Strauss stilistisch Grüße bestellen, während Wagenaars instrumentale Kunst den starken Einfluss Berlioz’ reflektiert. Wagenaars niederländische Opern und Kantaten verraten in ihrem Gespür ausgeprägten Sinn für Humor und parodieren satirisch gesellschaftliche Oberflächlichkeit.

Ein Brahms in Kennermanier

Die 4. Sinfonie von Johannes Brahms, eine kompositionstechnische Krönung seiner Symphonik, geht van Steen mit abgeklärtem Elan an. Vorbildlich einheitlich, im klangschönen Spiel – so verstehen sich die gut aufgelegten Symphoniker, spielen sie das Andante ohne Makel, in den Holzbläsern mit solistischer Bravour und in den Streichern mit der gebotenen Hymnik. Im Finale wird eine Aufsplitterung der Passacaglia-Segmente in widersätzliche Charakterbilder vermieden. Keine Passage wir unnötig überfrachtet. Einen glänzenden Eindruck hinterlassen die volltönenden Blechbläser. Der Abschiedsruf des Horns wird ganz im Tempo gehalten. So plakativ sich die Passacaglia-Abschnitte auch immer ausnehmen, für Imposanz und Raffinement war reichlich gesorgt. Das arg verhustete Publikum applaudierte begeistert.

Robert Schumanns heikles Cellokonzert op. 129 meistert die aus den Niederlanden stammende Quirine Viersen, Tochter eines Cellisten des Amsterdamer Concertgebouw Orkest und Schülerin des unlängst verstorbenen Heinrich Schiff mit edlem Ton und vitalem Zugriff.

Dank ihrer fabelhaften Griff- und Bogentechnik hat sie nichts zu befürchten. So wird in dieser Wiedergabe folgerichtig erkannt, dass in Robert Schumanns zerrissenen rhapsodischen Gebilden nicht die Selbstäußerung des Solisten das entscheidende ist, sondern wie die kompositorischen Kräfte aus einem beredten Dialog mit dem Orchester fließen.

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