Wenn Katzen Trauer tragen

13.11.2017, 19:19 Uhr

Webbers Requiem ist sehr abwechslungsreich, so dass zwar einige Stellen an ein Musical wie "Cats" erinnern, die meisten aber an die "ernste" Requiemtradition.

Sicher: ein musical-poppiges Hosanna mit Schlagzeuguntermalung in Manier einfach gestrickter Popmusik ist nicht jedermanns Sache. Dennoch muss man sagen, dass auch dieser Teil des Requiems einen Schwung besitzt, der ansteckt. Und falls der Zuhörer gegen Ende des Stücks in Versuchung geraten sein sollte, sich allzu entspannt zurückzulehnen, so wird er schlagartig aufgerüttelt, wenn die Orgel apokalyptisch in das Knabensolo einbricht.

Langweilig wird es nicht, und Dirigent Vaask hatte alle Teilnehmenden mit seiner freundlichen, fast galanten, Art gut im Griff. Der Chor war mit Freude bei der Sache und meisterte das nicht ganz leicht auszuführende Stück überzeugend. Die griechische Koloratursopranistin Zinovia Zafeiriadou Vidovic konnte sich stimmlich gut durchsetzen, während der irische Tenor Dean Power von der Bayerischen Staatsoper, der für den erkrankten Gustavo Quaresma Ramos einsprang, leider manchmal von Orchester und Orgel etwas überdeckt wurde. Der elfjährige Knabensolist Johannes Rempp aus Stuttgart begeisterte mit seiner sauberen und einfühlsamen Stimme, die im Duett mit Vidovic im "Pie Jesu" ausgesprochen gut harmonierte.

Doch auch der erste Teil des Konzerts war ansprechend. Als Einstimmung auf den Abend wurde "Kodumaine viis" für Streichorchester gespielt, die heimliche Nationalhymne Estlands des estnischen Komponisten Heino Eller von 1953. Für den mit der estnischen Kultur weniger vertrauten Zuhörer wirkte das knapp 10-minütige Stück allerdings nicht besonders eingängig.

Es folgte das Konzert für Horn und Orchester des ungarischen Komponisten Frigyes Hidas (gestorben 2007), das ganz der Tonalität verpflichtet ist. Der Solist, Matthias Nothhelfer, Solohornist bei den Symphonikern, spielte schön sauber, aber die Hornstimme an sich wirkte etwas eintönig. Da war die Orchesterbegleitung mit ihrer großzügigen Synkopierung und ihren spannungssteigernden Elementen ansprechender. Sie weckte Assoziationen an schwarz-weiß Filmklassiker wie die Miss Marple-Filme mit Margaret Rutherford oder ein Käferballett in der Zeichentrickserie Biene Maja und fungierte als Amuse gueule für das Requiem nach der Pause, das dann doch mehr in Erinnerung blieb.

Nach dem Konzert ging schließlich so manche(r) Webbers Requiem-Motiv summend nach Hause.

 

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