Bei Pegida rausgeflogen: Nügida vor dem Aus

19.2.2015, 18:00 Uhr
Zahlreiche Nürnberger nahmen an der Anti-Nügida-Demo teil.

© Michael Matejka Zahlreiche Nürnberger nahmen an der Anti-Nügida-Demo teil.

Am Donnerstag wurde zudem in einem Islamhassblog die Nachricht verbreitet, der Nürnberger Ableger sei bei Pegida "rausgeflogen".  Der Ärger ist allerdings hausgemacht: Nügida speist sich zu großen Teilen aus dem rechten Spektrum, so viel wurde bei der Demonstration in der Südstadt  am Montagabend klar. Neben dem Aushängeschild Rainer Biller, der als "Berater" fungiert, tummeln sich dort weitere Neonazis aus Bayern. Etwa der Szene-Anwalt Frank Miksch und Mitglieder aus der rechtsextremen Hooligan-Szene. Und bereits im Vorfeld der Demonstration soll auch NPD-Mann Ralf Ollert bei Gesprächen mit Stadt und Polizei am Tisch gesessen haben.

Auch Bagida nimmt Abstand

Der bayerische Pegida-Ableger Bagida („Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes“), der seine Nürnberger Gesinnungsgenossen am Montag bei der Demonstration noch unterstützt hatte, will mittlerweile nichts mehr mit Nügida zu tun haben. „Wir sind schockiert über die Vorgänge in Nürnberg“, teilt Bagida im Internet mit. Man sei über die Zusammensetzung des Organisationsteams „massiv belogen“ worden, so der Vorwurf.

Angeblich will Bagida erst in Nürnberg erfahren haben, dass der ehemalige NPD-Funktionär Rainer Biller und Dan Eising, der ebenfalls dem rechtsextremen Lager zugerechnet wird, das Kommando übernommen haben, obwohl genau das im Vorfeld dementiert worden war. Nügida weist den Vorwurf der Täuschung im Netz dagegen zurück.

Doch mit der Unterstützung von Nügida ist angeblich Schluss. Mit Neonazis will Bagida eigenen Aussagen zufolge nichts zu tun haben. Die Islamfeinde von Bagida stellen sich selbst immer wieder als „bürgernahe Bewegung“ dar, „die es sich zum Ziel gesetzt hat, Missstände aufzudecken und zu beseitigen, aber nicht fremdenfeindlichen oder rassistischen Personen eine Bühne zu bieten“. Tatsächlich tummeln sich jedoch auch auf den Münchener Bagida-Kundgebungen immer wieder Rechtsradikale.

Neonazis sollen sich zurückziehen

Unterstützer von Nügida erhoben nun die Forderung, dass sich die Neonazis aus ihren Reihen zurückziehen sollten. Unter anderem wurden der ehemalige NPD-Funktionär Rainer Biller und der Versammlungsleiter Dan Eising in einer "öffentlichen Erklärung" aufgefordert, Nügida den Rücken zu kehren. Gemäßigtere Unterstützer fühlen sich laut Facebook getäuscht über den Aufbau des Nürnberger Pegida-Ablegers.

Die Islamgegner sprechen von einer nötigen "Neuordnung". Die für kommenden Montag geplante zweite Nügida-Kundgebung in Nürnberg wurde eigenen Angaben zufolge abgesagt. Hinter den Kulissen scheint es bei den Islamfeinden ordentlich zu krachen. Von einer Lagerbildung ist die Rede, gemäßigte und rechtsextreme Kräfte gerieten demnach regelmäßig in Streit. Der Fürther Nügida-Unterstützer Gernot Tegetmeyer, Generalsekretär der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit", fühlt sich vom Anmelder der Veranstaltung und deren Beteiligung "belogen".

Bei ihrem ersten "Spaziergang" konnten die Islamkritiker von Nügida knapp 150 Menschen mobilisieren - nach Erkenntnissen des Staatsschutzes knapp die Hälfte aus der rechten Szene, wie die Polizei mitteilt. Etwa 2000 Demonstranten allerdings sorgten für gehörig Gegenwind, verhinderten, dass der Marsch wie geplant zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in der Frankenstraße ziehen konnte. Sieben Menschen wurden festgenommen - die Polizei spricht dennoch von einer "friedlichen Demonstration".

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Die Nügida-Demonstration zum Nachlesen:

 

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