Unterwegs . . . Von einem, der Tango mit den Worten tanzt

20.10.2017, 20:25 Uhr

Dass an diesem Abend Wettbewerb und Abstimmung durch eine Jury fehlen, tut dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Lars Ruppel ist ein Erlebnis. Vollkommen unprätentiös und mit hohem Unterhaltungswert beleuchtet er seine Kurzvita, wie er es als Hesse aus der Provinz vom punkigen Heckenspringer zum Wortakrobaten auf die Bühne schaffte. Dass er inzwischen im Namen des Goethe-Institutes aller Herren Länder bereist, darf man nach dieser Performance nur als gut verwendete Steuermittel begrüßen. Lars Ruppel liebt die Sprache. Und er tut es mit einer Entschlossenheit, die ihn nach einem Normalo-Abitur dazu zwang, statt Studium und Ausbildung lieber gleich die Profession des freien Dichters und Poeten zu wählen.

Den deutschen Poetry Slammern wird gerne nachgesagt, dass sie sich im Gegensatz zu den US-amerikanischen Gründungsvätern dieser Kunstform eher den komödiantischen Themen zuwenden. Lars Ruppel verbindet beides gekonnt. Durchaus skurril entwickelt sich seine "Kuh vom Eis" von einem Kindergruselmärchen zu einer handfesten Sozialkritik am Überwachungsstaat. Das ist ein dichterischer Parforceritt mit viel Freude am kauzigen Sprachspiel und Handlungsträngen, ohne sich im Metapherndschungel zu verlaufen.

Redensarten hinterfragt er sensibel und liefert in seinen Fünf-Minuten-Monologen überraschende Erklärungen. Wer hätte gedacht, dass hinter dem geflügelten Wort des "Alten Schweden" letztlich der ewige Fluch der Waldfee steckt, der uns noch heute beim Zusammenschrauben von IKEA-Möbeln heimsucht. Wer je Ruppels Deutung gehört hat, wird deren Katalog zukünftig nur noch mit einem Grinsen im Gesicht durchblättern.

Deutlich humorloser war da der musikalische Rahmen, den Norbert Nagel verantwortete. Wer am vergangenen Sonntag die Symphoniker mit Theodore Kerkezos grandiosem Saxofonspiel bei Astor Piazollas Tangosuite erlebt hatte, musste diesen Abend als Abklatsch empfinden. Recht fade kamen die Tangos, drohten abgenudelte Themen aus der Feder Bachs (Badinerie) und Mozarts (Langsamer Satz des Klarinettenkonzert) im Wechselspiel mit jazzorientierten Interludes und pointenfreien Klassik-Goes-Kuba-Anwandlungen ihren letzten Charme zu verlieren. Solchen Crossover hat man schon origineller gehört. Das Publikum ertrug es gelassen.

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