Rückt die Bahn vom Fürther S-Bahn-Schwenk ab?

3.1.2019, 17:32 Uhr
Die S-Bahn - hier unweit der Haltestelle "Vach" in Stadeln - könnte laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auch in Zukunft entlang der Bestandstrecke fahren.

© Hans-Joachim Winckler Die S-Bahn - hier unweit der Haltestelle "Vach" in Stadeln - könnte laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auch in Zukunft entlang der Bestandstrecke fahren.

Zwar versucht Joachim Herrmann, sich so vorsichtig wie nur irgendwie möglich zur Zukunft des seit vielen Jahren umstrittenen S-Bahnverschwenks durchs Knoblauchsland zu äußern, und doch wird deutlich, wo nach Meinung des bayerischen Innenministers die Reise hingeht: "Ich habe den Eindruck, dass auch bei der Deutschen Bahn der Trend dahin geht, über einen bestandsorientierten Ausbau nachzudenken."

Hintergrund ist offenbar, dass die Deutsche Bahn den ICE auf der Strecke Nürnberg–Erfurt noch um einige Minuten schneller machen möchte, um den Deutschlandtakt, also sehr gut aufeinander abgestimmte Fahrpläne, möglich zu machen.

Höhere Lärmschutzwände

Dafür müsste der ICE zwischen Fürth und Erlangen schneller fahren können als bisher. Ebenerdige, beschrankte Bahnübergänge müssten beseitigt und, wegen der erhöhten Lärmbelästigung durch schneller fahrende Züge, Lärmschutzwände erhöht werden. "Wenn das dann alles quasi auf ICE-Kosten ausgebaut wird, sieht die Kostenberechnung für ein drittes S-Bahn-Gleis schon ganz anders aus", erläutert Herrmann.

Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden, eine Interimslösung auf der Strecke zu schaffen. Fünf Weichen sollen die noch ungenutzten Gleise am Fürther Bogen bei der Haltestelle Fürth-Unterfarrnbach anschließen, zwei weitere Weichen sollen dafür sorgen, dass die S-Bahnen in Eltersdorf künftig an den neu gebauten Bahnsteigen halten können und kein ICE-Gleis mehr blockieren.

Durch diese Verbesserungen soll ab dem Jahr 2021 ein verstärkter Takt möglich sein. "In den nächsten Wochen werden hoffentlich die endgültigen Verträge unterzeichnet", kündigt Herrmann bei der Vorstellung eines Positionspapiers zum "Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs in Mittelfranken" des CSU Bezirksverbandes an.

S-Bahnlinie bis nach Crailsheim

Konkreter scheint derweil auch die Verlängerung der S-Bahnlinie 4 von Dombühl bis nach Crailsheim zu werden. "Bis vor Kurzem gab es da in Baden-Württemberg kein Interesse, jetzt gibt es klare Signale, bei der Verlängerung mitzuwirken und auch Züge für die baden-württembergische Strecke zu bestellen", erklärt Hermmann.

Auch die Reaktivierung der 54 Kilometer langen Strecke von Dombühl über Feuchtwangen, Dinkelsbühl und Wilburgstetten bis nach Nördlingen scheint immer wahrscheinlicher. Im vergangenen Jahr hat der Freistaat bereits zugesichert, 15 Jahre lang Züge auf dieser Route zu bestellen, wenn sich ein privater Dritter findet, der die Strecke betreibt. Dieser private Dritte ist Heino Seeger, Chef der Tegernsee Bahn und Eisenbahnbetriebsleiter, der noch im Januar eine "Mittelfränkische Eisenbahnbetriebsgesellschaft" gründen will.

Ein Euro statt einer Million für die Strecke

"Obwohl die Strecke von Dombühl bis Wilburgstetten heruntergefahren ist bis aufs Letzte, will die Deutsche Bahn noch fast eine Million Euro dafür haben", sagt Dinkelsbühls Oberbürgermeister Christoph Hammer (CSU). In weiteren Gesprächen soll erreicht werden, dass die Strecke für einen symbolischen Euro weitergegeben wird.

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