Cadolzburger Zeitzeugen erzählen vor der Kamera

1.2.2016, 13:00 Uhr
Cadolzburger Zeitzeugen erzählen vor der Kamera

© Foto: Rempe

Der 17. April 1945 war ein Tag, der sich tief ins Gedächtnis aller Cadolzburger eingegraben hat. Amerikanische Streitkräfte besetzten den Ort, am Abend schwiegen die Waffen. Der Zweite Weltkrieg war hier faktisch vorüber.

Doch es war auch der Tag, an dem viele Häuser zerstört und die Hohenzollernveste auf ihrem uneinnehmbar scheinenden Sandsteinrücken in einer vernichtenden Feuersbrunst ausbrannte.

Heimatforscher und Historiker sind bis heute sorgfältig der Frage nachgegangen, was genau zur Zerstörung führte. Viele Erinnerungen und Aufzeichnungen existieren. Albrecht Treuheit hielt allerdings schon in den 90er Jahren die Erkenntnis fest: „Es wurde an diesem Tag viel erlebt, aber nur wenig gesehen.“

Nicht mehr aufzuklären

Ähnlich klingt, was die 14 Schüler im P-Seminar mit ihrer Lehrerin Felizitas Handschuch inzwischen sagen: „Was genau passiert ist und wer den Brand auslöste, lässt sich nicht mehr hundertprozentig aufklären.“ Ihr Projekt legt den Fokus darauf, ein Bild von der Zeit zwischen 1930 und 1950 durch Gespräche mit Zeitzeugen zu bekommen. Begleitet wird diese Arbeit von der Bayerischen Schlösserverwaltung als Kooperationspartner.

Die Interviews, die die Schüler führen, sollen im geplanten Burgerlebnismuseum zur Information der künftigen Besucher beitragen. Geht es 2017 an den Start, wird der Freistaat in den Wiederaufbau seit 1982 insgesamt 35,5 Millionen Euro investiert haben.

Für die Schüler ist die Aufgabe, zur inhaltlichen Ausstattung des Museums beizutragen, reizvoll. „Mich interessiert die filmische Umsetzung sehr“, sagt zum Beispiel der 17-jährige Simon Meinert. Eleni Kalogiannis (17) hat schon als Kind vom Brand der Cadolzburg gehört: „Meine Großmutter hat mir oft davon erzählt, weil sie das Feuer damals gesehen hat. Jetzt berichte ich ihr davon, was wir zusammentragen.“ Anna Siegling (17) nickt. Sie kann ähnliche Erfahrungen beisteuern, auch sie wuchs in ihrer Familie mit Erinnerungen an die Burg und den Wiederaufbau des Ortes auf.

Erfolg hatte ein Aufruf, den die Teilnehmer des P-Seminars unter anderem in den FN starteten: „Es haben sich 16 Zeitzeugen bei uns gemeldet“, berichtet Melissa Roth (17). „Wir haben uns nach der Ankündigung auch mehrere Wochen lang jeweils freitagnachmittags in die Haffnersgartenscheune in Cadolzburg gesetzt und auf Leute gewartet, die etwas erzählen können.“ Die Aktion wurde nicht zu einer Geduldsprobe: „Wir hatten bald eine ganze Reihe von sehr guten Gesprächspartnern.“

So kam zum Beispiel einer jener Zeitzeugen mit einem neun Seiten langen Manuskript. Jana Keller (16) erfuhr: „Seine Tochter bat ihn, seine Erlebnisse aufzuschreiben, uns hat er dann auch noch einmal sehr viel erzählt und sein Material zur Verfügung gestellt.“

Die Schüler haben sich auf ihre Aufgabe übrigens intensiv vorbereitet. „In einem Workshop ging es um die Problematik dieser Art von Gesprächen über die Vergangenheit“, berichtet Jonas Aldenhoven (16). Unterstützung kommt auch von den versierten Heimatforschern Hans-Werner Kress und Norbert Autenrieth.

Sehr authentisch

Drei Filmbeiträge wurden bislang gedreht. Beleuchtet werden in diesen Gesprächen unter anderem die Jahre, in denen in der Cadolzburg eine HJ-Führerschule untergebracht war. Eine Standortwahl, die einleuchtete, sagt einer vor der Kamera: „Es wurde damals immer versucht, nazistische Ideen an alte Traditionen anzuknüpfen, schon deshalb war die alte Hohenzollernburg ausgewählt worden.“

Nach und nach stehen nun Interviews mit weiteren Zeitzeugen an, die von den Schülern sorgfältig vorbereitet werden. Schon jetzt sind die Jugendlichen fasziniert von ihrer Aufgabe: „Man kommt in den Gesprächen so nah dran, was von den Einzelnen erzählt wird, ist anschaulich und sehr authentisch“, sagt Jonas Aldenhoven.

Wer weitere Erinnerungen an die Cadolzburg aus der Zeit von 1930 bis 1950 teilen möchte, kann sich bei den Mitgliedern des P-Seminars per Mail melden (zeitzeugen.cadolzburg@web.de) oder per Tel. (0 91 83) 2 12 99 95.

Keine Kommentare