Altstadtsanierung macht Langenzenns Geschäftsleuten Kummer

6.3.2016, 13:00 Uhr
Altstadtsanierung macht Langenzenns Geschäftsleuten Kummer

© Foto: Berny Meyer

„Was passiert mit den Parkplätzen?“, wollte Michael Körber wissen, der in der betroffenen Friedrich-Ebert-Straße eine Bäckerei betreibt, „denn wenn die zwei Stellplätze vor unserem Laden wegfallen, kann ich zusperren.“ Diese Sorge konnten ihm Stadtbaumeister Anton Meier und Astrid Hahn vom Planungsbüro „Projekt 4“ zumindest nehmen. Die Zahl der Stellplätze werde gleich bleiben

Eine mehrwöchige Vollsperrung des Bereichs zwischen Sanktustorstraße und Denkmalplatz werde sich jedoch nicht vermeiden lassen. „Die Durchfahrt wird sicher immer wieder einmal kurzfristig nicht möglich sein“, erklärte Hahn. Komplett dicht werde die Friedrich-Ebert-Straße ihrer Ansicht zufolge zwei bis drei Wochen lang sein. Vor 2017 dürften die Bagger allerdings nicht anrollen. Denn zuerst gelte es, den Abschluss der Baumaßnahmen des Landkreises „An der Bleiche“ abzuwarten. Schließlich sollen nicht gleich zwei Zufahrten zum Stadtkern auf einmal blockiert sein.

Laufkundschaft fehlt

Silvia Raab hat bei ihrem Blumenladen „Vergiss mein nicht“, den sie seit 15 Jahren betreibt, die Baustelle ebenfalls vor der Türe. Im Gegensatz zu Optiker oder Schmuckladen, die von den Leuten zielgerichtet angesteuert würden, sei sie auf Laufkundschaft angewiesen. Schon als im vergangenen Jahr die Würzburger Straße saniert wurde, hatte Silvia Raab eine nachlassende Frequenz festgestellt, wie sie auf FLN-Nachfrage sagt. Die Autofahrer hatten die Route über die Obere und Untere Ringstraße zum Denkmalplatz genommen und die Langenzenner Innenstadt so einfach umkurvt. „Wo die Leute nicht reinfahren können, kommt keiner“, bringt Silvia Raab das Problem auf den Punkt. „Tolles Pflaster“ sei zwar eine schöne Sache, was freilich wenig nützt, wenn alles „zu Tode saniert“ sei.

Abhängig vom Landkreis

Nicht ganz so schwarz malt Jochen Gsänger die Situation, jedoch betrachtet der Vorsitzende des örtlichen Bundes der Selbstständigen (BDS) und gleichfalls betroffener Gewerbetreibender in der Friedrich-Ebert-Straße die Situation auch „argwöhnisch“. Geschäfte mit hoher Publikumsfrequenz würden auf jeden Fall leiden, zumal wenn sich die Landkreis-Baustelle verzögere und die Arbeiten der Stadt erst nach den Sommerferien beginnen würden. Dann könnten die Läden die Baustelle auch nicht über den Betriebsurlaub abfangen, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bäcker Körber sorgt sich nicht nur um die Erreichbarkeit durch seine Kunden, sondern auch um die Zufahrtsmöglichkeit der Lieferanten. „Ich bekomme alle zehn Tage eine Anlieferung von einem großen Silo-Lkw. Der wird auch nicht durch die Rosenstraße passen“, betonte Körber. Stadtbaumeister Meier versprach, die Zufahrt durch diese enge Seitenstraße dadurch zu ermöglichen, indem dort Stellplätze gesperrt werden. „Damit wird der Radius an den Kurven zum Einbiegen auch für Lkw größer“, so Meier. Grundsätzlich empfahl er allen Betroffenen, während der Bauzeit einen kurzen Draht zu den Baufirmen zu suchen und eventuell auftretende Probleme rechtzeitig beim wöchentlichen Jour fixe anzusprechen.

Zufrieden stellte diese Aussage letztlich auch nicht jeden. Einige Bürger hinterfragten Sinn und Zweck der Altstadtsanierung, wie sie in einigen Straßen schon durchgeführt wurde, grundsätzlich. „Die Rechts-vor-Links-Regelung ist lebensgefährlich“, findet eine Anwohnerin, weil sich „nur wenige rücksichtsvolle Autofahrer“ daran halten würden. Die Absenkung der Gehwege berge außerdem gerade für Kinder Risiken, weil der Unterschied zwischen Fahrbahn und Fußweg nicht mehr deutlich auszumachen sei.

Auf die Frage nach einer möglichen Kostenbeteiligung durch die Anwohner — geschätzt wird die Maßnahme auf rund 300 000 Euro, wovon 60 Prozent von Bund und Freistaat bezuschusst werden — antwortete Stadtbaumeister Meier, dass Langenzenn keine Straßenausbaubeitragssatzung habe und sich der Stadtrat bisher stets gegen die Einführung einer solchen ausgesprochen habe. Gänzlich ausschließen konnte er eine spätere Einführung indes auch nicht: „Was kommen wird, weiß ich nicht. Da wäre ich Hellseher.“

Gestalterische Aufwertung

Doch die Hände in den Schoß zu legen und im Stadtkern gar nichts zu tun, sei keine Alternative. Die Altstadtsanierung bringe eine gestalterische Aufwertung und ein einheitliches Stadtbild. Damit werde die Attraktivität der Innenstadt gesteigert, zeigten sich Planungsingenieure und Stadtbaumeister überzeugt.

Jochen Gsänger ist auch da skeptisch: Das Beispiel Herzogenaurach habe gezeigt, dass mit Baumaßnahmen das Publikum aus der Innenstadt nach draußen bugsiert werde. Die Pläne der Stadt, im Westen am Schießhausplatz ein Nahversorgungszentrum anzusiedeln, seien zudem „kontraproduktiv“. Mögliche Investoren würden nicht im Zentrum aktiv, sondern warteten ab.

Zudem sei für die Geschäftsleute in der Friedrich-Ebert-Straße die Leidenszeit noch lange nicht vorbei, meint der BDS-Funktionär. Die Anschlussstelle an der Sanktustorstraße auf der einen und der Denkmalplatz auf der anderen Seite müssten noch saniert werden: „Da kommt noch einmal die doppelte Belastung.“

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