Cadolzburg: Endspurt für das Historische Museum

7.5.2016, 10:00 Uhr
Cadolzburg: Endspurt für das Historische Museum

© Foto: Hans Winckler

Seit März ist die Wissenschaftlerin wieder mit „ihrem“ Museum beschäftigt. „Ja, es ist schon irgendwie mein Baby“, gesteht Weitzel-Mudersbach. Viel Zeit, Energie und Herzblut hat sie bislang in die Gestaltung der künftigen Ausstellung gesteckt. Als wegen der finanziellen Schieflage der Marktgemeinde im August des Vorjahres das vorläufige Aus ihres Vertrages kam, „war das schon hart“, räumt sie ein.

Der Cadolzburger Heimatverein überbrückte die Durststrecke zumindest ein bisschen, indem er die Wissenschaftlerin mit dem Ordnen des Depots, in dem die Ausstellungsstücke und Dokumente verwahrt sind, beauftragte. Außerdem blieb von Weitzel-Mudersbach immer in der Marktgemeinde präsent, wenn sie als Ehrenamtliche Vorträge hielt.

Inzwischen hat sich die Finanzlage entspannt, und es gibt einen neuen Vertrag zwischen der freiberuflich arbeitenden Kunsthistorikerin und der Marktgemeinde. Mit viel Elan geht Weitzel-Mudersbach in den langen Endspurt.

Drei Abteilungen wird das Museum haben. Themen sind der in Cadolzburg geborene Komponist Johann Georg Pisendel, die Ortshistorie der Marktgemeinde und die Baugeschichte des Hauses, das um das Jahr 1543 erbaut wurde. Als Zuckerl wird es etwas zu sehen geben, was in solchen Häusern sonst verborgen bleibt: Das Depot im Püttrichhaus, das mit einem modernen Treppenhaus mit dem Museum verbunden ist, wird zum Schaudepot. Dort wird untergebracht, was thematisch nicht in die drei Abteilungen passt: Küchengerät, Kupferkessel, altes Handwerkszeug.

Vorerst zu sehen ist in dem Gebäude am Pisendelplatz nur der Anfang einer Abteilung. Sogenannte Baufenster in den Wänden und einmal sogar an der Decke des Hauses sind Gucklöcher in die Vergangenheit. Wie haben die das damals gemacht mit dem Fachwerk? Wann wurde das Holz dafür geschlagen? Welche Farben zierten die Balken? Alle diese Fragen werden bei einem Rundgang durch die Räume beantwortet.

„Das Haus selbst ist das Exponat“, sagt Weitzel-Mudersbach. Es war ihre Idee, dies in das Historische Museum zu integrieren, auch „um ein Denkmalbewusstsein zu schaffen“. Mit dieser Präsentation wird das Museum ein zweites Alleinstellungsmerkmal erhalten, ein erstes hat es mit der Schau über Leben und Wirken von Pisendel bereits. Die späteren Besucher sollen die Baugeschichte des als Rathaus erbauten Gebäudes von einem Schauspieler per Kopfhörer erzählt bekommen.

Modefarbe Hellgrau

Während der Zwangspause hat die Macherin noch allerlei entdeckt. So fand sie Umgestaltungspläne, die vorsahen, das auch Rangauhaus genannte Gebäude historisierend „aufzuhübschen“. Konzepte, die heute als undenkbar gelten. In Archiven stieß sie auf Bestellscheine über Farben und Pigmente, die für das Gebäude in Nürnberg gekauft worden waren. Hellgrau waren die Holzelemente im Inneren gestrichen, so wie auch heute wieder.

Besonders interessant für die Cadolzburger ist die Abteilung über die Ortsgeschichte. Schwerpunkt soll dabei die Entstehung des Marktes in Abhängigkeit von der Entwicklung der Burg sein. Die Burg selbst wird im Historischen Museum nicht behandelt, denn sie wird in dem vom Freistaat derzeit erstellten eigenen Burgerlebnis-Museum in der Hohenzollernveste ab 2017 Thema sein.

Der Steinabbau, der Obstanbau und der Tourismus sind die zentralen Felder, um die sich die Ausstellung im Historischen Museum dreht. Auch hier ist Weitzel-Mudersbach ein besonderer Fund gelungen. In den 1970er Jahren gab es allerlei Ortsverschönerungspläne, unter anderem für den aus dem Jahr 1893 stammenden Aussichtsturm „Bleistift“. Skizzen zeigen ihn in runder Form, mit Zusatztürmchen oder diversen Erkern.

Ein Raum wird sich auch mit der Gerichtsbarkeit unserer Vorfahren befassen, denn in dem Haus war vermutlich einst die Richterstube untergebracht. Schandmaske oder Schandkragen, mit denen Verurteilte öffentlich zur Schau gestellt wurden, gab es einst auch in Cadolzburg. Recherchen der Kunsthistorikerin brachten zu Tage, dass die Instrumente heute im Germanischen Museum in Nürnberg lagern. Doch Dokumente beweisen: Sie gehören der Marktgemeinde. „Die hole ich zurück“, sagt Edith von Weitzel-Mudersbach kämpferisch.

Und nicht nur das, sie hat noch viel zu tun, um den Eröffnungstermin im November einzuhalten. Auf jeden Fall will das Historische Museum das Burgerlebnis-Museum überholen, um zumindest eine gewisse Zeit lang allein im Rampenlicht zu stehen.

Keine Kommentare