Kaum Öffis, viele Pendler: Am meisten leidet Erlangen

6.4.2018, 10:49 Uhr
Kaum Öffis, viele Pendler: Am meisten leidet Erlangen

© Carlo Schmitt, Florian Gottschalk

161.545 sozialversicherungspflichtige Beschäftige pendelten laut Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2017 jeden Werktag nach Nürnberg – und da sind die ganzen Schüler, Mini-Jobber oder Shopping-Ausflügler noch gar nicht mitgezählt.

Damit ist Nürnberg stark belastet – im Vergleich zu Erlangen aber noch ein Waisenknabe. Denn in Nürnberg wohnen immerhin 47,1 Prozent der dort Beschäftigen in der Stadt. Außerdem kommen viele Pendler mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist.

Ganz anders sieht das 20 Kilometer weiter nördlich aus. Die 89.320 Arbeitsplätze in Erlangen werden nur zu 31,2 Prozent von Erlangern besetzt, der Rest pendelt von außerhalb der Stadtgrenzen ein, vor allem aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, aber auch aus Nürnberg und dem Landkreis Forchheim. 

Das Problem: Der Großteil davon kommt mit dem Auto. Die öffentlichen Verkehrsmittel um die Stadt sind einfach zu unattraktiv, um viele Menschen vom bequemen Auto zu entwöhnen. Die geplante Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach soll Abhilfe schaffen, wird dies aber frühestens ab dem Jahr 2027 tun können.

Klar ist: Noch nie waren so viele Autos in der Region unterwegs wie heute,mehr als 1,6 Millionen Pkw waren 2016 im VGN-Gebiet zugelassen - mit gravierenden Folgen. 

Wer wissen will, wie die Verkehrsströme in der Region verlaufen, ist gezwungen, sich durch viele verschiedene Statistiken zu quälen. Zum einen gibt es da die Zahlen über Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln im VGN-Gebiet. Diese haben den Vorteil, dass nicht nur Arbeitspendler einberechnet werden, sondern auch alle anderen Gründe, in Zug, Bus oder Straßenbahn zu zeigen. So gaben bei der letzten Fahrgastbefragung im Jahr 2012 insgesamt 30,5 Prozent der Fahrgäste an, wegen privater Erledigungen unterwegs zu sein, elf Prozent entfielen an Werktagen auf den Freizeitverkehr. Nur 29,9 Prozent waren Arbeitspendler, 28,6 Prozent der Fahrgäste waren in die Schule, die Uni oder die Ausbildung unterwegs.

Daneben gibt es die erwähnte Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die ausweist, wohin sozialversicherungspflichtige Beschäftige von ihrem Wohnort pendeln, um ihr Geld zu verdienen. Diese Daten haben den Charme, dass auch die Autofahrer mit einbezogen werden – vollständig sind sie deshalb aber noch lange nicht. Denn hier fehlen nicht nur die Freizeit- und Einkaufsfahrten, sondern auch der Liefer- und der Durchgangsverkehr. Die aktuellsten Zahlen zur Verteilung auf die Verkehrsmittel im VGN-Gebiet stammen aus dem Jahr 2002 und sind natürlich ohnehin nur eine Annäherung an die Realität. Demnach wurden damals 22 Prozent der Wege zu Fuß zurückgelegt, sieben Prozent mit dem Fahrrad, 61 Prozent mit dem Auto und zehn Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln. In der Stadt Nürnberg wurden immerhin 20 Prozent der Wege mit Bussen und Bahnen zurückgelegt, in den Landkreisen waren es nur zwischen drei und sieben Prozent, Schlusslicht war dabei der Landkreis Ansbach.

Im zweiten Halbjahr soll es endlich neue Zahlen zu der Verteilung geben. Der VGN erwartet aber nur wenige Veränderungen. Positive Effekte könnte es rund um das S-Bahnnetz geben, dafür hat der Schülerverkehr seit 2002 zugunsten des vom Auto getriebenen Pendlerverkehrs abgenommen. 

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