Cadolzburger auf dem knatternden Zweitakter über die Alpen

25.8.2015, 06:00 Uhr
Cadolzburger auf dem knatternden Zweitakter über die Alpen

© Foto: Leberzammer

Mit seinem Zug über die Alpen lehrte Hannibal die alten Römer einst das Fürchten. Diesen antiken Feldherrn haben sich die Organisatoren des Hannibal-Challenge als Namenspaten ausgesucht. Allerdings kommen sie seit 2002 jedes Jahr in friedlicher Absicht, ohne Kriegselefanten. Und Rom ist dabei nicht Ziel-, sondern Startpunkt.

Ankommen, und zwar gesund und mit möglichst wenig Materialschaden, das ist für Jochen Schrödel das Wichtigste beim Hannibal-Challenge. Und auch in diesem Jahr hat der 48-jährige Zautendorfer den wilden Ritt durch das Hochgebirge wieder mit heilen Knochen überstanden — so wie glücklicherweise alle Teilnehmer.

Eigentlich sind Mofas oder Mokicks für kurze Strecken ausgelegt und eher etwas für die Stadt. Doch bis auf ein klapperndes Schutzblech, das eine Mutter verloren hatte, meisterte Schrödels 29 Jahre alte Simson S51 die Langstrecke prächtig. Immerhin, die Anreise musste sie nicht aus eigener Kraft bewältigen. Zusammen mit Begleiter Marco Heyne ging es im Kleinbus bis vor die Tore Roms — im Gepäck genügend Verpflegung und Ersatzteile.

„Die Carabinieri haben nur gelacht“, erzählt Schrödel von den ersten Begegnungen mit der italienischen Polizei. Sie waren wohl auch kaum zu überhören, die neun deutschen Mofa- und Mokick-Fahrer. Um dem größten Verkehr in der ewigen Stadt zu vermeiden, machte sich das Starterfeld schon früh um vier Uhr von einem Campingplatz außerhalb Roms auf den Weg. Der Startschuss zur Hannibal-Challenge fällt traditionell um fünf Uhr am Kolosseum, bevor es knatternd und in wilder Jagd Richtung Norden geht. „Jeder wählt seine Route selbst aus. Abends trifft man sich dann an den jeweiligen Etappenorten“, erklärt Schrödel. La Spezia, Innsbruck, Zautendorf lauteten die Treffs in diesem Jahr. Wenn man Schrödel nach dem Reiz der für Außenstehende verrückten Rallye fragt, ziehen sich seine Mundwinkel schnell nach oben und die Augen leuchten. „Das ist wie ein Film, bei dem man sich ein paar Tage lang einzig auf sein Moped und nichts anderes konzentriert“, meint er. Und, als ob er die Absurdität des Ganzen noch unterstreichen wollte: „Es ist absolut sinnfrei, aber alle, die dabei sind, schwärmen noch lange davon.“

Selbstverständlich haben Jochen Schrödel und seine Frau Birgit auch einige tatsächlich bergpasstaugliche Motorräder in der Garage stehen, aber die Fahrt mit den rasenmäherlauten Mokicks zieht beide in den Bann. „Nächstes Jahr fährt sie auch mit“, ist sich Jochen Schrödel sicher und blickt hinüber zu seiner Frau, die gerade eine der größeren Maschinen putzt. Zumindest kommt kein Widerspruch als Antwort.

Die Simson, eine geradezu kultige DDR-Marke, haben sie sich vor fünf Jahren gekauft. Bewusst für die Hannibal-Challenge, die Schrödel 2011 zum ersten Mal auf sich nahm. „Sie ist robust und man kann einiges aus ihr herausholen“, erzählt er. Nur der serienmäßigen Sechs-Volt-Batterie traute er nicht über den Weg. „Im Tunnel oder im Nebel wirst du schnell mal übersehen“, befürchtete Schrödel und stattete sein Mokick mit einer Zwölf-Volt-Batterie aus, die nicht zuletzt Vorder- und Hinterlicht mit einer ausreichenden Leistung versorgt.

Die Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer zwischen Rom und Zautendorf waren dabei recht unterschiedlich. Während es die italienische Staatsmacht, wie erwähnt, mit Humor nahm, ernteten Hannibals Erben von deutschen Auto- und Motorradfahrern meist verständnisloses Kopfschütteln. Schrödel macht aber auch kein Geheimnis daraus, dass er die anderen mit seiner „kleinen Gwerch-Chaisen“ gerne etwas ärgert.

Dass er am Ende sogar gewonnen hat, zählt für ihn nur am Rande und die Teilnahme bei der nächsten Zweitaktfahrt über die Alpen ist fest eingeplant. Bis dahin muss die zweite Simson für Gattin Birgit fit gemacht werden: Gabeln, Bremsen, Licht – Vorbereitung ist alles. Schließlich soll es ihnen nicht wie einst Hannibal ergehen. Mit 37 Elefanten machte er sich auf die Alpenüberquerung, nur eines der Tiere kam in Italien an.

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