Wütender Protest gegen bekennende Antifeministin

4.5.2012, 00:00 Uhr

Um die Aufregung um Monika Ebeling zu verstehen, muss man sich ein wenig mit ihrem Lebenslauf befassen. Die Sozialpädagogin polarisiert. Im Mai 2011 musste sie als Gleichstellungsbeauftragte des niedersächsischen Städtchens Goslar den Hut nehmen, weil sie sich angeblich zu sehr für die Belange von Männern einsetzte. Beispielsweise boykottierte sie eine Ausstellung gegen „Gewalt in Paarbeziehungen“, weil „auch Frauen Täter und Männer Opfer seien“, dies in der Ausstellung aber ihrer Meinung nach nicht deutlich wurde.

Zudem fordert Ebeling die Abschaffung von Frauenhäusern. Männer leiden, so Ebeling, unter ihrer „Dressur“ und Schuld an all dem sei ein „ideologischer, männerfeindlicher Feminismus“. Nicht zuletzt wegen solch streitbarer Thesen wurde ihre Amtsenthebung in der Öffentlichkeit stark diskutiert. Ob taz, Spiegel, Zeit, Süddeutsche oder Emma: Überall war der Fall Ebeling Thema.

Einladung schlug hohe Wellen

Auch an der Ohm-Hochschule schlug die Einladung im Vorfeld hohe Wellen. Als sie vom geplanten Vortrag erfuhren, wandten sich Studentenvertreter des AStA in einem offenen Brief „schockiert“ an das Dekanat der sozialwissenschaftlichen Fakultät und forderten die Verantwortlichen auf: „(…) sich von der Veranstaltung zu distanzieren und diese abzusagen, um diesen Theorien keinerlei Plattform zu bieten.“ Die Referentin verbreite nur ihre private Meinung, womit der Wissenszuwachs für die Studierenden der Fakultät Sozialwissenschaften mindestens fragwürdig sei.

Ausladen wollte Organisator Tischner die Referentin auf keinen Fall, denn ihm sei es wichtig, „umstrittene Meinungen“ anzuhören. Er ließ jedoch kurzentschlossen auch drei Vertreter des AstA und der Fachschaft Sozialwissenschaften, Ann-Cathrin Düppe, Laura Panciera und Sven Schwarm, Gegenargumente vortragen.

Für ihre Vorträge hatten sowohl Ebeling als auch die Vertreter der Studentenschaft 30 Minuten Zeit. Ebeling berichtete, wie sie „mit dem Feminismus aufgewachsen“ sei, dieser sich jedoch alsbald als Übel entpuppte. Über Jahre seien „Doppelstandards zugunsten von Frauen etabliert“ worden, dabei habe „Diskriminierung kein Geschlecht“. Besonders die mangelnden Rechte von Vätern, etwa nach Scheidung und Trennung, prangerte Ebeling an, auch die „Bildungsmisere“ der Jungen liege ihr am Herzen.

„Ausbeutung setzt Männern zu“

Gewagt schien die Themenvielfalt, die Ebeling zur Untermauerung ihrer These vom geknechteten Mann ins Feld führte: „Männer haben ein hartes Jahrhundert hinter sich und Ausbeutung und Diskriminierung setzen ihnen zu.“ Von der „Depression des Mannes“ über die „rückläufige Anzahl der Spermien“ und die „kürzere Lebenszeit“ bis hin zur Verwendung des Potenzmittels Viagra gab es kaum ein Phänomen, was die Rednerin aussparte, um den desolaten Zustand des männlichen Geschlechts zu illustrieren. Deswegen heißt es für Ebeling: „Weg mit den feministischen Scheuklappen.“ Wiederholt sprach sie auch von „Geschlechterapartheid“ und „Krieg“.

Trotz der kontroversen Thesen und einiger Unmutsbekundungen gab es viel Applaus aus dem Publikum. Besonders die Meinung zur Ungleichbehandlung des Mannes in familienrechtlichen Belangen teilten mehrere Diskussionsteilnehmer. Auch die Vertreter der Studentenschaft stritten Diskriminierungen, etwa in der Behandlung von geschiedenen oder getrennt lebenden Vätern, nicht ab. Ein Fazit der Studenten: Die gesellschaftliche Gleichstellung von Frau und Mann sei noch längst nicht erreicht.

Statistik gegen Lebenserfahrung

Zugleich bemühten die drei Vortragenden aber zahlreiches statistisches Material, um Ebelings Sichtweise infrage zu stellen. Ob sie nun die kürzere Lebenserwartung der Männer oder deren angebliche Schlechterstellung in der Gesundheitsvorsorge untersuchten, das Kriterium der wissenschaftlichen Nachweisbarkeit stand bei all ihren Betrachtungen im Mittelpunkt. Den Vorwurf an Ebeling, dass diese kaum fundierte Belege für ihre Behauptungen liefere, wies die streitbare Sozialpädagogin zurück: „Ich bin keine Wissenschaftlerin, habe aber viel gelesen und schöpfe aus meiner langjährigen Berufs- und Lebenserfahrung“.

Diese Antwort stellte nicht alle im Publikum zufrieden. Ein Zuhörer, der Ebeling einen „primitiven Blick auf den Feminismus“ unterstellte, meinte: „Sie müssen keine Wissenschaftlerin sein, um hier an der Hochschule vortragen zu dürfen. Sie sollten aber zumindest den aktuellen Stand der Forschung kennen.“

 

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