Archäologen buddeln in Heidenheim

13.7.2016, 16:23 Uhr
Die Grundmauern zeigen deutlich, dass hier einmal ein nicht unbedeutendes Gebäude stand. Es könnte ein Verwaltungsbau des Heidenheimer Klosters gewesen sein, vermuten die Experten.

© Martin Lettenmeier Die Grundmauern zeigen deutlich, dass hier einmal ein nicht unbedeutendes Gebäude stand. Es könnte ein Verwaltungsbau des Heidenheimer Klosters gewesen sein, vermuten die Experten.

Bürgermeisterin Susanne Feller-Köhnlein hatte zu einem Ortstermin geladen, um über die Zwischenergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zu informieren. Seit mehreren Wochen wird im Rahmen der Dorferneuerung die Ringstraße, die mitten durch den Ort führt, abgetragen und später neu aufgebaut.

Schon bevor der erste Bagger die alte Straßendecke beiseiteschob, studierte Martin Nadler vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Nürnberg alte Karten aus dem 19. Jahrhundert. Dort, wo jetzt die Ringstraße gegenüber von Rathaus und Kloster mitten durch den Ort führt, stand einst ein langgestreckter Baukörper. Der Experte für Bodendenkmäler vermutet, dass es ein Verwaltungsbau des Klosters Heidenheim war.

Der schöne rote Ziegelboden, der bei den Ausgrabungsarbeiten zutage kam, kann in die Zeit des Barock datiert werden, erklärt Nadler. Denn die Ziegel waren industriell gefertigt, und sie können wegen ihrer exakten Größe dem Reichsziegelformat zugeordnet werden. Dieses gab es, bevor im 19. Jahrhundert das metrische System in Deutschland eingeführt wurde. Das Gebäude musste wahrscheinlich weichen, weil sonst keine autogerechte Straße durch Heidenheim gebaut werden konnte, vermutet der Denkmalpfleger.

Die Archäologen einer privaten Firma sind im Moment im Auftrag der Denkmalpflege damit beschäftigt, die Grundrisse des Gebäudes und die darin gemachten Funde genau zu dokumentieren. Das ist notwendig, weil alle Mauern und der Ziegelboden weggeräumt werden müssen. Der Koffer, der Aufbau der Straße, muss so tief sein, damit die neue Ringstraße den modernen Standards einer Staatsstraße genügt.

Scherben gefunden

Doch es gibt noch mehr zu sehen als Mauern und Ziegelboden. Die leitende Archäologin des Projekts, Uta Pfahlbusch, bringt eine Kiste herbei. Bei den Ausgrabungen am und um das Gebäude wurde eine Baugrube entdeckt. Hier haben die damaligen Bewohner ihre zu Bruch gegangenen Gegenstände entsorgt. Uta Pfahlbusch und ihre Mitarbeiter haben darin 50 bis 70 verschiedene Scherben gefunden. Viele stammen aus dem jüngeren Spätmittelalter. Die Fachleute wollen sie später den jeweiligen Jahrhunderten zuordnen. Auch im Gebäude wurden gut erhaltene Kacheln entdeckt, besonders da, wo die Öfen vermutet werden.

Martin Nadler präsentiert Bruchstücke einer Ofenkachel aus der Kiste der Archäologin Uta Pfahlbusch. Daneben von links: Angelika Bauerreiß vom Verband für ländliche Entwicklung Mittelfranken, Bürgermeisterin Susanne Feller-Köhnlein und Markus Früh vom Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach.

Martin Nadler präsentiert Bruchstücke einer Ofenkachel aus der Kiste der Archäologin Uta Pfahlbusch. Daneben von links: Angelika Bauerreiß vom Verband für ländliche Entwicklung Mittelfranken, Bürgermeisterin Susanne Feller-Köhnlein und Markus Früh vom Amt für Ländliche Entwicklung in Ansbach. © Martin Lettenmeier

Gerne würden die Archäologen und Martin Nadler noch tiefer graben. „Vielleicht würden wir unter dem Gebäude Reste oder Funde aus der Gründungszeit des Klosters Heidenheim im 9. und 10. Jahrhundert finden“, vermutet der Denkmalpfleger und strahlt. Das wären dann besonders interessante Funde. Doch das sei leider nicht vorgesehen. Aus Kostengründen und um nicht noch viel mehr Zeit beim Bau zu verlieren, darf nur so tief gegraben werden, wie es für das Fundament der Straße notwendig ist.

Wenn alles nach Plan verläuft und es keine längeren Regenpausen geben muss, hoffen die Fachleute, in einigen Wochen alles dokumentiert zu haben. „Denn was verloren geht, muss dokumentiert werden“, so lautet der eherne Grundsatz der Denkmalpflege, sagt Martin Nadler.

Was passiert mit dem Ziegelboden, wenn die Archäologen gegangen sind und dann die Bagger den Resten des Verwaltungsgebäude zu Leibe rücken? Es wäre doch schade, wenn er auf einer Bauschuttdeponie landet, wirft einer der beteiligten Bauingenieure ein. Bürgermeisterin Susanne Feller-Köhnlein beruhigt. „Wir finden schon einen Platz.“ Es wird bestimmt Renovierungen in Heidenheim geben, wo dieser historische Boden wieder neu verlegt werden kann. Dann ist er für die nächsten Jahrhunderte sichtbar und nicht wie bisher versteckt unter der Ringstraße.

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