Elektro-Lastenräder: Pilotprojekt ist ein voller Erfolg

21.11.2017, 05:57 Uhr
Pakete liefern per Lastenrad: Das gibt es in Nürnberg nun häufiger.

© Günter Distler Pakete liefern per Lastenrad: Das gibt es in Nürnberg nun häufiger.

Jay Taylor hat umgesattelt. Seit 23 Jahren fährt der 46-Jährige Pakete aus, seit einem Jahr aber nicht mehr in seinem 3,5-Tonner – sondern auf dem Rad. Und das kommt an! Bis zu 110 Stopps schaffen er und seine Mitarbeiter – Taylor ist Subunternehmer des Lieferdienstes DPD, mit ihren Elektro-Lastenrädern am Tag — und können so mit den großen Transportern mithalten.

Das ist das Ergebnis der einjährigen, inzwischen abgeschlossenen Testphase, bei der zwei Paketdienste in Nürnberg mitgeradelt sind, neben DPD (in der Südstadt) auch GLS (in der Altstadt). Stadt, Freistaat und die Industrie- und Handelskammer haben das Projekt unterstützt, genauso wie die Technische Hochschule Nürnberg unter der Leitung von Professor für Nachhaltige Unternehmensführung und Logistik, Ralf Bogdanski.

"Keine Parkplatzsuche, keine Staus"

Das Ergebnis: Statt ursprünglich drei fahren inzwischen acht E-Lastenräder Pakete in der Stadt aus. Auch weil es sich rechnet. Die Erwartungen in Sachen Wirtschaftlichkeit, sagt Bogdanski, "haben wir deutlich übertroffen". Heißt: In der Auslastung (Paketzahl, nicht Gewicht) haben die Räder die 3,5-Tonner 1:1 ersetzt – sind aber viel wirtschaftlicher. Der Grund dafür ist einfach, weiß Bogdanski. "Sie sparen Zeit!"

Wie, weiß Jay Taylor: "Keine Parkplatzsuche, keine Staus, alles geht schneller", zählt er auf. Gerade am Anfang habe er sich häufig gedacht: "Wow. Ich kann ja da lang fahren." Er meint manche Einbahnstraße, die er auf dem Elektro-Lastenrad in falscher Richtung nutzen darf, Radwege, für die die Lieferanten von der Stadt Sondergenehmigungen haben, Fußgängerzonen. "Das erleichtert so viel." Mit bis zu 25 km/h seien die Rad-Lieferanten in der Stadt auch nicht langsamer als die Transporter.

Ambitionierte Ziele

Die Fahrer, auch das haben Bogdanski und seine Wissenschaftler abgefragt, sind begeistert. Taylor und Tomaschewski sind ein Beispiel dafür. Dass heute das Wetter nicht gut ist, stört Frederik Tomaschewski und Jay Taylor kaum, "wir haben richtig stylishe Regenjacken", lachen sie. Tatsächlich haben die Lieferfahrer erstaunlich oft gut lachen — trotz Regen. "Den kriegt schließlich auch ab, wer mit dem Transporter unterwegs ist", weiß Taylor aus Erfahrung. Nur erspare man sich das Ständige kalt-nass und dann wieder warm-trocken im Innern des Lasters.

Zwölf Kilometer fahren die Rad-Paketlieferanten täglich, beinahe ungebremst. Auch deshalb schaffen sie pro Stunde etwa 20 Stopps. Auch wenn es vor allem kleinere Lieferungen (insgesamt 200 Kilogramm passen in ein Rad) sind, die die Rad-Lieferanten übernehmen, "aber auch das entlastet die Transporterfahrer" (Taylor). Und dank weniger Emission auch die Umwelt. "Das Konzept funktioniert", sagt Ralf Bogdanski. Ursprünglich ist der davon ausgegangen, dass 1000 von 4000 Pakettransportern durch Lastenrädern ersetzt werden können. Inzwsichen rechnet er mit 30 Prozent.

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