BlauPause: Kunst im Untergrund

22.8.2014, 08:00 Uhr
BlauPause: Kunst im Untergrund

© Neues Museum Nürnberg

Sie starren vor sich hin oder aufs Handy, lesen Zeitung — gerne auch mal beim Nachbarn mit. Denn gerade in der Rushhour geht es eng zu. Ein Lächeln hat hier Seltenheitswert.

Auf den U-Bahnsteigen schaut es nicht besser aus. In der Regel haben es die Leute eilig und warten gestresst auf die einfahrende Bahn — nicht nur in Nürnberg. In Mailand startete der italienische Künstler Fra.Biancoshock eine Gegenaktion: Er hängte an einer Station Luftfolie auf, je länger die Wartezeit, desto größer das Stück. Darüber schrieb er: „Anti- stress for free!“ Der perfekte Zeitvertreib — wenn denn alle mitmachen und um die Wette knallen.

Mit seiner Installation wollte er den Spaßfaktor erhöhen und für entspannte Fahrgäste sorgen. Vielleicht macht dieser Knalleffekt auch in Nürnberg Schule. Hier ist U-Bahnfahren ebenso ein Teil der Kunst: Das Neue Museum präsentiert in seiner Sammlung großformatige Fotografien von Wolfgang Tillmans. Fünf Momentaufnahmen aus der Londoner U-Bahn. Ihn habe die „unglaubliche Intimität zwischen Menschen, die gar nicht intim miteinander sein wollen“ fasziniert.

Es sei ein seltsames Phänomen, so der Künstler weiter, bei dem es für Männer und Frauen akzeptabel ist, durch das nahe Beieinanderstehen dem anderen ins Shirt, Ohr oder Haar schauen zu können. Auch in Nürnberg. Aber Foliennoppen zerdrücken ist mit Abstand das bessere Gemeinschaftserlebnis. Peng.

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