Behindertenbeauftragte: langer Weg zur Barrierefreiheit

26.11.2014, 10:55 Uhr
Behindertenbeauftragte: langer Weg zur Barrierefreiheit

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Es ist gesetzlich geregelt, dass die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung beseitigt oder am besten von vornherein verhindert werden soll. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass im Vorfeld von Baumaßnahmen der oder die Behindertenbeauftragte gehört wird. Eine Stellungnahme ist dehalb schon während der Planungsphasen von großer Bedeutung, weil so die fehlende oder unzureichende Barrierefreiheit verhindert wird.

Örtlichkeiten untersucht

In jüngster Zeit hat sich Angelika Feisthammel daher zu den Entwürfen des Altdorfer Schulschwimmbads und der neuen Fachakademie in Altdorf geäußert, zur Sanierung der Grundschule in Heuchling, auch im Rahmen einer Ortsbegehung, sowie zur Maßnahme an der Laufer Kunigundenschule. Neben der Begutachtung von geplanten Rad- und Fußwegen sind Feisthammel, die selbst Rollstuhlfahrerin ist, Straßenquerungen und vor allem die Sanierung von Bahnsteigen ein besonderes Anliegen.

Aber auch bei Vorhaben, die nicht vom Landkreis durchgeführt werden, ist sie gefragt, wie zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr. Anschaffungen und die Ausstattung von Haltestellen nimmt sie dort unter die Lupe. Schließlich sieht sie die Kontaktpflege zu Institutionen, Einrichtungen und Verbänden als ihre Aufgabe. Deshalb ist sie sehr viel im gesamten Landkreis unterwegs ist.

Austausch mit karitativen Institutionen

Zudem steht sie in ständigem Austausch mit der Lebenshilfe, der Caritas, der Diakonie, den Rummelsbergern, den Einrichtungen für Sehbehinderte und Hörgeschädigte, mit der Offenen Behindertenarbeit der Caritas und dem Integrationsfachdienst Access. In ihrer Beratungsfunktion trifft sie sich zweimal im Jahr mit ihren Kollegen aus den Kommunen und hält einmal im Monat eine Behindertensprechstunde im Landratsamt ab.

Zwei bis drei Personen kämen pro Sprechstunde, die Beratungszeit dauere durchschnittlich 45 bis 60 Minuten, berichtete sie den Kreisräten. Dazwischen gibt es selbstverständlich telefonische und elektronische Kontakte, manche Fälle ziehen sich bis zu einem halben Jahr hin, andere sind mit kurzen Ratschlägen oder einem Anruf erledigt.

Weiterhin wirkt sie aktiv in der Lernwirkstatt Inklusion auf Bezirksebene mit, steht in Kooperation mit kommunalen Behindertenbeauftragten auf Landesebene und ist im Kreis AG Wohlfahrtspflege und im Seniorenbeirat  des Landkreises tätig. Ferner besuchte sie zahlreiche Fachvorträge und -tagungen.

Schon von vorne herein inklusiv denken

Zu ihren Wünschen an das Gremium gehörte, dass man doch im Haus vom Grundsatz her schon inklusiv denken sollte. Darunter versteht sie nicht allein den Einbau von Rollstuhlrampen, sondern induktive Anlagen, also spezielle Systeme für Menschen mit Hörbehinderungen, ebenso Blindenleitsysteme oder auch die Verwendung von leicht verständlicher Sprache. Im zweiten Teil ihres Vortrags informierte sie über das große Projekt „Barrierefrei Bauen und Wohnen“, das im vergangenen Jahr die Behindertenbeauftragten und andere Fachleute über längere Zeit im Landkreis beschäftigte.

Zugrunde lag die Feststellung, dass im Nürnberger Land der Bedarf an behindertengerechten Wohnungen höher ist als das Angebot. Bei verschiedenen Veranstaltungen versuchte man, vorwiegend Architekten, Bauträger und Verwaltungsleute für diese Bedürfnisse zu sensibilisieren.

Ergebnis der umfassenden Bestandsaufnahme und zahlreicher Besprechungen, Interviews, Besuchen vor Ort, bei denen ein großes Netzwerk an Spezialisten mitwirkte, waren Artikel in der örtlichen Presse, Infostände im Landkreis und eine sehr gelungene Fachtagung mit etwa 70 Teilnehmern. Den Abschluss bildete eine Ausstellung der Bayerischen Architektenkammer im Rathaus in Altdorf.

Nach ihren Ausführungen beantwortete die Behindertenbeauftragte noch Fragen der Kreisräte, etwa zum leidigen Thema barrierefreie Bahnsteige. Eine "endlose Geschichte" sei das, so Feisthammel, die Bahn sehe hier keinen Handlungsbedarf, es bleibe nichts anderes übrig, als immer wieder "nachzuhaken und dranzubleiben".

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