Online-Petition macht gegen Fluglärm am Airport mobil

17.3.2019, 16:00 Uhr
Online-Petition macht gegen Fluglärm am Airport mobil

© Foto: Stefan Hippel

 "Da haben wir gesagt: Uns reicht’s jetzt, wir starten eine Petition", so Klaus Restetzki, Vorsitzender des Vereins Fluglärm-Schutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung. Bisher wurden rund 4500 Unterzeichner bei der Online-Petition registriert, die sich an den Bayerischen Landtag richtet. Der pensionierte Berufsschullehrer und seine Mitstreiter berufen sich auf das Gemeinwohl, dessen Garantie auch auf der Säule Nummer 25 in der Straße der Menschenrechte verzeichnet ist. "Demnach muss auf die Gesundheit und Unversehrtheit der Bürger geachtet werden", so Restetzki. Nächtlicher Fluglärm aber schade der Gesundheit, wie zahlreiche Untersuchungen beweisen würden.

Immer neue Beschwerden werden an den Verein herangetragen. Und das durchaus nicht nur von Leuten, die in der Nähe des Flughafens wohnen: "Inzwischen beklagen sich Betroffene aus Röthenbach und Schwaig genauso wie aus Obermichelbach und Tuchenbach, also aus dem Fürther Umland." Restetzki beziffert die Zahl der Menschen, die sich durch Nachtflüge im Einzugbereich des Airports belästigt fühlen, auf etwa 40.000.

Im Herbst vergangenen Jahres hatte auch Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung aufgrund zahlreicher Beschwerden in der Nachbarstadt gefordert, die Zahl der Nachtflüge zu reduzieren. Er richtete seinen Appell sowohl an die Stadt Nürnberg als auch den Freistaat Bayern, die zu je 50 Prozent Gesellschafter des Flughafens sind. OB Ulrich Maly in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender hat laut Fürther Presseamt in seiner Antwort den Amtskollegen in Fürth lediglich auf die Prognose von Flughafen-Geschäftsführer Michael Hupe verwiesen. Der hat (zum Beispiel im Rechts- und Wirtschaftsausschuss) angekündigt, dass es heuer weniger Nachtflüge geben dürfte.

Klaus Restetzki will gegen den Fluglärm rund um den Airport Nürnberg vorgehen.

Klaus Restetzki will gegen den Fluglärm rund um den Airport Nürnberg vorgehen. © F.: Maria Segat

Solche Beschwichtigungen kennt Klaus Restetzki zur Genüge. Schon mehrfach bekam er im Lauf der Jahre die Auskunft – auch von Reiner Lux, dem Lärmschutzbeauftragten der Regierung von Mittelfranken –, alles laufe im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Die lärmgeschädigten Bürger aber hätten "eine ganz andere Wahrnehmung", sagt Restetzki.

Zu Gesprächen, in denen die Schutzgemeinschaft ihr Anliegen vorbringen könnte, habe sich bisher weder Maly noch der Flughafen-Geschäftsführer bereiterklärt. Die Fluglärm-Schutzgemeinschaft wäre zu einem Kompromiss bereit und könnte sich statt eines kompletten Stopps der Nachtflüge von 22 bis 6 Uhr ein Verbot zwischen 23 und 5 Uhr vorstellen.

Restetzki versteht, dass Hupe alles tut, um den Airport wirtschaftlich voranzubringen. Nachtflüge bringen schließlich viel Geld – am meisten in der besonders kritischen Zeit zwischen 0 und 5 Uhr: Da werden 500 Prozent Zuschlag auf Starts und Landungen erhoben; zwischen 23 und 24 Uhr sowie von 5 bis 6 Uhr beträgt der Zuschlag immerhin noch 100 Prozent.

Um welche realen Summen es sich dabei handelt, verrät die Presseabteilung des Airports nicht. Auf eine entsprechende NZ-Anfrage heißt es lediglich: "Die Zuschläge auf das Start- und Landeentgelt sind abhängig vom maximalen Startgewicht, den Lärm- und Schadstoffemissionen. Alle Parameter können von Flugzeug zu Flugzeug schwanken und müssen daher im Einzelfall berechnet werden."

Die meisten Nachtflüge wurden, wie berichtet, im August 2018 registriert: 44 pro Nacht im Schnitt, in der Spitze über 50 – gerade in der größten Sommerhitze, wenn Schlafen ohne offene Fenster kaum möglich ist. Doch wer bekommt ein Auge zu, wenn jede Stunde bis zu fünf Flugzeuge Krach machen, "der so laut ist wie ein laufender Föhn unter dem Kopfkissen?", fragt Restetzki.

Zwar dürfen nachts nur Maschinen starten und landen, die auf einer sogenannten Bonusliste aufgeführt sind. "Der Witz ist aber, dass ungefähr 99 Prozent aller Flugzeuge auf dieser Liste stehen", kritisiert der Vorsitzende der Fluglärm-Schutzgemeinschaft. Außerdem seien zwischen Mai und Oktober vergangenen Jahres mehr lautere Flieger als sonst im Einsatz gewesen, darunter etliche Maschinen vom Typ B747-400.

Das bayerische Umweltministerium habe vor ein paar Jahren gefordert, die Bonusliste überprüfen zu lassen, doch: "Seitdem liegt das beim Bundesverkehrsministerium, und es passiert nichts." Angeblich wartet man dort auf eine EU-Regelung.

Klaus Restetzki ärgert sich auch über die mangelnde Transparenz für Bürger, die sich über das Thema Nachtflüge informieren wollen. So tagt zum Beispiel die Fluglärm-Kommission nicht-öffentlich, auch ohne Pressevertreter (die nächste Sitzung findet am 19. März statt). Und Protokolle über solche Sitzungen würden erst viele Monate später ins Netz gestellt.

Die Gegner der Nürnberger Rund-um-die-Uhr-Flugbetriebserlaubnis können nicht verstehen, dass in Städten wie Hamburg, München oder Frankfurt ein Nachtflugverbot gilt, in Nürnberg dagegen nicht – und das, obwohl der Albrecht Dürer Airport die größte Nähe zum Stadtzentrum (4,5 Kilometer) aufweist. "Zählen denn hier wirtschaftliche Interessen mehr als die Gesundheit der Menschen?", möchte Restetzki wissen. Sein Verein erwägt auch rechtliche Schritte, um ein Ende der nächtlichen Flüge durchzusetzen.

Noch bis zum 24. Mai kann man bei der Online-Petition für das Nachtflugverbot seine Stimme abgeben: www.openpetition.de/!jtzft – Am Mittwoch, 24. April, organisiert die Fluglärm-Schutzgemeinschaft anlässlich des Tages gegen den Lärm ab 13 Uhr eine Informationsveranstaltung am Fritz-Munkert-Platz, wo man sich ebenfalls in die Unterschriftenliste eintragen kann.

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