Allianz gegen Rechts

12.3.2012, 19:00 Uhr
Allianz gegen Rechts

© Gerullis

Beim gestrigen Auftakt im Historischen Rathaussaal bezogen sich mehrere Redner auf die unglaubliche Mordserie der Zwickauer Terrorzelle, der auch in Nürnberg türkische Bürger zum Opfer fielen. Es war zu spüren, dass die entsetzlichen Verbrechen die Menschen stark beschäftigen.

In den vergangenen Jahren appellierte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit bei ihrer zentralen Veranstaltung oft eher unverbindlich an Werte wie Toleranz, Respekt oder Achtung vor anderen Meinungen. Diesmal gab es entschieden-politische, klare Aussagen.

„Kleiner Anfang ist besser“

Bürgermeister Klemens Gsell führte aus, dass in Deutschland etwa 26000 Personen dem rechtsextremistischen Lager zuzuordnen sind — durchaus also keine isolierten Einzelgänger. Der CSU-Politiker zitierte eine aktuelle Studie, die Teilen der deutschen Gesellschaft antisemitische Haltungen „in erheblichem Umfang“ bescheinigt. Diese seien weiter verbreitet als in Frankreich, England oder Italien.

Auch Eugen Ehmann, Vizepräsident der Regierung von Mittelfranken, stellte fest: „Hass und nationalsozialistische Weltanschauung wagen sich wieder aus dem Dunkeln. Wir müssen uns dem stellen.“ Der Jurist griff das Motto der Woche der Brüderlichkeit „In Verantwortung für den Anderen“ konkret auf. Wer beispielsweise einen fremdenfeindlichen Witz höre, solle „deutlich sichtbar tiefernst“ bleiben: „Denn da ist nichts Lustiges dran.“ Das erkennbare Nicht-Mittun bezeichnete Ehmann als ersten Schritt. Er räumte ein, dass entschiedener Widerspruch besser wäre: „Aber ein kleiner Anfang ist besser als kein Anfang.“

Der evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche als Hauptredner wies auf „blinde Flecke“ im Bewusstsein der Gesellschaft hin, gerade mit Blick auf „die Aufdeckung der rechtsterroristischen Mordserie“. Sein mit viel Beifall bedachter Vortrag hatte persönliche Erlebnisse als Grundlage: die Begegnung mit einem chassidischen Juden in Jerusalem sowie das Wahrnehmen seiner Nürnberger Wohnumgebung. Mehrere Häuser in der Pirckheimer Straße hatten vor der NS-Zeit jüdische Besitzer, heute sind sie Eigentum der evangelischen Landeskirche oder der Stadtmission.

„Vor dem Reden soll das Sehen kommen - damals wie heute“, fasst der evangelische Christ sein Credo zusammen. Dass man beim Hinsehen leicht Unrecht übersehen werden kann, habe man schmerzlich bei den Ermittlungspannen zur Zwickauer Terrorzelle erfahren.

Doch Nitsche wendet das Wort vom Übernehmen von Verantwortung ins Positive: Er benennt die „Allianz gegen Rechtsextremismus“, die auf Initiative der Stadt Nürnberg 2007 ins Leben gerufen wurde und bei vielen Kommunen und privaten Initiativen mitwirken. Der Regionalbischof würdigt die rasche demokratische Gegenwehr in Gräfenberg, Warmensteinach oder Weißenburg. An vielen Orten, an denen Neonazis austesten, ob sie sich festsetzen können, ist eine wache Allianz von Demokraten zur Stelle. „Das ist ein gutes Zeichen“, stellt er fest. Christa Bayer, Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, will mehr Jugendliche zur Teilnahme an der „Woche der Brüderlichkeit“ gewinnen. Sie lobte daher die musikalische Einrahmung des Festakts durch vier Blechbläser(innen) des Labenwolf-Gymnasiums. Die „Woche der Brüderlichkeit“ gibt in den nächsten Tagen im Großraum viele weitere Impulse.

Infos unter www.gcjz-franken.de