Achtklässler proben den Berufseinstieg

13.5.2018, 19:20 Uhr
Achtklässler proben den Berufseinstieg

© Doreen Gareis

"Brake!", ruft Thomas Preuß, Leiter des Seminartrainings, mit kräftiger Stimme. Es klingt für die Schüler der Uhlandschule wie ein Zauberwort — sie spitzen die Ohren. Die Jugendlichen sehen das Training als Chance, um in Bewerbungsgesprächen gut abzuschneiden.

Preuß und der 14-jährige Leon simulieren ein Vorstellungsgespräch. Leon spielt einen Bewerber, Automobilkaufmann möchte er werden, und Preuß übernimmt die Rolle des Personalchefs. Wird Leon einen guten Eindruck hinterlassen? Denn soeben rief Preuß mitten im Gespräch dieses "Brake". Warum? "Weil Leon im ganzen Satz antworten soll", vermutet Mitschülerin Franziska.

Der Seminarleiter nickt und erklärt: "Meine Frage an den Bewerber lautete: Haben Sie leicht hergefunden?" Leon antwortete mit "Ja". Das reicht nicht aus, denn ein Personalchef erwartet mehr. Beispielweise könnte man ergänzen, den Weg bereits im Internet angeschaut zu haben, um pünktlich zu kommen. Das gibt Pluspunkte.

Preuß macht weiter. "Warum möchten Sie Automobilkaufmann werden?", fragt er freundlich, aber resolut. Leon erzählt, dass er mit seinem Vater auf einer Messe in Hamburg gewesen ist, um die neuesten Autos kennenzulernen. Und er ergänzt, dass Kraftfahrzeuge seine große Leidenschaft sind.

"Brake! Wie war das?", wendet sich Preuß wieder an die Mitschüler, die sich im Feedback üben sollen. "Das war richtig gut", hört man von mehreren Seiten. Preuß ist der gleichen Meinung. "Ich konnte mir bildlich vorstellen, was Leon gerade sagte." Und das sei wichtig. Wer in Bildern erzählt, lässt die anderen an seiner Geschichte teilhaben.

Der Seminarleiter fragt Leon nach seinen Schwächen und der gibt zu, technisch nicht begabt zu sein. Und schon wieder ein "Brake". Denn diese Aussage sei zu allgemein. "Der Chef würde jetzt denken, Sie könnten nicht mal einen Reifen wechseln", erklärt er. Zum Abschluss des Rollenspiels betont Preuß: "Wenn ihr gefragt werdet, ob ihr über das Unternehmen noch etwas wissen möchtet, dann greift auf euren Fragenkatalog zurück. Ein ,Nein‘ als Antwort wäre schlecht."

Leon erntet bei seinen Mitschülern kräftigen Applaus. Dann geht es weiter. Thomas Preuß und seine Kollegin Rita Rymdjonok, Leiterin der Personalentwicklung, trainieren jetzt mit jedem Schüler.

Stärken und Schwächen

Die Achtklässler können bereits viel Gelerntes umsetzen. Den ganzen Vormittag hatten sie mit den Azubis von BW Bildung und Wissen auf Augenhöhe geübt. Die waren irgendwann in der gleichen Situation — heute helfen sie den Mädchen und Jungen, damit sich diese sicher und angstfrei für den gewünschten Beruf bewerben können.

Dazu ist es wichtig, dass die Schüler ihre Stärken und Schwächen zu Papier bringen. Das ist gar nicht so einfach. "Ich übernehme Verantwortung", schreibt eine Schülerin. "Das ist ja schon mal was", merkt ihr Sitznachbar an. Doch die Schülerin seufzt, "sicher kommt dann die Frage: wofür? Das ist echt voll anstrengend."

Achtklässler proben den Berufseinstieg

© Doreen Gareis

Wandelina indes ist glücklich. Die schüchterne 13-Jährige erzählt ihren Mitschülern, aber auch den BW-Azubis, Volontären und Chefs von ihren Stärken. "Ich bin immer aufgeregt und konnte nicht vor der Klasse sprechen. Aber heute habe ich es geschafft", freut sie sich.

Inge Weiß von der Nürnberger Bürgerstiftung, und Renate Holley-Rostock, Mitglied der BW-Geschäftsleitung, haben einen Herzenswunsch: Sie möchten Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten helfen, einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben zu finden. "Dafür haben wir ein ausgeklügeltes System zusammengestellt", so Holley-Rostock. Und Rymdjonok ergänzt: "Unsere Teilnehmer sind eine heterogene Gruppe zwischen 15 und 28 Jahren. Sie lernen voneinander und entdecken dabei ihre Stärken. Es geht nicht nur darum, was im Zeugnis steht." An diesem Projekttag haben die Achtklässler jedenfalls einen großen Schritt in Richtung berufliche Zukunft gemacht.

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