„Die Oberasbacher müssen mit ins Boot“

25.8.2014, 06:00 Uhr
„Die Oberasbacher müssen mit ins Boot“

© Thomas Scherer

Was ist Ihr Lieblingsbaum, Herr Lischerong?

Hans Lischerong: Ich habe zwei. Zum einen die Linde. Sie ist zart, blüht sehr schön, eine fröhliche Erscheinung. Ganz anders dagegen die Buche, mächtiger Wuchs, hartes Holz. Denken Sie nur an eine Rotbuche in der Landschaft, der Wuchs der Krone, das gesamte Bild ist toll.

Taugen beide auch als Stadtbäume?

Lischerong: Sicher. Beide sind in Oberasbach zu finden, unter anderem neben Ahorn, Eichen, Kastanien oder Platanen, wobei Letztere im Rückblick manchmal zu oft gepflanzt wurden.

Weshalb?

Lischerong: Platanen wurden vor 40 Jahren als industriefester, also relativ widerstandsfähiger Baum propagiert. Ideal für die Stadt sozusagen. Aber sie ist sehr wurzelintensiv und hebt beispielsweise das Gehwegpflaster an. Außerdem haben sie bestimmte Stoffe in den Blättern, die Kleintiere nicht so mögen.

Wie ist es denn aus Ihrer Sicht um die Flora in Oberasbach bestellt?

Lischerong: Das Stadtbild ist sehr schön durchgrünt, bei den Bäumen gibt es einen guten Mix. Aber natürlich kann man noch viel tun. Ich nenne hier nur die Schiller- oder die Jahnstraße, wo man Bäume setzen könnte, Möglichkeiten gäbe es auch nördlich des Bahnhaltepunkts Unterasbach, in Alt-Oberasbach oder entlang der Roßtaler Straße nach Rehdorf.

Die Kommune ist also gefordert?

Lischerong: Ich sehe das ein bisschen zwiespältig, einerseits hat die Stadt Biotope angelegt und Bäume gepflanzt. Andererseits wurden in den vergangenen Jahren aber auch viele große Bäume gefällt und nur unzureichend ersetzt. In der Venusstraße etwa stehen regelrechte „Bonsaibäume“ – wohl auf Bürgerwunsch – aber für das Stadtbild taugen die nicht.

Der Bürger – dahingehend hat das Bauamt seinerzeit den Stadtrat informiert – ist ohnehin eher gegen als für Bäume vor der eigenen Haustüre, denn sie verlieren Laub und werfen Schatten.

Lischerong: Das war schon zu meiner Zeit so. Die Oberasbacher müssen aber unbedingt mit ins Boot, sie sind mit ihren Gärten schließlich die größten Begrüner der Stadt. Um ein Baumentwicklungskonzept durchzusetzen – ich mache ja nur unverbindliche Vorschläge – braucht es allerdings eine starke Bürgermeisterin und einen starken Stadtrat.

Wie soll man die Bürger gewinnen?

Lischerong: Man muss ihnen die Vorteile erläutern, die Bäume bringen. Warum sind Bäume für unser Leben und das Stadtbild so wichtig? Sie sorgen für Sauerstoff, spenden Schatten und tragen zu einem ausgeglichenen Kleinklima bei. Bäume verschönern das Stadtbild und steigern den Wohnwert einer Stadt. Straßen mit Baumbestand wirken freundlicher und lassen den Wechsel der Jahreszeiten viel bewusster erleben. Bäume erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Sie stellen auch in Oberasbach für die heimische und vielfach stark gefährdete Tierwelt wichtige Lebensräume dar. Früher gab es die Tradition des Hausbaumes im eigenen Garten. Da könnte man die Hausbesitzer beraten, welche kleinwüchsigen Arten es gibt, beispielsweise den Kugel-Ahorn oder die Vogelbeere. Es kann aber auch ein Obstbaum sein.

Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor und wo stehen Sie?

Lischerong: Ich kenne die Stadt ja wie meine Westentasche. Unterwegs bin ich meist mit dem Rad und notiere mir dann mögliche Standorte, die ich später in eine Karte eintrage. Knapp die Hälfte des Gebiets habe ich schon geschafft und etwa 100 Punkte gefunden.

Gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen?

Lischerong: Im Vergleich gibt es vielleicht in Unterasbach noch etwas weniger Grün. Beim Ausbau der Linder Siedlung hat die Stadt dagegen sehr viel gepflanzt. Weniger Potenzial, weil das im Stadtrat angesprochen wurde, sehe ich dagegen generell in der 30er-Zonen. Hier könnte man nur noch in den Parkbuchten Bäume setzten, aber das ist teurer als etwa entlang einer Straße. Zwar gehen so Stellplätze verloren. Aber unsere Kinder werden uns nicht an Parkplätzen messen, sondern daran, wie wir ihnen die Natur und Umwelt hinterlassen.

Viel Grün in der Stadt ist schön, allerdings wollen die Bäume, Büsche und Grünanlagen auch gepflegt werden. Das kostet Zeit und Geld.

Lischerong: Die Stadt macht viel, etwa den Blumenschmuck an den Verkehrskreiseln und im Zentrum am Rathaus. Das sieht sehr schön aus,
ist aber pflegeintensiv. Die Zeit fehlt deshalb an anderen Ecken. Nehmen Sie nur die Baumscheiben, das sind größere Blumentöpfe. Die Bäume
darin vergreisen früher und brauchen mehr Pflege. Ich werde immer wieder von Bürgern auf Probleme angesprochen. Neulich war ich mit Bürgermeisterin Birgit Huber über zwei Stunden in der Stadt unterwegs, wir haben Bäume, Grünanlagen und verwilderte Ecken besichtigt. Da macht es sich auch bemerkbar, dass Oberasbach auf einen Garten- und Landschaftsbaumeister verzichtet. Aus meiner Sicht sollte eine Kommune dieser Größe mit diesen umfangreichen Grünanlagen sich
die Fachkompetenz aber unbedingt leisten.

Wann wird das Baumentwicklungskonzept stehen?

Lischerong: Ende des Jahres will ich fertig sein und die Unterlagen der Bürgermeisterin übergeben. Dann kann sich der Stadtrat überlegen, was er davon umsetzen möchte.

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