Der Deutsche Hof als Museum: Ein Luftschloss?

6.2.2010, 00:00 Uhr
Der Deutsche Hof  als Museum: Ein Luftschloss?

© Niklas

Seit Juni 2004 steht der Deutsche Hof leer. Nebenan vergammelt das ehemalige Arbeitsamt ungenutzt, nachdem das Personal 1992 den Neubau am Richard-Wagner-Platz bezog. Beim Ortstermin wollte Manfred Grieb gestern geladenen Gästen zeigen, wohin die Stadtplanung am Frauentorgraben gehen kann. Der Vorsitzende des Fördervereins Kulturhistorisches Museum verheißt: «Die Stadt Nürnberg könnte das Hotel Deutscher Hof und den Frauentorgraben 33/35 ohne Eigenmittel erwerben.»

Schon zum Jahreswechsel schrieb der 77-Jährige dem Oberbürgermeister, wie: Der Eigentümer, die Maritim-Hotelgesellschaft in Bad Salzuflen, gäbe die Grundstücke zu 900 Euro pro Quadratmeter ab. In der Summe: 1,3 Millionen. Grieb stellt als Anschub 250 000 Euro Spenden seiner Mitglieder in Aussicht. Für den Rest, der gestundet würde, könne die Stadt Fördergelder von Bund, EU und Mäzenen beantragen. Welche Mittel genau, wisse er nicht, doch: «Das erscheint gerade in der augenblicklichen Lage nicht unmöglich.»

Neben Griebs geplantem Museum zur Nürnberger Kulturgeschichte (die NZ berichtete) könnten die 5000 Quadratmeter Nutzfläche dann Gastronomie und Museumsdepots umfassen. Auch Grieb erkennt beim Rundgang, welch erhebliche Umbauten beide Liegenschaften erfordern würden – locker zehn Millionen Euro. Ganz zu schweigen vom Betrieb eines Museums. Den will der Vereinschef mit Ehrenamtlichen verbilligen.

Die Eiseskälte in den maroden Gebäuden wirkt symbolisch. Befremden umschreibt die Reaktionen seiner Zuhörer milde. «Da sind viele Realitäten nicht eingerechnet», sagt SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder. Für ein Museum – das niemals ehrenamtlich funktioniere – sei es der falsche Ort: «Die Zusammenhänge im Quartier finden keine Berücksichtigung. Im Mittelpunkt müssen gute Architektur und die Interessen des Staatstheaters und des DB-Museums stehen.»

Matthias Henkel, Direktor der städtischen Museen, hält die Erfindung eines Kulturhistorischen Museums weiterhin für «unsinnig und nicht praktikabel»: «Wir haben so eines ja bereits in vielfacher Hinsicht.» Die Altstadtfreunde-Chefin Inge Lauterbach schließt sich an: Realistischer sei es, in den bestehenden Museen mehr reichsstädtische Geschichte zu zeigen. In Sachen Museumsgründung hat sich der Stadtrat außerdem, wie berichtet, bereits für die Kunstvilla hohe Ausgaben auferlegt.

Höflich betonen die Gäste freilich, dass trotz leerer Stadtkasse «ergebnisoffen diskutiert» werden müsse und Grieb für sein Geschichtsbewusstsein Respekt verdiene. «Kulturträume» müssten möglich bleiben, findet Jürgen Horst Dörfler, Chef der Nürnberger Freien Wähler. Anfang des 19. Jahrhunderts seien auch das Klinikum und die Nordostbahnhofsiedlung in Geldnöten erbaut worden, bemerkt CSU-Stadtrat Joachim Thiel.

Zornig über den Vorstoß zeigte sich jedoch der Immobilienentwickler Volker Koch. Grieb hatte erklärt, dessen Firma Kochinvest sei nicht mehr mit der Planung des Areals beauftragt, weil ihre Angebote unattraktiv und teuer seien. Koch widerspricht auf NZ-Nachfrage: Sein Vertrag mit der Maritim-Gruppe für das Projekt «CitiRing» laufe weiter. «Wir bearbeiten intensiv verschiedenste Nutzungsüberlegungen.» Drei Architektenvorschläge stünden weiter im Wettbewerb. Griebs Museums-Idee ist für Koch «eindeutig ein Luftschloss».

Vor einem Jahr brach bei Denkmalschützern die Angst aus, dass die Neuordnung des Geländes den Abriss des 1912/13 erbauten Deutschen Hofs erfordere. «Maßgeblich ist für uns immer noch die Erhaltung des Denkmals», beruhigt Hannes Hinnecke, Mitarbeiter des städtischen Baureferenten.

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