Aufatmen am Steiner Fasanenring

26.5.2015, 13:00 Uhr
Aufatmen am Steiner Fasanenring

© Archivfoto: Hans Joachim Winckler

Im Jahr 2003 hatte die SPD-Stadträtin Hannelore Pfetzing-Scheitinger die Idee, die Zufahrt des Fasanenrings in Richtung Oberasbacher Straße zu öffnen und damit aus der reinen Anwohnerstraße, die Teile des Wohngebiets Fabergut erschließt, eine Durchfahrtsstraße zu machen. Ihr Grundgedanke war, die Anwohner hätten damit die Möglichkeit, ohne Umweg in Richtung Oberasbach und Rothenburger Straße zu fahren.

Pfetzing-Scheitinger hatte ihre eigene Fraktion und die der CSU auf ihrer Seite. Die Union argumentierte, die Neubürger des Fabergutes würden den Altort Oberweihersbuch stark mit Verkehr belasten. Alle anderen Vertreter im Stadtrat waren gegen die Änderung.

Und nicht nur die: Die Bürger im Fasanenring liefen Sturm gegen das Vorhaben. Schon nach kurzem lagen 66 Einsprüche von Anwohnern vor, die sich gegen die Öffnung ihrer Straße und die damit verbundene Bebauungsplanänderung aussprachen.

Beckstein eingeschaltet

Seit 2003 liegen diese Stellungnahmen im Rathaus und sind seitdem unbearbeitet. Dazwischen kamen zwei Kommunalwahlkämpfe mit zwei Fasanenring-Lagern, diverse kostenaufwendige Verkehrszählungen und Gutachten, eine Rechtsänderung, Versammlungen, Proteste, Verschwörungstheorien, das Einschalten von Anwälten und hochkarätigen Politikern wie des damaligen bayerischen Innenministers Günther Beckstein.

Bürgermeister Kurt Krömer, schon vor seiner Amtszeit ein Gegner der Öffnung, erinnerte heute daran, dass zum Schluss 34 Wohneigentümer Anspruch auf lärmmindernde Maßnahmen an ihren Häusern gehabt hätten. Erste Schätzungen ergaben, dass dies der Stadt 190 000 Euro gekostet hätte, wenn alle auf ihr Recht gepocht hätten.

Aus heutiger Sicht fasste FDP-Stadträtin Agnes Meier, die nur einen Teil der fast unendlichen Geschichte als Mandatsträgerin miterlebt hat, es so zusammen: „Der Stil war unsäglich, ja fürchterlich. Es war entsetzlich, wie Steiner Bürger aufeinander losgingen.“ Und Walter Nüßler (SPD) ergänzte: „So eine Auseinandersetzung wollen wir nicht mehr haben.“

Worum es eigentlich ging, schien zeitweise in den Hintergrund zu rücken. Viele Immobilienbesitzer am Fasanenring hatten ihre Häuser einst auch unter der Prämisse gekauft, sie würden in einer ruhigen, reinen Anwohnerstraße leben. Nur eine Notzufahrt, abgesichert durch einen rot-weißen Pfosten, war Richtung Oberasbacher Weg offen. Sie sollte ausschließlich im Fall eines größeren Katastropheneinsatzes in dem Wohngebiet geöffnet werden. Genauso sollte es nach dem Wunsch einer großen Zahl der Anwohner auch bleiben. Denn sie fürchteten, ihre Straße könne zur Ausweichroute im staugeplagten Stein werden.

Doch die Menschen im Altort mit seiner dörflichen Struktur empfanden den Verkehr, den die Fabergut-Anwohner verursachten, als Last und suchten sich im Stadtrat Verbündete.

In der jüngsten und vermutlich letzten Bauausschuss-Sitzung zu dem Thema gab es nur noch einen müden Abklatsch des einst heftig geführten Streits. Klaus Heckel (CSU) meinte: „Es ist gelungen, dieses Thema solange zu diskutieren und Gutachten zu erstellen, bis man es zur Abstimmung bringt mit anderen Mehrheiten im Stadtrat.“ Die CSU sei nach wie vor der Meinung, dass der Quellverkehr dort fließen solle, wo er entsteht. Durchgangsverkehr habe man jedoch nie in ein Wohngebiet verlagern wollen. „Leider ist es uns nicht gelungen“, bedauerte Heckel, „das Thema vorher zu einer entscheidenden Abstimmung zu bringen.“ Krömer konnte nicht umhin, Heckel daran zu erinnern, dass Zählungen und Gutachten sowie Pausen im Verfahren auch teils auf CSU-Veranlassung geschehen seien.

Am Schluss blieb nur noch die Abstimmung im Bauausschuss: Sieben Stadträte (SBG, FW, Grüne, FDP) sagten Ja dazu, den Bebauungsplan nicht zu ändern und damit am Fasanenring alles zu lassen, wie es ist. Die erwarteten vier Nein-Stimmen kamen von CSU und SPD. Geschlossen wird das Kapitel Fasanenring aber erst in der Stadtratssitzung im Juni. Bei unveränderten Mehrheiten ist aber kein anderer Beschluss zu erwarten.

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