Das Bistro im Bibertbad bleibt städtisch

6.7.2015, 13:00 Uhr
Das Bistro im Bibertbad bleibt städtisch

© Foto: Thomas Scherer

Den Mai über hatten Interessenten Zeit, sich zu bewerben. Allerdings, so erklärte Bürgermeister Thomas Zwingel in der jüngsten Sitzung des Bäderausschusses, habe sich kein einziger Externer beworben. Nicht einmal telefonisch, so Helmut Oswald, Werkleiter des städtischen Eigenbetriebs, habe jemand nachgefragt, geschweige denn die ausführlichen Unterlagen der Ausschreibung angefordert. Der Anzeigentext selbst war sehr knapp gehalten.

Sich auf Pächtersuche für Bistro und Küche zu machen, hatte der Stadtrat im Rahmen der Etatberatungen beschlossen. Bekanntlich ging es da um Sparpotenziale auch im Bibertbad, in das die Stadt unabhängig von der derzeit laufenden vier Millionen Euro teuren Generalsanierung jedes Jahr zwei bis drei Millionen Euro zum Defizitausgleich pumpt. Damals schlug SPD-Stadtrat Marcus Spath vor, doch eine Ausschreibung zu versuchen. An der könne sich dann auch das Gastro-Team des Eigenbetriebs beteiligen. Das war nun tatsächlich der einzige Bewerber.

Und selbst wenn sich ein privater Pächter gefunden hätte, hätte sich am Personal vorerst nichts geändert. Denn das sollte der Betreiber, so ein Detail der Ausschreibung, für ein Jahr im Zuge der Arbeitnehmer-Überlassung weiterbeschäftigen. Was ihn 160 000 Euro Personalkosten für fünf Mitarbeiterinnen auf 3,2 Vollzeitstellen sowie zwei Aushilfskräfte gekostet hätte, dazu 40 000 Euro Pacht für die Räumlichkeiten und 20 000 Euro Energiekosten.

In der Summe, rechnet CSU-Fraktionschef Jürgen Grötsch vor, „entspricht das dem letzten belastbaren Wert von 220 000 Euro Gesamtjahresumsatz im Gastrobereich. Unter diesen Bedingungen hätte ein Pächter doch noch Geld mitbringen müssen“. Weshalb Grötsch Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Ausschreibung anmeldet. So wie sie formuliert gewesen sei, habe sie einzig das Ziel gehabt, keinen privaten Betreiber zu finden. Dem hielt Bürgermeister Thomas Zwingel allerdings entgegen, dass überhaupt niemand diese Details wissen wollte, sie waren nur den vertiefenden Unterlagen zu entnehmen, die kein Einziger angefordert habe.

So bleibt das gleiche Team, das bereits vor der Sanierung den Gastrobereich betreute, weiter für Küche und Verpflegung der Badegäste verantwortlich. Dessen Arbeitsstätte wird im Rahmen der Badsanierung neu zugeschnitten und räumlich optimiert. Weite Wege, die die Arbeit erschwerten, sollen damit der Vergangenheit angehören.

Auch in der Küche war, wie in der gesamten Schwimmhalle des Bibertbades, der Bodenaufbau zu erneuern. Bis September soll sie, Projektsteuerer Marc Pfallers Zeitplan zufolge, teils neu ausgestattet, wieder nutzbar sein. Dass ein privater Pächter relativ kurzfristig, und zwar bereits ab 1. Juli gesucht war, begründet Oswald damit, dass der bereits das derzeit provisorisch unterhalb des Umkleidetrakts eingerichtete Bistro hätte übernehmen sollen.

Grötsch macht keinen Hehl daraus, dass er die Verpachtung begrüßt hätte, „denn warum sollte eine Stadt eine Kneipe betreiben, das gehört definitiv nicht zu ihren Aufgaben“, verwies er auf die ebenfalls städtische Paul-Metz-Halle, in der sich seit Jahren Pächter Hans Ascherl bewähre. Der, so Oswald, war vorübergehend auch schon im Bibertbad tätig, sei aber wieder abgesprungen. „Im Bad ist das Geschäft immer vom Wetter abhängig, für das ohnehin schwierige Geschäftsfeld der Gastronomie ist das ein zu großer Unsicherheitsfaktor“, erklärt er sich die ausgebliebene Resonanz auf die Ausschreibung.

„Ein Gewinner“

Dass Bürgermeister Thomas Zwingel kein Freund der Bistro-Privatisierung war, machte er bereits im Vorfeld des Beschlusses für die Ausschreibung klar: „Denn, wenn so ein Bistro läuft, dann ist es ein Gewinner. Das zeigen Erfahrungen in Bädern andernorts.“ Nur waren in der besagten Sitzung auch kritische Töne bezüglich der Güte des Angebots laut geworden.

Walter Schäfer von den Grünen, selbstständiger Metzger, wunderte sich zudem, „wie man bei einem Wareneinsatz von 90 000 Euro nur einen Umsatz von 153 000 Euro erwirtschaften kann. Das ist viel zu wenig, da muss mindestens das 3,5-fache an Einnahmen hereinkommen, damit sich ein gastronomischer Betrieb trägt“. Allerdings geht er davon aus, dass das Gastro-Team nach den anhaltenden Spar-Diskussionen so „sensibilisiert und motiviert ist, dass die Mitarbeiter das auf die Reihe kriegen werden“.

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