Eckstein auf der Messe: Wie läuft es für die Hersteller der Region?

2.2.2020, 19:27 Uhr
Eckstein auf der Messe: Wie läuft es für die Hersteller der Region?

© Foto: Marco Frömter

Dieses Jahr besuchte Eckstein fünf Firmen aus dem Landkreis Roth – eine mehr als im Vorjahr. Die Geschäftsleute zeigten sich im Gespräch mit ihm recht zufrieden, was die Umsätze der vergangenen zwölf Monate betrifft. Doch die Themen "Nachhaltigkeit der Produkte" und "Digitalisierung" fordern die Branche immens.

Karl Krug vom Iden Logistikzentrum Roth informierte, dass aktuell nicht nur im Rother Betrieb stark in die Digitalisierung investiert werde. Der Online-Handel trage stark zu guten Umsätzen bei. "Wir bieten deshalb sogar den Ausbildungsberuf Kaufmann im E-Commerce an." Es werde immer wichtiger, die Waren im Internet noch besser und ausführlicher zu beschreiben. Durch den virtuellen Handel befürchte Krug aber, dass der klassische Fachhandel in absehbarer Zukunft aussterbe: "Ein demografisches Problem." Darüber hinaus sei zu beobachten, dass kein Arbeitnehmer mehr bereit sei, sich zwölf Stunden am Tag in einen Laden zu stellen.

Für Iden-Geschäftsführer Hans Jörg Iden ist klar: "Spielwaren müssen nachhaltiger werden." Nicht zuletzt des Umweltgedankens wegen. "Die Logistik muss optimiert, Verpackung reduziert und die Prozesse beobachtet werden." Seiner Meinung nach könnten Anleitungen zukünftig komplett aus dem Internet heruntergeladen werden. Auch die Verpackungen sollten kleiner werden: "Für was braucht man einen großen Karton für ein paar Puzzleteilchen?" Seine Firma teste derzeit nicht nur Steckbausteine aus Holz mit Verbundpartnern. "Die Industrie wird ihr Verhalten ändern – allerdings wird dieser Prozess erst in gut zwei Jahren zu erkennen sein." Die größte Problematik – ein regelrechtes "Unding" – sei für Iden, dass große Internetversandhäuser die Branche kaputt machten: "Durch kostenlosen Rücksendeservice entsteht ein brutaler Ausstoß von Kohlenstoffdioxid". Der Verbraucher sei noch nicht bereit, hier sein Kaufverhalten zu ändern: "Ich sehe die Politik in der Pflicht." Großes Lob zollte Iden aber dem Landkreis Roth: Das neue Hotel in der Kreisstadt sei ein Pluspunkt für die Messe. Dank der hervorragenden Infrastruktur würden viele Besucher nun auch aus Roth anreisen.

Stifte und allerhand Buntes

Aus "Liebe zum Landkreis Roth" zog Stephan Stolle mit seiner Firma "eagle kreativ" bereits vor einiger Zeit von Nürnberg nach Wendelstein: "Das Gewerbegebiet dort ist top und wir fühlen uns extrem wohl."

Mit traditionellen holzgefassten Stiften, Fingermalfarben und "allerhand Buntem" versorgen er und seine neun Mitarbeiter zielgerichtet den Kindergartengroßhandel in ganz Deutschland und etlichen europäischen Nachbarländern. "Wir wollen unsere Marktposition als Spezialversand weiter ausbauen." Mit den Kundengesprächen auf der Nürnberger Spielwarenmesse sei er zufrieden, dennoch sei sein Klientel eher auf der Frankfurter Fachmesse "Paperworld" anzutreffen.

"Wir können uns nicht beklagen", erklärte dagegen Christian Fendt von der Max Bringmann KG. Die Umsätze seien zwar im letzten Jahr nicht gestiegen, doch die Wendelsteiner würden weiterhin ein "gutes Niveau" halten können. Dies betrifft auch die Anzahl der Mitarbeiter. Auch bei Bringmann werde der Umweltgedanke ganz oben angesiedelt: "Wir wollen weg vom Plastik. Wir gehen mit dem Trend – das sind wir der Zukunft schuldig." Investiert werde ebenfalls in den digitalen Bereich. Soziale Medien wie Pinterest und Instagram würden immer wichtiger. "Wir haben einen Spezialisten eingestellt, der sich nur um solche Belange kümmert." Bringmann versteht sich zwar als Großhändler, doch wolle man sich mehr um die Endverbraucher kümmern: "Wir wollen Ideen vermitteln, was mit unseren Produkten alles gemacht werden kann." Diese Art von Marketing käme auch dem Fachhandel zugute.

Christine und Manfred Roser von der Firma "alldoro" freuen sich ebenfalls über ein "gut gelaufenes Jahr". Neben dem Messestand in Nürnberg stellen die beiden ihre Produkte auch zweimal im Jahr auf der Spielwarenmesse in Hongkong aus. Für dieses Jahr wolle man "ins kalte Wasser springen" und erstmals in Australien Messepräsenz zeigen. "Wir wollen etwas Neues wagen, da der Markt in Deutschland völlig übersättigt ist."

Vom Sortiment her bleibe man 2020 bei den "Basiscs". Outdoor-Spielzeug sowie der gute alte "Brummkreisel" stünden bei Rosers hoch im Kurs. Kopfschmerzen bereitet Roser gerade das Coronavirus: "Die Container mit der Ware aus China sind in Quarantäne. Ich hoffe, es kommt nicht zu Rücktritten, wenn ich nicht zeitig liefern kann."

Keine großen "Sortiments-Highlights" gibt es bei Simm Spielwaren, erklärte Geschäftsführer Joachim Söhn. Dennoch konnte der Umsatz in Eckersmühlen um 15 Prozent gesteigert werden. Der Fokus liege ebenfalls auf dem Online-Geschäft: "Für viele eine Katastrophe, aber auch ein Segen." Auch Söhn prognostiziert weniger Marktteilnehmer in der Zukunft: "Es werden nur noch große Läden überleben oder Spezialgeschäfte – dazwischen wird alles verloren gehen." Im vergangenen Geschäftsjahr konnten durch 270 neue Online-Kunden "schöne Umsätze" erzielt werden. Allerdings habe man auch rund 100 Käufer verloren.

In den fünf besuchten Landkreisfirmen stehen übrigens mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lohn und Brot: "Das ist nicht schlecht für unseren Landkreis", attestierte Herbert Eckstein.

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