Dönermorde: Die SoKo wird erheblich verkleinert

1.2.2008, 00:00 Uhr

Acht türkische und ein griechischer Händler sind zwischen September 2000 und April 2006 in der Mordserie ums Leben gekommen: zwei Mal in München, je einmal in Hamburg, Rostock, Dortmund und Kassel - und eben drei Morde in Nürnberg. Fast alle Opfer starben durch die selbe Waffe, eine in Tschechien hergestellte Ceska 83 mit Schalldämpfer.

Anfang Juli 2005 stellte die Nürnberger Polizei die SoKo Bosporus zusammen: 48 Beamte aus ganz Bayern, selbst aus dem Landeskriminalamt. Sie haben seither 32 Millionen Datensätze daraufhin abgeklopft, ob es Verdächtige gibt, die in mehreren Tatstädten zur jeweiligen Tatzeit waren. Mehr als 11 000 Bürger wurden auf dieser Basis überprüft und dem Täterprofil gegenübergestellt, das Profiler von dem bzw. den Mördern erstellt haben: Ein (möglicherweise aus Berufsgründen) Reisender, der Türken hasst, der eine große Liebe zu seltenen Waffen wie der Ceska 83 hegt - und der sehr gut schießen kann.

Annähernd 5000 Waffenbesitzer nahmen die Fahnder unter die Lupe. Bei 130 von ihnen fand sich eine Ceska des Typs, der bei den Morden verwendet wurde. Doch keine dieser Waffen kommt als Tatwaffe in Frage, sagen die Polizei-Spezialisten. Zumal keine dieser 130 Ceskas einen verlängerten Lauf hat, auf den allein ein Schalldämpfer hätte aufgeschraubt werden können.

Etwa 60 solcher Spezialausführungen der Ceska 83 wurden überhaupt nur gebaut, sagt Kripo-Chef Geier. Das geht aus den Unterlagen hervor, die der Hersteller der SoKo offengelegt hat. Ein Großteil davon landete ursprünglich bei einem tschechischen Großhändler in der Schweiz, der diese Waffen dann in halb Europa weitervertrieb. Andere Ceskas konnten die Ermittler über die Gauck-Behörde bei ehemaligen Angehörigen des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit orten. Nur ein Teil davon wurde tatsächlich gefunden; die Mordwaffe war nicht dabei.

Die neun verbliebenen Beamten der SoKo Bosporus werden diese Waffenspuren weiter verfolgen, so Geier. Die Ermittler sind nun in die Kripo integriert, als dritte Mordkommission neben den beiden bestehenden Kommissionen. Mitte Februar steht ein Treffen mit den türkischen Kollegen an, die die SoKo mit Ermittlungen in der Türkei unterstützt haben. Dabei soll das Vorgehen abgestimmt werden, für den Fall, dass sich noch ein zehnter Döner-Mord ereignet.

Dann würde die SoKo sofort wieder aufgebaut, sagt Geier. Denn dann müssten die Ermittlungen möglichst schnell gehen, um dem Täter möglichst wenig Vorsprung zu geben. So betrachtet war die bisherige Ermittlungsarbeit doch von großem Wert. Denn nun haben die Ermittler Datenstrukturen, in die sich neues Material und Erkenntnisse sehr schnell einordnen ließen.

Dass der Dönermörder seit April 2006 schweigt, bedeutet nicht, dass er nie wieder zuschlagen wird, meint Geier: «Es gab schon Serienmörder mit mehr als zehn Jahren Pause.» Eines fürchtet der Kripo-Chef besonders. Döner-Mord Nummer zehn in Bayern - «das wäre der GAU». tig

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