Trommeln für den Gottessohn

29.10.2017, 19:14 Uhr

Das gilt vor allem für das Schlagzeugkonzert des für Gegenwartskomponisten sehr erfolgreichen und häufig gespielten Schotten James MacMillan (58). Unter dem Titel "Veni, veni, Emmanuel" nach dem gleichnamigen, von der frühen Gregorianik inspirierten Adventslied, nimmt es ideell Bezug auf die Freude über die Geburt Christi und die Erlösung durch die Auferstehung, schlägt also einen Bogen von Weihnachten zu Ostern, was dem Werk häufige Aufführungsmöglichkeiten vor allem im Bereich der Kirchenmusik sichert.

In der Meistersingerhalle bot es vor allem dem jungen italienischen Perkussionisten Simone Rubino (Jahrgang 1993) Gelegenheit für eine virtuose und bewegungsreiche Show, zwischen großen chinesischen Gongs, Drumset, Xylofon, Röhrenglocken, Marimbaphon und anderem Schlagwerk, das an der Bühnenrampe aufgebaut war.

Musikalisch führt MacMillans knapp halbstündiges Werk von wilden Schlagwerkattacken, kontrastreichen rhythmischen Passagen hin zu einer Apotheose, bei der die Streicher der Symphoniker schließlich ihre Instrumente niederlegen und zu obertonreichem Handschlagwerk greifen, während Rubino an dicht bei der Steinmeyer-Orgel platzierten Röhrenglocken das Konzert sozusagen "ausläuten" lässt.

So gelang ein aufregender, ja, durchaus mitreißender Parcours, der der virtuosen Perkussion einen sehr eingängigen Orchesterpart gegenüberstellte: repetitive Strukturen, einfache Akkorde und Motive, alles hübsch tonal – da entwickelten auch die Symphoniker, angespornt von dem zwischen seinen Perkussionsinseln hin und her eilenden Rubino, viel Spielfreude und Groove.

Der auf eine solide Kapellmeister- und GMD-Laufbahn (Leipzig, Mannheim, Halle, Oldenburg) zurückblickende Epple (Jahrgang 1960) koordinierte die Parallelhandlung zwischen Orchester und Schlagwerk souverän. Rubinos wie hingetupft wirkende und tänzelnd-melodische Bach-Zugabe am Marimbaphon bezauberte schließlich mit verführerischem Charme.

Den engen Bezug zwischen Richard Wagners "Parsifal"-Vorspiel und Felix Mendelssohn Bartholdys sogenannter Reformationssinfonie stellte vor allem das "Dresdner Amen" her, das Wagner für sein Grals-Motiv verwendete und das Mendelssohn Bartholdy neben Luthers Choral "Eine feste Burg ist unser Gott" in seine Sinfonie verwob, um sein Bekenntnis zu den Ideen Martin Luthers und der Reformation zu untermauern.

Den Symphonikern gelangen der entrückt-schmerzvolle Streicherklang und die Bläserchoräle des "Parsifal"-Vorspiels technisch sehr gut, atmosphärisch blieb die Interpretation jedoch etwas kapellmeisterlich brav, mit zu viel Bodenhaftung.

Dagegen entwickelte sich in der Reformationssinfonie ein sehr anregender Kontrast zwischen den archaisch, rauen, von alter Kirchenmusik inspirierten Passagen und dem typisch lichtdurchfluteten, luftigen Mendelssohn-Klang, wie er etwa das Allegro Vivace dominiert. Eine gelungene Einstimmung auf den Reformationsstag.

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