Bubenreuther baut „Il Cannone“ von Guarneri nach

10.9.2014, 11:54 Uhr
Bubenreuther baut „Il Cannone“ von Guarneri nach

© Foto: Heinz Reiß

Seit Jahren ging Günter Lobe mit dem Gedanken schwanger, dieses Instrument in genau seiner Größe und mit allen Details nachzubauen. Begonnen hatte Lobe mit dem Studium der vorhandenen Unterlagen, er suchte nach Büchern und Bildern und begann sich einzulesen.

Sein Studium für den detaillierten Nachbau begann Günter Lobe mit (Bartolomeo) Giuseppe Guarneri, dem italienischen Geigenbauer, welcher das Instrument geschaffen hat. Seine berühmteste Geige entstand im Jahre 1742 – die Kanone. Zum weltweiten Ruhm dieses Instruments verhalf der der wohl berühmteste Geigenvirtuose Niccolò Paganini).

Nachdem Günter Lobe die Biografie des Erbauers und des Solisten studiert hatte, wandte er sich dem Instrument zu. Paganini erhielt die Geige 1802 in Livorno. Sie wurde umgebaut und musste nach einem Sturz repariert werden. 1837 vermacht Paganini in seinem Testament die Violine der Stadt Genua, „damit sie auf immer aufbewahrt werde“.

Eine vollständige Beurteilung des Instruments nahm der in Bologna geborene Geigenbauer Cesare Candi (1869—1947) vor. Candi erstellte ein umfangreiches Werk über die Charakteristiken und Maße der Guarneri Geige.

Lobe zog dieses Werk für seinen Nachbau heran. Er wollte nicht nur den Nachbau einer Geige nach dem Modell von Guarneri, er wollte die vollendete Kopie der „Kanone“. Sie sollte in Form, Farbe und Aussehen sich vom Original nicht unterscheiden lassen. So ein Nachbau lässt sich auch nicht terminisieren. Über Monate schichtete Lobe Tonhölzer, um die passende Decke und Boden zu erhalten. Erst als alle Materialien vorlagen begann der Geigenbaumeister mit dem detaillierten Aufbau. Guarneris Il Cannone ist bis auf den Zehntelmillimeter vermessen und in umfangreichen Büchern dokumentiert. Allein der Aufbau des Instruments füllt unzählige Seiten.

Bereits beim Aufbau des Korpus musste Lobe sich überwinden, nicht symmetrisch zu arbeiten, da Guarneris Original von der einen zur anderen Seite verschiedene Konturen aufweißt, auch der Boden und die Decke gleichen sich nicht. Ebenso schwierig war die Gestaltung der Wölbungen, welche beim Original durch die vielen Jahre Verformungen aufweißt.

Bereits die Rohgeige testete Lobe auf ihre klanglichen Eigenschaften und stellte erstaunt fest, welch großen und kräftigen Klang sie hatte. Anschließend begann die Feinarbeit. Mit einem feinen Pinsel wurde Strich für Strich, wie bei einem Portrait, das Lackbild aufgetragen.

Jeder Kratzer, jede winzige Beschädigung, welche aus den Originalfotografien erkenntlich sind, wurde kopiert. An etlichen Geigen, welche die Werkstatt durchliefen, erprobte Lobe den Glanzgrad des Lackes. Auch bei den Zubehörteilen, von den Wirbeln bis zum Steg achtete Lobe aufs Detail und was sich hier so auf dem Papier mit wenigen Worten zusammenleimen lässt, dauerte dann doch zwei Jahre.

Jetzt hat Günter Lobe einen großen Wunsch: Alles konnte er bisher vergleichen, nur den Klang nicht. Eines steht für den Bubenreuther Geigenbauer fest, sein Nachbau hat einen herausragend guten und kräftigen Klang, so dass auch diese Geige mit Berechtigung den Beinamen „Kanone“ tragen darf. „Aber das Alter kann man nicht ersetzen“, weiß Lobe.

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