Betreuung von Asylbewerbern ist eine große Herausforderung

18.11.2014, 19:00 Uhr
Mit dem Dach über dem Kopf ist die Betreuung von Asylbewerbern noch nicht abgeschlossen. Die Herausforderungen sind mannigfaltig. Gefordert sind nicht nur Behörden, auch das Engagement von Ehrenamtlichen ist erwünscht.

Mit dem Dach über dem Kopf ist die Betreuung von Asylbewerbern noch nicht abgeschlossen. Die Herausforderungen sind mannigfaltig. Gefordert sind nicht nur Behörden, auch das Engagement von Ehrenamtlichen ist erwünscht.

Dass Kommunen, Kreis, Bezirk und andere Verwaltungsebenen hier in vieler Hinsicht überfordert sind, ist kein Wunder, sind sie doch zunächst schon mit der Befriedigung von primären Bedürfnissen der Flüchtenden gut ausgelastet. Außerdem fehlt es an praktischen Erfahrungen. Erfreulich ist es daher, dass Hilfswillige sich hier engagieren wollen, um den Asylbewerbern das Leben zu erleichtern. Doch wo kann wer helfen und wo ist Hilfe am nötigsten?

Es kommen nicht nur Erwachsene, es kommen Familien. Kinder können nicht darauf vorbereitet sein, was sie hier erwartet, und sie können nicht verstehen, warum sie in der Heimat alles aufgeben mussten. Die Vorkehrungen, die hier von staatlicher Seite getroffen wurden, um die Kinder aufzufangen, sind unzureichend, findet der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Hermann Hagel. Für Schulkinder ohne Deutschkenntnisse sind Übergangsklassen vorgesehen, in denen sie hauptsächlich Deutsch lernen sollen. Sieben solcher Klassen gab es Anfang November im Landkreis, 87 Schüler werden darin unterrichtet, nur zwei Lehrer sind für diese Sonderaufgabe ausgebildet, die Schulbehörde hat ganze 28 Stunden.

Das bedeutet, dass jede Klasse nur vier Stunden pro Woche professionellen Unterricht erhält. Da dies nie und nimmer reicht, müssen weitere Unterrichtseinheiten von der Mobilen Reserve aufgefangen werden, die eigentlich für andere Aufgaben gedacht ist, oder es werden Arbeitskreise aufgelöst und die dadurch frei werdenden Kapazitäten umgeschichtet. In den Kindergärten sieht es noch trauriger aus, hier gibt es gar keine Konzepte.

Dass also private Initiativen gebraucht werden, ist keine Frage. In vielen Gemeinden haben sich bereits private Unterstützerkreise gebildet, die ganz konkrete, praktische Hilfe anbieten. In Burgthann zum Beispiel, wo bereits seit Mai 18 Asylsuchende leben, funktioniert das schon hervorragend. Auch in Feucht wollen sich am Donnerstag Interessierte zu einem ersten Gespräch treffen: Nach der Veranstaltung in der Reichswaldhalle, auf der die Regierung über die Einquartierung von 60 Asylbewerbern im Hotel Bauer informieren wird, wird eine Besprechung stattfinden.

Strukturen nutzen

Doch nicht alles lässt sich durch Eigeninitiative lösen, vorhandene Strukturen von Behörden, Einrichtungen oder Vereinen könnten gut genutzt werden. So gibt es Bestrebungen, die Feuchter Mittelschule in den Kreis der „Schulen ohne Rassismus“ aufzunehmen. Einmal im Jahr müssen solche Schulen eine Aktion durchführen, mit der sie ihre antirassistische Gesinnung unter Beweis stellen – eine gute Gelegenheit, sich mit Kindern von Asylanten zu beschäftigen. Sportvereine könnten kleinen Gruppen von Kindern oder Jugendlichen kostenfreies Training anbieten. Staatliche oder private Bildungseinrichtungen könnten mit ehrenamtlichen Dolmetschern und Deutschlehrern helfen.

Positive Signale senden auch die Feuchter Friedensinitiative oder Kirchen, wie die evangelische Kirchengemeinde Oberferrieden. Pfarrer Volker Dörrich wies in seiner Anprache zum Volkstrauertag ausdrücklich darauf hin, dass zu den Opfern der Kriege, um die getrauert wird, nicht nur die der beiden Weltkriege gehören, sondern auch jene, die unter den Kriegsherden der Gegenwart leiden und aus ihrer Heimat fliehen müssten. In diesem Zusammenhang bat er die Mitglieder seiner Gemeinde, sich für diejenigen zu öffnen, die demnächst nach Ober- und Unterferrieden kommen werden, sie nicht zurückzuweisen und sich der Verantwortung für Frieden unter den Menschen zu stellen. Auch im Rahmen des Evangelischen Forums, dessen erster Vorsitzender Dörrich ist, wolle man verschiedene Themenkreise aufgreifen, etwas Bildungsfragen oder wichtige Informationen zum öffentlichen Leben im Gastland, die den Neuankömmlingen nicht ohne weiteres klar sein dürften.

Kommunen sind gefordert

Mit zusätzlichen Herausforderungen sehen sich auch die Rathäuser der Kommunen konfrontiert. In Feucht stellt man sich darauf ein, dass es Ansprechpartner für die Asylsuchenden im Bürgerbüro geben muss. Es werde wohl auf eine zusätzliche Kraft hinauslaufen, so Bürgermeister Konrad Rupprecht, letztlich hinge dies aber noch von den bevorstehenden Haushaltsberatungen ab. Auch in Burgthann will man das Landratsamt unterstützen, etwa bei der Auszahlung der Gelder. „Was wir machen können, machen wir gerne“, versichert Johannes Strobel, Leiter des Hauptamtes.

An eine personelle Aufstockung ist derzeit nicht gedacht, so Bürgermeister Heinz Meyer. Auf der letzten Bürgermeisterversammlung habe man sich mit den Kollegen und dem Landrat auf eine einheitliche Aufgabenverteilung geeinigt, die eine gleiche und faire Behandlung der Flüchtlinge garantieren soll, im übrigen auch mit Blick auf andere Menschen in den Gemeinden, die ebenfalls in schwierigen Verhältnissen leben. Auch Landrat Armin Kroder ist bemüht, den Ball flach zu halten und gibt sich optimistisch: „Es gibt keine Flüchtlingskatastrophe. Die Zahl der Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen, läuft nicht aus dem Ruder“, so der Landkreischef. Allerdings musste auch er einräumen, dass die Kürze der Zeit, in der die Personen untergebracht und betreut werden müssen, neu für alle Beteiligten ist.

In der Gemeinde Schwarzenbruck, die vor allem in Rummelsberg eine besonders große Anzahl an Flüchtlingen aufnehmen wird, sieht man die zusätzliche Belastung im Rathaus, etwa im Einwohnermeldeamt oder in der Kasse. „Wir werden etwas unternehmen müssen“, versichert Richard Pfeiffer, der geschäftsleitende Beamte. Zwar sind in der Gemeinde schon jetzt viele Asylsuchende und es werden noch mehr kommen, aber durch die bestehenden Strukturen der Rummelsberger Diakonie, mit der man über das Thema Gespräche führt, wird vieles bereits abgefedert. Dennoch soll bei den Haushaltsberatungen möglicherweise eine zusätzliche Teilzeitstelle im Stellenplan aufgenommen werden.

Informationsveranstaltungen zum Thema:

Donnerstag, 20. November, 19 Uhr, Reichswaldhalle, Feucht; Dienstag, 25. November, 19.30 Uhr, Gasthaus „Wild“, Unterferrieden.

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