Erst der Schliff bringt Halt auf dem Eis

16.1.2010, 00:00 Uhr
Erst der Schliff bringt Halt auf dem Eis

Goldgelbe Funken fliegen in der Werkstatt von Skates & Hockey, einem Spezialgeschäft für Eislaufzubehör in der Arena. Robert Möller hat ein paar weiße Eiskunstlauf-Stiefel in den schwenkbaren Arm der Schleifmaschine eingespannt und führt die eiserne Kufe nun an einer sich schnell drehenden Schleifscheibe vorbei. «Eishockey-Schuhe schleift man rund. Eiskunstlauf-Schuhe bekommen einen speziellen Schliff», erklärt er und zeigt das vor allem im mittleren Teil bearbeitete Eisen. «Das Schlimmste, was man Eiskunstläufern antun kann, ist, die Zacken vorne wegzuschleifen», sagt der 24-Jährige lachend. Mit einem Schleifstein entgratet und säubert er schließlich die Kufen und stellt die Stiefel ins Abholregal.

Robert Möller hat viel Erfahrung mit der Pflege von Schlittschuhen. Vielen Tausend Kufen hat er in den letzten Jahren schon einen leichten Hohlschliff verpasst. «Das ist etwas, was man nicht in zwei Tagen lernt», sagt er und bringt die Schleifscheibe mit einem Diamant-Werkzeug wieder in die gewünschte Form.

Vor neun Jahren stieg der begeisterte Eishockey- und Fußball-Spieler als Aushilfe in dem Spezial-Sportgeschäft ein. Dann absolvierte er dort seine Lehre als Einzelhandelskaufmann und seit zwei Jahren ist er nun Geschäftsführer von Skates & Hockey.

Schlittschuhe schleifen gehört zu den Hauptaufgaben in den Katakomben der Arena: Täglich warten etwa 25 Paar Eishockey-Stiefel der EHC-80-Jugend und 30 bis 40 Paar Schlittschuhe von Freizeitläufern auf ihren Schliff. Sportler aus der ganzen Metropolregion lassen bei Möller und seinem Team ihr Material überholen: So schwören etwa die Eiskunstläuferinnen aus Höchstadt auf die Künste des Schleifexperten.

Robert Möller ist außerdem Herr über rund 1000 Leihschlittschuhe, die sich die Besucher der Arena-Eisflächen mieten können – und die natürlich ebenfalls regelmäßig einen neuen Schliff bekommen. «Wir haben im Winter sehr viel zu tun und erledigen einen Teil der Arbeit nach Feierabend», sagt der Geschäftsführer. Sieben Tage in der Woche stehe er im Winter im Laden und an der Schleifmaschine. Dafür habe er im Sommer länger frei.

Nun nimmt Robert Möller ein Paar Eishockey-Stiefel einer führenden Schweizer Marke zur Hand. Für diese Exemplare nutzt er eine Maschine mit einem frei beweglichen Schlitten. Er justiert den Schuh und zieht das Werkstück mit gleichmäßigen und ruhigen Bewegungen einige Male an der rotierenden Schleifscheibe vorbei.

Wie oft ein Schlittschuh in die Werkstatt müsse, sei individuell ganz verschieden, so Möller: «Manche Eishockey-Profis lassen ihre Eisen nach jedem Training schleifen, manche Freizeitläufer fahren eine ganze Saison.» Ein Schliff kostet je nach Aufwand zwischen zwei und sechs Euro.

«Was viele nicht wissen: Neue Schlittschuhe brauchen immer einen Erstschliff, denn es ist eine Chromschicht auf dem Eisen», erklärt Möller an einem Paar Kinder-Eishockey-Schuhe. «Ohne den Hohlschliff rutscht man seitlich weg», sagt er dem Vater des jungen Eishockey-Spielers. Der hatte sich schon gewundert, warum sein Sohn auf dem Eis nicht so richtig vom Fleck kam.

Nun nimmt er andere Kinder-Stiefel aus dem Regal und schimpft, dass das Eisen von minderer Qualität sei und bereits in der Kunststoffhalterung wackele. Er rät von Angeboten aus dem Supermarkt ab: «Bei billigen Schuhen ist im Eisen viel Schwefel enthalten. Hochwertigere Schuhe haben viel härtere Eisen und der Schliff hält deutlich länger», erklärt er. Außerdem könnten bei guten Stiefeln alle Teile ausgetauscht werden.

Wenn der Schaft nicht fest sei, könne es sogar gefährlich werden: «Man kann umknicken und sich verletzen», demonstriert er an einem alten Stiefel. Wer sich neue Schuhe zulegen möchte, sollte auf einen engen, festen Sitz achten. «Viele Eishockey-Profis fahren barfuß oder mit ganz dünnen Socken», plaudert er aus dem Nähkästchen. Bekommen die Spieler dann keine kalten Füße? «Wenn das passiert, hat man meist seine Schuhe zu fest gebunden und die Durchblutung funktioniert nicht mehr richtig», sagt Robert Möller.

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