Nürnberger Nachwuchssänger begeisterten in St.Petersburg

16.5.2018, 11:24 Uhr
Nürnberger Nachwuchssänger begeisterten in St.Petersburg

© Foto: Ralf Rödel

Welche Erfahrungen die jungen Sänger in Russland gesammelt haben, berichten Austeja Dude (8) und Roman Satoloka (9) vom Kinderchor Mini sowie Julian Chatelaine (12) und Clara Hartmann (13) vom Kinderchor Maxi. Ebenso mit von der Partie waren Matthias Stubenvoll, Leiter der beiden Kinderchöre, und Ina Ackermann, Stimmbildnerin des Kinderchors und Mitorganisatorin des Austauschs.

Clara, war St. Petersburg so, wie ihr es euch vorgestellt hattet?

Clara: Meine Mutter war mehrfach dort und hat mir sehr schöne Bilder verschiedener Straßen gezeigt. Dass aber fast jede Straße in der Innenstadt so schön aussieht, hätte ich nicht geglaubt.

Julian: Mich hat allerdings verwirrt, dass fast jeder Häuserblock in den Außenbezirken gleich ausgeschaut hat. Ein riesiger Hochhäuserblock neben dem anderen.

Wie ist es euch denn mit dem Kyrillischen ergangen? Habt ihr euch überall zurechtgefunden?

Roman: Ich hatte den Vorteil, dass ich Russisch kann. Meine Mutter kommt aus Russland. Ich konnte mich sehr gut unterhalten und den anderen Kindern bei der Übersetzung helfen.

Clara: Ich hatte einen Spickzettel. Ein paar Buchstaben konnte ich, aber ich musste oft nachfragen und habe versucht, sie dann zusammenzusetzen.

Sprechen Sie denn Russisch, Herr Stubenvoll?

Matthias Stubenvoll: Kein Wort. Auch nach dem Austausch nicht.

Clara: Da gibt es eine Story, als wir im Kinderheim angekommen sind. Der Musikschulleiter kam und sagte "Dobryy den‘", also "Guten Tag". Herr Stubenvoll antwortete "Do svidaniya" und dachte, dass das auch "Guten Tag" oder "Hallo" bedeutet. Es heißt aber "Auf Wiedersehen".

Stubenvoll: So viel zu meinen Russischkenntnissen.

Beeindruckende Architektur

Was hat euch in der Stadt am besten gefallen?

Clara: Der Katharinenpalast und die Eremitage haben mich sehr beeindruckt. Krass, was die da alles gebaut haben. Die Architektur ist ganz anders als bei uns. Jede Straße ist voll von wunderschönen Häusern. Und in der Innenstadt war ein komplett zugefrorener Fluss.

Roman: Da gab es riesige Eiszapfen.

Ihr habt vier Konzerte gegeben. Wie seid ihr beim Publikum angekommen?

Roman: Mir hat das erste Konzert in der Musikschule sehr gut gefallen und auch das zweite im Kinderheim. Wir haben ein russisches Volkslied geprobt. Als wir es gesungen haben, kannten es alle schon und haben gleich mitgeklatscht.

Austeja: Die russischen Kinder haben sofort mit uns mitgesungen. Aber nur die erste Strophe, die zweite kannten sie selbst nicht so richtig.

Proben, Konzerte, Workshops, Kulturprogramm: Konntet ihr zwischendurch überhaupt mal verschnaufen?

Clara: Es gab einen Tag, an dem man die Gastfamilien ein bisschen näher kennenlernen konnte. Ansonsten war immer volles Programm. Teilweise sind wir erst um 23 Uhr nach Hause gekommen und dann haben die Gastfamilien noch etwas zu essen gemacht. Das war schon relativ spät und für die Kleinen sicher nicht ihre gewohnte Bettzeit.

Ina Ackermann: Das lag daran, dass wir im Ballett waren. Die Vorführung war erst um 22.15 Uhr zu Ende – und bis man dann nach Hause kommt...

Die Entfernungen in St. Petersburg sind recht groß. Ihr wart ja offenbar nicht immer pünktlich...

Clara: Von Puschkin, wo unsere Gastfamilien gewohnt haben und die Musikschule war, mussten wir eine Stunde nach St. Petersburg fahren.

Stubenvoll: Die Gastfamilien haben die Kinder mit dem Auto an die Musikschule gebracht. Dann ging es mit dem Linientaxi zur U-Bahn, mit der U-Bahn nach St. Petersburg. Von dort war es noch ein gutes Stück zu Fuß.

Ackermann: Einmal wollten sie extra noch einen Spaziergang machen, um uns die schönen Häuser zu zeigen. Aber es war so glatt, dass alle nur auf die Straße geschaut haben, weil sie Angst hatten auszurutschen (lacht).

Wie ist der Kontakt zum Kinderchor "Liga" vom Gymnasium der Künste entstanden?

Ackermann: Die Verbindung ist neu. Ich habe in St. Petersburg studiert und alte Kontakte wiederaufleben lassen. So habe ich erfahren, dass es dort einen Chor gibt, der bereit wäre für einen Austausch.

Umfangreiche Vorbereitungen

Wie lange haben Sie sich auf die Konzerte und den Besuch in St. Petersburg vorbereitet?

Stubenvoll: Es war ja nicht nur eine musikalische, sondern auch eine organisatorische Vorbereitung nötig mit den Pässen, Visa, Auslandskrankenversicherungen et cetera. Ein halbes Jahr haben wir schon gebraucht.

Wie liefen die Proben im Vorfeld?

Stubenvoll: Das war etwas schwierig. 20 Maxis und zehn Minis, die sonst getrennt üben, mussten zusammen proben. Neben Zusatzproben gab es Probezeiten, die zu Puschkin-Proben umfunktioniert wurden. Die Kleinen mussten teilweise die Repertoir-Stücke von den Großen nachlernen und wir mussten Stücke finden, bei denen jeder mitsingen konnte.

Was für ein Programm haben Sie einstudiert?

Stubenvoll: Teilweise haben wir ein Konzert alleine gemacht. Wir hatten etwa eine Stunde Programm, der andere Chor auch. Die Vorgabe war, dass wir ein russisches Volkslied singen und der russische Chor ein deutsches Volkslied – sie haben sich allerdings für eine Arie von Bach entschieden.

Ackermann: Unser russisches Stück könnte man mit "Eine Birke steht auf dem Feld" übersetzen.

Stubenvoll: Das Stück ist dort sehr bekannt. Und es ist etwas Besonderes, wenn es ein deutscher Chor singt. Wir haben eine hervorragende Sprachtrainerin. Frau Ackermann hat vorher einen Sprach-Workshop mit den Kindern gemacht, damit sie sich ein wenig verständigen können.

Wann findet der Gegenbesuch statt?

Ackermann: Es war der Wunsch des russischen Chors, den Advent bei uns zu erleben.

Stubenvoll: Noch ist es nicht fix, aber wir planen große Konzerte und Auftritte an Schulen und kleinere Auftritte am Christkindlesmarkt. Der Dezember ist wegen der Schulaufgaben leider nicht so günstig. Als wir jetzt dort waren, hatten alle Kinder Ferien.

Wie beurteilen Sie die Reise?

Ackermann: Die russische Seite hat sich wirklich ins Zeug gelegt. Sie hat uns ermöglicht, mehrere Museen zu besuchen, die sehr teuer sind. Es war also auch ein finanzieller Kraftakt. Ich hoffe, dass wir das bei uns auf gleichem Niveau durchführen können.

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