Steht die Energiewende auf der Kippe?

29.1.2018, 15:00 Uhr
Steht die Energiewende auf der Kippe?

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

An die 200 "Energiewender" waren in das "Kreuz +Quer" auf dem Bohlenplatz gekommen, um sich Vorträge anzuhören und zu diskutieren. Zentrale Themen waren unter anderem Batteriespeicher, Regionalkonzepte, der Kohleausstieg und natürlich Photovoltaik. Dazu hatten die Organisatoren elf hochqualifizierte Referenten eingeladen.

Einen Impulsvortrag hielt Oberbürgermeister Florian Janik, der auch Schirmherr der Veranstaltung war. "Wir merken erste Wetterveränderungen ganz extrem auch in unserer Stadt", stellte er fest, und ging auch auf die Erlanger Energiewende-Ziele ein, die noch vor seiner Amtszeit im Jahre 2011 verabschiedet worden waren.

Viel Beifall bekam Janik für die Feststellung, es gebe ohne die Verkehrswende keine Energiewende, und auch für die Forderung, den motorisierten Verkehr zu reduzieren. E-Mobilität sei nicht die Lösung, sagte Janik. Später saß er gemeinsam mit Stefan Jessenberger von der Energiewende ER(H)langen, Hans-Josef Fell (Energie Watch Group), Jens Hauch (Verein Energieregion), Stefan Lochmüller (N-Ergie) und Alexander von Jagwitz (BAUM Consult) auf dem Podium für eine Fragerunde.

Fell konstatierte, der Ausbau Erneuerbarer Energien sei am Ende. Mit einer CO2-Steuer, wie von Jankwitz sie vorgeschlagen hatte, werde kein Windkraftwerk gebaut. Vielmehr müsse ein modernes Erneuerbare Energien-Gesetz mit einer Einspeisevergütung geschaffen werden, die jene erhalten, die in einen Mix aus 100 Prozent erneuerbaren Energien für eine ganzjährige Stromlieferung investieren. Er stellte aber resignierend fest: "Deutschland hat sich verabschiedet als Klimaschutzland".

Auf die Frage von Moderator Oliver Seth, wie man auf Manipulationsversuche bei der Meinungsbildung zur Energiewende reagieren könne, meinte Florian Janik, es gehe um sehr viel Geld und sehr viel Macht. Es gebe Akteure, die sehr viel zu verlieren hätten an über Jahrzehnte eingesetztem Kapital.

Man müsse sich darum nicht wundern, dass diese für ihre Interessen mit allen Mitteln und an allen Ecken und Enden kämpfen. Jedes Jahr, in dem ein Kohlekraftwerk weiter laufe, könnten Menschen damit "unglaublich viel Geld verdienen. Die haben kein Interesse daran, dass ihre Geldquelle versiegt".

Hans-Josef Fell nahm die Gelegenheit wahr, auf Siemens zu schimpfen. Das Unternehmen würde nicht liefern, was eine Stadt wie Erlangen brauche. Dabei schlug er OB Janik vor, er solle von Siemens das einfordern, was die Stadt benötige. Und er forderte ihn auch auf, nur noch Elektrobusse einzusetzen. Als Janik auf die schwierige Finanzierung hinwies, sagte Fell: "Es gibt Wege", er wolle sie Janik aufzeigen.

In der Diskussionsrunde weit nach 22 Uhr meinte Prof. Martin Hundhausen noch, er sei sehr enttäuscht von der Entwicklung in Sachen Energiewende in der letzten Zeit. Auch wenn man in Erlangen viel erreicht habe.

Eine Frau ging dann den Oberbürger massiv an. Sie meinte, die Stadt müsse sehr viel mehr in den Klimawandel investieren. "Sie müssen einfach mal handeln und Mut beweisen. Stehen Sie für die Klimaziele ein". Der OB erläuterte daraufhin, dass eine Kommune nicht einfach wie ein Privatmann einen Kredit aufnehmen könne, um damit eine Solaranlage zu finanzieren, die sich in einigen Jahren amortisiere. "Die Kommunen werden gegängelt, wir benötigen andere Rahmenbedingungen", klagte er. Aber das ging dann schon unter, weil viele der rund 200 Gäste bereits Stühle rückten und sich auf machten in die Nacht.

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