Nordhalben als Kulisse für neuen Film von "Bully" Herbig

1.11.2017, 16:19 Uhr
In Naila zeigte Günter Wetzel (Dritter von links) mit Experten vom Haus der Bayerischen Geschichte den selbst gebastelten Ballon, der zwei Familien in die Freiheit brachte.

© Reinhard Feldrapp/© Haus der Bayerischen Geschichte In Naila zeigte Günter Wetzel (Dritter von links) mit Experten vom Haus der Bayerischen Geschichte den selbst gebastelten Ballon, der zwei Familien in die Freiheit brachte.

"Heimat zu verkaufen“ hieß wenig schmeichelhaft die Dokumentation, die im vergangenen Jahr im Bayerischen Fernsehen lief. Im Mittelpunkt: Die Gemeinde Nordhalben im Landkreis Kronach, einst stolze Heimat für 2200 Bürger, nun eine langsame sterbende Kommune mit 1700 wackeren Verbliebenen. Mehr als 100 Gebäude im Ort stehen leer und verfallen.

Nun hofft man auf einen touristischen Aufschwung durch den Kino-Ruhm, den die Gemeinde ab dem 27. September 2018 einheimsen will. Dann nämlich soll in den Multiplexen des Landes der Thriller "Ballon" anlaufen, bei dem Michael "Bully" Herbig Regie führt und für den Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross, Alicia von Rittberg und Thomas Kretschmann vor der Kamera stehen. Einer der Hauptdrehorte ist dabei Nordhalben, wo in den vergangenen Wochen eine etwa hundertköpfige Filmcrew Station gemacht hat.

Auf Nordhalben ist das Filmteam just durch die erwähnte Dokumentation "Heimat zu verkaufen" aufmerksam geworden. "In Nordhalben sieht vieles noch aus wie vor Jahrzehnten", meint Günter Wetzel, auf dessen Geschichte der Film basiert.

Pöhnlein erhofft sich einen Zustrom von Touristen

Auch deshalb wurde die Gemeinde wohl als Drehort auserkoren. Denn die schiefergedeckten Häuser ähneln sehr dem Erscheinungsbild der thüringischen Stadt Pößneck im Jahr 1979. Dort lebten damals Günter Wetzel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern sowie sein Mitstreiter Peter Strelzyk mit seiner ebenfalls vierköpfigen Familie.

Gemeinsam fassten sie den Plan, mit einem selbst zusammengenähten Heißluftballon aus der DDR nach Westdeutschland zu fliehen. Ein Vorhaben, das sie in der Nacht des 16. September 1979 erfolgreich über die Bühne brachten. Riesiges Glück hatten die acht Passagiere, dass sie sich nicht in den Bäumen oder einer Hochspannungsleitung verfingen, als ihnen das Gas ausging, sondern dass sie über den Waldrand hinausschwebten und auf einem Gebüsch landeten.

Nach der Landung hatten die Flüchtenden zunächst keine Ahnung, auf welcher Seite der Grenze sie sich befanden. "Wir sind dann einfach nach Süden gegangen. Wir haben die kleinen Felder bemerkt — untypisch für die DDR", sagt Wetzel. Wenig Minuten später kamen dann noch deutlichere Zeichen dafür, dass man sich im Westen befand: ein Strommast mit der Aufschrift "Überlandwerk Naila", eine Scheune mit einem Fendt-Traktor und schließlich ein heranrollender Audi, der sich als Polizeiwagen entpuppte.

"Einen besseren Werbeträger als ,Bully‘ Herbig hätten wir uns nicht wünschen können. Ich sehe das als echte Chance für uns", sagt Nordhalbens Bürgermeister Michael Pöhnlein nun über den bevorstehenden Kino-Ruhm seiner Gemeinde. Pöhnlein erhofft sich einen Zustrom von Touristen, die die Drehorte besichtigen möchten. In einem leerstehenden Haus wurde eine Apotheke eingerichtet, die der Bürgermeister mit der Filmeinrichtung als Café erhalten möchte. Außerdem hofft er, dass künftig weitere Filme die Reize Nordhalbens präsentieren werden.

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