Warum ist Stefan Raab kaum zu schlagen?

23.1.2009, 00:00 Uhr
Warum ist Stefan Raab kaum zu schlagen?

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Eigentlich hätte sich der Gymnasiallehrer denken können, was da auf ihn zukommt. Bei einer großen Johannisbeerschorle reflektiert er, wie alles angefangen hat. «Mich haben Schüler immer wieder darauf angesprochen, ich soll mich da bewerben», erzählt er. «Die wissen, dass ich verzweigte Hobbys habe, und die wissen auch von den Urlaubsfahrten, die ich mache». So sei er beispielsweise schon einmal nach Alaska gereist, um Grizzlys zu suchen.

Gangloff bewarb sich aus Spaß im Internet für die Show. Prompt wurde er eine Woche später von Pro7 für das Casting eingeladen. «Man rechnet einfach nicht damit, dass man zu den wenigen Auserwählten gehört, und für mich war es spannend, mal hinter die Kulissen zu schauen», erinnert sich der 39-Jährige. «Dann nahm die Sache an Fahrt auf. Ehe ich mich versehen hab, landete ich tatsächlich in der letzten Castingrunde».

Im Casting der Raab-Show werden Wissen, sportliche Fähigkeiten, Nervenstärke und Fernsehtauglichkeit getestet. Außerdem muss man ein komplettes «Schlag den Raab» gegen einen anderen Kandidaten bestehen. Gangloff setzte sich tatsächlich gegen alle anderen durch. So richtig geheuer war ihm die Geschichte allerdings nicht, und er diskutierte mit seinem Bruder und Freunden darüber, ob er absagen soll. Aber dieses «Brimborium», wie Marcus Gangloff die Show und das Drumherum bezeichnet, verlockte ihn schließlich doch. Das viele Geld habe dabei keine entscheidende Rolle gespielt. Das habe ihm eher Angst gemacht.

Auch die Sehnsucht nach dem Rampenlicht sei es nicht gewesen, sondern eher die spielerische Herausforderung. «Ich duelliere mich für mein Leben gerne, spiele wie ein Verrückter gerne Gesellschaftsspiele und mache jeden Tag Sport. Dieser Mix aus Spiel, Sport und Geschicklichkeit . . . Das ist schon was, das mich anzieht». Zwei Monate trainierte Marcus Gangloff für «Schlag den Raab». Er probierte Sachen aus, die er noch nie zuvor gemacht hat. Er vertiefte seine Kenntnisse in Gesellschafts- und Brettspielen und versuchte, sich in verschiedenen Wintersportarten fit zu machen. In dieser Vorbereitungszeit kam es schon mal vor, dass er mit dem Weltatlas ins Bett ging oder dass er für ein Wochenende nach Österreich fuhr, um dort Biathlon zu lernen. Nur mit Hilfe eines straffen Organisationsplans konnte der unverheiratete Lehrer das Training mit seinem Beruf verbinden.

Ein Duell in Raabs Wohnzimmer

Im Studio vor den Fernsehkameras war dann aber doch alles anders. Diese ungewöhnliche Situation habe ihn nervös gemacht und gelähmt, rechtfertigt der Nürnberger Kandidat seine Niederlage gegen Stefan Raab. Selbstverständlich habe er auch Angst gehabt, sich vor dem Millionenpublikum zu blamieren. Darin erkennt Gangloff einen entscheidenden Vorteil von Stefan Raab gegenüber seinen Kandidaten: «Er empfängt uns in seinem ,Wohnzimmer‘. Das ist sein Zuhause, das ist sein Studio, das ist sein Metier.» Die größte Herausforderung für Raabs Gäste sei es, den überzogenen Respekt vor dem Showmaster und dem Fernsehstudio abzulegen.

Ihm selbst sei das in vielen Situationen des Spiels nicht gelungen, meint Gangloff selbstkritisch. «Ich habe mich deshalb gerade in den sportlichen Dingen unter Wert verkauft. Ich kann sowohl besser Basketball spielen, als auch besser Schlittschuhe laufen. Und zwar deutlich besser!» Von der Fernsehwelt ist er enttäuscht. Vor fünf Jahren war er schon einmal zu Gast bei Jörg Pilawa. Nun rechnet er mit dem Fernsehbusiness ab: «Die Studios werden so angelegt, dass sie groß aussehen. In Wirklichkeit sind das kleine Plastik- und Pappmachéstudios, wo mit billigsten Mitteln, aber auf professionelle Art und Weise, eine Sendung produziert wird. Da steckt so wenig dahinter. Das ist eine Welt, die mir sehr oberflächlich und trivial vorkommt.»

Wenig Verständnis zeigt der Lehrer dafür, wie die Medien seinen Auftritt bei Raab ausschlachteten. Er habe das völlig unterschätzt und fühlte sich regelrecht vogelfrei: «Als Privatmensch kennt man so eine Situation nicht. Das ist eine Erstberührung mit so einer Mediengewalt, die jeder Bundesligaspieler jeden Samstag und Stefan Raab jeden Tag erfährt.» Gangloff erzählt, dass seine Kollegen im Vorfeld sagten: «Du bist ja mutig!» Erst jetzt ist ihm klar geworden, was sie wirklich damit meinten.

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