Cadolzburg auf dem Weg zum fairen Titel

1.6.2016, 06:00 Uhr
Cadolzburg auf dem Weg zum fairen Titel

© Foto: Scherer

Einen rot-weißen Fußball ließ Frank Braun im Gemeinderat herumgehen und der Eine-Welt-Regionalpromotor für Nordbayern versprach, in Grün-Weiß sei das fair gehandelte Produkt auch herstellbar.

Fair gehandelt heißt in diesem Fall: Die Arbeitsbedingungen in Pakistan werden überprüft und dem Hersteller bescheinigt, dass die Arbeiter nicht ausgenutzt und die Menschenrechte geachtet werden. Die Kosten seien zwar höher als bei sonst üblichen Bällen. Doch es handele sich nur um eine Steigerung von zehn Prozent, sagte Braun. Das sei vergaberechtlich vertretbar. Er sei Fußballtrainer bei Tuspo Nürnberg, habe daher die Initiative selbst angestoßen und 500 Bälle produzieren lassen.

Doch bei der Vorstellung von fairem Handel im Gemeinderat ging es nicht nur um Sportgeräte. Bei Getränken oder Büromaterialien gebe es oft in den kommunalen Verwaltungen viel Verbesserungspotenzial, berichtete Braun von seiner Zusammenarbeit mit Bamberg, Fürth oder Nürnberg. Das fair gehandelte Papier mit dem Blauen Engel sei zum Beispiel kaum teurer und erreiche dieselbe Qualität wie andere Produkte.

Fair hergestellte Waren würden auch länger halten, sagte Braun. Auf dem Weg zur Fairtrade-Gemeinde kann Cadolzburg mit verschiedenen Aktionen die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für diese Vorzüge erhöhen. Die Beteiligung von Restaurants und Einzelhändlern sei Teil der Voraussetzung für den Titel. Bewährte Ideen seien ein Geschenkset zu einem Thema oder ein Flashmob, um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten.

Zuerst gehe es um Bewusstseinsbildung, meinte Bürgermeister Bernd Obst. Von Seiten der Gemeinde werde der Kämmerer darauf achten, dass die Kostensteigerungen nicht zu hoch seien, versprach er. Die Gemeinde hatte in der vorhergehenden Sitzung des Gemeinderats schon die Einrichtung eines Steuerungskreises auf den Weg gebracht (die FN berichteten). Dieser wird die Voraussetzungen für den Titel „Fairtrade-Gemeinde“ genau unter die Lupe nehmen und das weitere Vorgehen diskutieren.

Seine erste Sitzung hat der Steuerungskreis schon hinter sich, dabei stellte sich Gemeinderat Stefan Grünbaum als Sprecher zur Verfügung. Sobald ausreichend Händler, Gastronomen sowie Vereine, Kirchengemeinden und Schulen für die Initiative gewonnen sind, wird die „Fairtrade Town“-Bewerbung abgeschickt. 

Mindestens zwei Produkte im Verkaufsregal: Das ist eine der Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Marion Schwarz vom Cadolzburger Welt-Lager, die die Bewerbung für Cadolzburg initiiert hat, meint, dass das schnell geht: Gibt es doch schon den Eine-Welt-Laden am Marktplatz oder die faire Schokolade der Firma Riegelein. „Wir werden nun vor allem Gastronomen und Vereine einladen, fair gehandelte Produkte zu nutzen“, erläuterte Sprecher Grünbaum nächste Schritte. 

Die Aktion soll jedoch nicht die Erzeuger von regionalen Produkten wie Apfelsaft oder Honig benachteiligen. Aber bei Importwaren wie Schwarzem Tee, Kakao oder Orangensaft kann man auf fair gehandelte Produkte achten.

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