"Angst überwinden – Brücken bauen"

4.3.2018, 19:48 Uhr

© Foto: Günter Distler

Der rapide gesellschaftliche Wandel, die weltweiten Umbrüche, die Flüchtlingsströme – all das erzeugt bei vielen Menschen Angst. Bis hinein in die Mitte der Gesellschaft. Wo aber "Angst um sich greift, geht Vertrauen verloren", so Prof. Joachim Valentin, Direktor des Tagungszentrums "Haus am Dom" in Frankfurt. Der islamistische Terror erzeuge dazu noch eine diffuse Angst, die "das Bedürfnis nach einem starken Beschützer" wie etwa US-Präsident Donald Trump wachsen lässt. Die grassierende Angst könne ein Zeichen "für eine Gesellschaft sein, die keine religiöse Orientierung mehr hat".

Grundlegende Ängste könne man nicht mit Parolen bekämpfen, sagte Valentin. Sondern es brauche religiösen Glauben und ein frühkindliches Urvertrauen. Ein neues "Wir" könne in unserer Gesellschaft durch Verstehen wachsen. "Der Weg dorthin ist das Gespräch", mit dem die Gesprächspartner Einvernehmen erzielten.

Zu solcher Auseinandersetzung mit der "anderen", der vielleicht "fremden" Religion will auch der Schulpokal "Etz Chaim" (Baum des Lebens) anstiften, den die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit 2014 an eine Schule vergibt. Ein Jahr lang sollen die betreffenden Schüler/innen gegen Rassismus, Intoleranz und Fanatismus in der Gesellschaft eintreten.

Wie vielfältig die Ergebnisse sind, zeigte das Beispiel des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (Oberasbach). Seit der Pokal-Übergabe in März 2017 entstanden dort zahlreiche Projekte in allen Jahrgangsstufen. Dazu gehörten Lernstationen zum Islam ebenso wie die Lektüre von "Das Tagebuch der Anne Frank" oder diverse Pausenaktionen – etwa zum jüdischen Chanukka-Fest, zum Geburtstag des Propheten oder (im April) zum christlichen Osterfest.

Exkursionen führten unter anderem zur jüdischen Synagoge in Fürth und in eine Nürnberger Moschee, aber auch zu den ehemaligen Konzentrationslagern Flossenbürg und Dachau. Nicht zuletzt gehört der (langjährige) Schüleraustausch mit einer Palästinenser-Schule in Jerusalem zu den Projekten.

Auch eigenständige Schülervorhaben wurden Teil der Projekte. Simon Rösch etwa, der derzeit die elfte Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums besucht, folgte den Spuren jüdischen Lebens in Fürth während des Ersten Weltkriegs. Auslöser war ein Zufallsfund vor rund drei Jahren: Im Keller seiner Großeltern entdeckte Rösch ein Postkartenalbum mit Festpostkarten sowie Bildern. Das motivierte den Gymnasiasten zu der inzwischen preisgekrönten Arbeit "Fiorda 14–18". Fiorda ist der alte hebräische Name für Fürth und seine jüdische Gemeinde.

Nach der Verleihung des Wanderpokals im März 2017 gründete das Gymnasium einen Arbeitskreis und entwickelte ein eigenes Logo, so Schul-Projektleiterin Silke Dinkel. Auch nach der Weitergabe des Pokals gestern an das Helene-Lange-Gymnasium sollen die Projekte in Oberasbach weiterlaufen. Daran beteiligt sind die Fachschaften Deutsch, Religion/ Ethik, Englisch, Geschichte und Musik.

Keine Kommentare