Mit Humor und Wehmut

NÜRNBERG - Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, tritt Robert Schumann in seiner "Humoreske" nicht als musikalischer Witzeerzähler auf. Pianisten, die sich seinem romantisch definierten Humor zu nähern versuchen, indem sie den Notentext durch Zuspitzung ins Slapstickhafte verdrehen, werden nie zum Kern des Stückes vordringen.

  Dennoch gibt es vor allem in den raschen, den hastigen Teilen so etwas wie musikalische Pointen, über die man nicht hinwegspielen sollte. William Youn hat die richtige Balance für seine Interpretation gefunden.

Die "Humoreske" steht im Zentrum seines Auftritts in der kleinen Meistersingerhalle, der die Saison des Privatmusikvereins Nürnberg eröffnet. Youns samtweicher, dunkel timbrierter und dennoch nichts verschleiernder Anschlag passt ideal zur poetischen Stimmung, die den jungen Tonschöpfer beim Kompositionsprozess durchströmt haben muss. Wie ein Traumbild lässt der ebenfalls junge Pianist aus Korea die 963 Takte des frühen Meisterwerks vorüberspazieren. Dessen Botschaft bleibt dank des sorgfältig aufgedröselten Stimmengewebes aber nicht im Ungefähren, sondern beginnt in ganz eigenen sprachmächtigen musikalischen Gebilden und Gedanken zu reden.

Wienerischer Einschlag

Richtung Wien verweist das Gesamtprogramm, abgestimmt auf Youns aktuelle Solo-CD. Noch direkter als in der teils in Wien entstandenen Schumann-"Humoreske" greifen die zu Beginn gespielten Schubert-Walzer diesen Bezug auf. Youn erfüllt diese weiß Gott nicht fürs große Podium geschriebenen Minimeisterwerke mit der Wehmut des scheidenden Sommers, übt sich in pianistischer Zurückhaltung, um in den nachfolgenden Schumann-Variationen op. 9 von Brahms umso mehr in der Rolle des Virtuosen zu glänzen.

Was zu Beginn als reizvoller Kontrast für Aufmerksankeit sorgt, kehrt in Liszts Bearbeitung Schubertscher Walzer ("Soirées de Vienne") synthetisiert am Ende des ersten Teils wieder: die Verzahnung von melancholischer Innerlichkeit und aufpolierter Brillanz. Wie verbindende Elemente wirken daneben Liszts eingestreute Transkriptionen ausgewählter Lieder von Schubert und Clara Schumann, die als Komponistin auch mit dem feurig vorgetragenen Scherzo Nr. 2 op. 14 im Konzert vertreten ist. Vor kurzem erst hat die Musikwelt ihres 200. Geburtstags gedacht.

Nächstes Konzert: 13. Oktober, Quatuor Diotima, Karten: Tel. 09 11 / 14 88 52 29.