Die Bewerbungsmappe ist prall gefüllt

5.7.2015, 06:00 Uhr
Die Bewerbungsmappe ist prall gefüllt

© Michael Fischer

Der Begriff meint viel und doch so wenig. Er habe sich darunter jedenfalls nicht viel vorstellen können, sagt Heinz Beiersdorfer. Bildungsregion? „Für mich war ganz Bayern immer schon eine Bildungsregion.“ Doch die Einstellung des Schulleiters vom Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach hat sich schnell geändert. Die anfängliche Überzeugung, zwischen Donau und Main wäre alles perfekt, war zusehends nicht mehr haltbar. Äußerst vielschichtig sei das ganze Gebilde, findet Beiersdorfer, „wir müssen noch viel arbeiten und eine Kooperation zwischen allen Bereichen schaffen, die Bildung betreffen“.

Seit das Projekt im Mai vergangenen Jahres beim ersten „Dialogforum“ vorgestellt wurde, haben sich Fachleute, aber auch viele Ehrenamtliche in insgesamt vier Arbeitskreisen unter der Federführung des Kreisjugendamtes mit der Planung der Bewerbung beschäftigt. Gefordert sind unter anderem Anstrengungen für einen fließenden Übergang zwischen verschiedenen Einrichtungen, die Vernetzung von schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten, Hilfe für junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen und Antworten auf den demografischen Wandel.

Entstanden sind deshalb insgesamt 21 Projekte, die teils schon laufen — etwa die Schülercoaches, die ausgebaut werden sollen —, teils aber erst in den kommenden Wochen und Monaten in Angriff genommen werden. Und die dazu beitragen sollen, dass sich der Landkreis in Zukunft „Bildungsregion“ nennen darf.

In einer solchen soll gemäß dem Konzept ein passgenaues Bildungsangebot für alle Menschen geschaffen werden, bei dem Schulen, Kommunen, Jugendhilfe und Wirtschaft eng kooperieren. Bislang sind nach Angaben des Minsterialrats Bernhard Butz 66 von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns dabei. Sie tauschen sich alle sechs Monate über die Fortschritte aus. So setzt sich die Vernetzung aller Bildungsakteure vor Ort auf Landesebene fort.

Der Landkreis will beispielsweise mit verbindlichen Standards für den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule aufwarten. Zudem sollen schulartübergreifende Arbeitskreise helfen, „Schwellenängste und Vorbehalte abzubauen“, wie es Sonja Manz, Moderatorin des gesamten Verfahrens, formulierte.

Ehrenamtliche Dolmetscher dagegen können nach ihren Worten wichtige Arbeit unter anderem bei Elternabenden leisten, wenn die Kommunikation zum Elternhaus wegen mangelnder Sprachkenntnisse schwierig ist. „Zunächst müssen wir aber viele Kontakte knüpfen, vor allem zum Ausländerbeirat.“

Die Projektgruppe „Gesunde aktive Schule“ will erreichen, dass Kinder sowohl psychisch als auch körperlich gesund bleiben. Erreicht werden soll dies unter anderem durch eine „aktivierende Mittagspause“ mit Spieleberatern, aber auch gezielte Entspannung und Erholung. Konzentrationstrainings, ein gemeinsames Internetportal, auf dem Bildungsangebote gebündelt werden, und vermehrte Trainings für Analphabeten, wie es die Volkshochschule Oberasbach seit diesem Jahr bereits anbietet, soll es ebenfalls geben.

Wie geht es nun weiter? Zunächst muss die Bewerbung um das Gütesiegel des Freistaates schriftlich eingereicht werden. Anschließend wird diese von der „Konferenz für Schulaufsicht“ und weiteren Institutionen geprüft. Die Konferenz empfiehlt dem Kultusministerium schließlich, ob es die Anerkennung aussprechen soll.

Damit sei der formale Prozess zu Ende, erläuterte Joachim Leisgang aus dem Prüfungskomitee, „aber zurücklehnen kann sich danach niemand“. Denn, und die Worten klangen fast wie eine Warnung, „Ziel ist es nicht, ein Schild aufhängen zu dürfen, sondern auch danach zukunftsweisend für die Bildung der Jugendlichen zu sorgen“. Ein erster Schritt: Die Landkreisstiftung stellt 5000 Euro für die Arbeit an den neuen Projekten bereit.

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