Aufatmen im Zirndorfer Bad: Kein Votum zur Schließung

27.3.2015, 09:00 Uhr
Aufatmen im Zirndorfer Bad: Kein Votum zur Schließung

© Foto: Thomas Scherer

Welch hohe Wellen die FW-Forderung in der Bevölkerung geschlagen hat, machte ein Publikumsinteresse deutlich, wie es Bürgermeister Thomas Zwingel in den 25 Jahren, die er im Stadtrat mitmischt, noch nicht erlebt hat: Vereinsschwimmer, Schulvertreter, Eltern, selbst Kinder drängten sich im Sitzungssaal und bis weit vor dessen Tür, um klarzustellen, „Wir brauchen unser Bibertbad und keine Bauruine“. So war es auf den Protestplakaten der DLRG-Mitglieder zu lesen.

Genauso wie die Schwimmer vom TSV und der BRK-Wasserwacht weichen sie wegen der Generalsanierung der Schwimmhalle derzeit auf umliegende Bäder bis nach Dietenhofen oder Schwabach aus, um den Trainingsbetrieb über Wasser oder, wie im Fall der Wasserwacht, die Mitglieder der erst vor wenigen Jahren gegründeten Jugendgruppe bei der Stange zu halten.

Sich klar zum Bibertbad zu bekennen und es nicht auf einen Bürgerentscheid mit ungewissem Ausgang ankommen zu lassen, forderte Stephan Scharf von den TSV-Schwimmern stellvertretend für alle drei Schwimmvereine der Bibertstadt von den Stadträten. Es sei ja gut und schön, die Bürger entscheiden zu lassen, meinte er. Doch dürften dabei nur Zirndorfer abstimmen, dabei läge auch Auswärtigen viel an der Einrichtung. Und die, die besonders von dem Familienbad profitierten - die Kinder - hätten bei einer Abstimmung überhaupt kein Mitspracherecht, beklagte eine Mutter. Als Schlag ins Gesicht bezeichnete eine Mitarbeiterin des Bibertbades den Antrag der FW. „Seit Jahren müssen wir um unsere Arbeitsplätze bangen, haben sie eine Ahnung, wie belastend das ist?“, fragte sie in die Runde.

Vorgehen, das absoluten Seltenheitswert hat

Was der Antrag der FW jetzt soll, da der Beschluss, das Bad in städtischer Regie weiterzuführen längst gefallen ist und die Sanierung auf Hochtouren läuft, erschloss sich Scharf und seinen Mitstreitern nicht. Auch dem Bürgermeister sowie der deutlichen Mehrheit der Stadträte war das ein Rätsel, wie die Stellungnahmen zeigten.

Letztlich fand das Anliegen der FW lediglich sechs Unterstützer. Abgestimmt wurde auf Antrag von SPD-Fraktionschefin Sandra Hauber namentlich - ein Vorgehen, das absoluten Seltenheitswert hat. Die CSU sprach sich geschlossen gegen das Ratsbegehren aus. Mit Marcus Baritsch, Elke Eder und Ralf Schmidt von den FW stimmten Frank Bauer, Melanie Eichhorn und Walter Liebel aus der SPD.

Baritschs Begründung, er wolle die anhaltenden Diskussionen um die hochdefizitäre Einrichtung endlich beenden, fruchteten nicht. Einen falschen Zeitpunkt für eine Grundsatzentscheidung zum Bestand des Hallenbades, rechtfertige er den Antrag, gebe es nicht. Niemand im Stadtrat sei davor gefeit, sich nicht schon bald wieder vor Problemen im Bad gestellt zu sehen, die nur mit hohem Kosteneinsatz zu beheben seien, warnte er vor „finanziellen Arschbomben“, wie er sie in der Vergangenheit wiederholt erlebt habe.

Auf Kurs mit seinem Landesverband ist Baritsch allerdings nicht, was TSV-Mann Scharf mit einem Seitenhieb bedachte. Er erinnerte daran, dass die FW im Kontext der Forderung von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml, Kinder sollten möglichst früh schwimmen lernen, erst Anfang der Woche ihr Missfallen darüber geäußert haben, dass immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden. „Da weiß der kleine Zeh wohl nicht, was der Kopf denkt“, so Scharf.

Nur, mit der gemeinsamen Linie tun sich die FW selbst im überschaubaren Kreis der Bibertstadt schon schwer: Murat Bülbül, einer von vier in der FW-Stadtratsfraktion, distanzierte sich ausdrücklich von dem Antrag. Wie er den FLN gegenüber betonte, sei die Forderung nicht mit ihm abgesprochen gewesen. Aus einem zehntägigen Urlaub zurückgekehrt, hätten ihn seine Kollegen völlig unverhofft damit konfrontiert. „Doch da war er bereits eingereicht, und zurücknehmen wollten sie ihn auch nicht“, so Bülbül.

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