Was kommt nach dem letzten Schlusspfiff?

26.4.2019, 21:45 Uhr
Was kommt nach dem letzten Schlusspfiff?

© Stefan Hippel

Es beginnt makaber. Wer die Schau mit dem doppeldeutigen Titel "Abpfiff!" besuchen will, wird erst einmal von einem Skelett mit Club-Mütze begrüßt. Darüber mag man ebenso schmunzeln wie über so manchen lockeren Spruch, der einem auf Bannern und Stellwänden begegnet.

So wünscht sich etwa der ehemalige Schalker Fanbetreuer Rolf Rojek, dass bei seiner Beerdigung die Freunde in den blau-weißen Vereinsfarben an seinem Grab stehen und singen: "Steh auf, wenn du ein Schalker bist!"

Aber die Schau, die auf Einladung der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur in Nürnberg gastiert und bisher nur bei einer Fachmesse für Bestatter zu sehen war, enthält auch tiefernste, traurige Momente.

So sind auf einer Fotowand unter anderem die eindrucksvollen Choreographien dokumentiert, die die Fangruppierung Ultras ganz unterschiedlichen Menschen gewidmet hat, die alle dem 1. FC Nürnberg verbunden waren – etwa dem 2005 verstorbenen Liedermacher Maximilian Kerner oder der erst siebenjährigen Lina, die Ende 2017 einem Hirntumor erlag. 2017 starb auch Fanlegende Heino Hassler. "Wir gingen einen langen Weg gemeinsam, aber er war doch zu kurz!", war auf dem Banner zu lesen, mit der die Kurve den treuen Club-Anhänger ehrte.

Kuratorin Christa Becker will diese Nürnberger Elemente freilich austauschen, wenn sie die Schau in weiteren Städten präsentiert. Andere Bestandteile können bleiben – zum Beispiel der Setzkasten, der Urnen mit Fußballmotiven präsentiert, oder der mit Skeletten geschmückte Kicker, der die Stimmung auflockert. "Wir wollen ja nicht, dass alle nur betroffen rumstehen", sagt Birgitt Glöckl, Chefin der Fußball-Akademie.

Wer will, kann sich an einer Station kurze Filme anschauen, in denen sich unterschiedliche Experten zum Thema Tod, Trauer und Fußball äußern. Das eingangs zitierte Bonmot des "neurotischen Cluberers" Jochen Wagner stammt daraus.

An einem Sarg werden die Fachleute dann gefragt, wie sie sich den Fußball-Himmel vorstellen. "Rot-Schwarz" lautet die Antwort von FCN-Historiker Bernd Siegler, der an einem solchen Ort gerne die Club-Stars der frühen Jahre wie Heiner Stuhlfauth zum Interview bitten würde, um die angelesenen Informationen aus erster Hand bestätigt zu bekommen. In dem Sarg, verspricht Kuratorin Becker, könne man in der Blauen Nacht (4. Mai) Probeliegen.

"Ich komme eher vom Tod her", sagt Becker, die darüber eine Ausstellung machen wollte. Der Fußball kam dann dazu, als sie bei ihren Recherchen viele Verbindungen zwischen beiden Themen fand. Gerne erzählt sie die Anekdote von jenem Fan von Betis Sevilla, der stets die Urne mit der Asche seines Vaters mit ins Stadion nahm. "Immer, wenn Betis ein Tor schoss, hat er sie ein bisschen geschüttelt."

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