Dürre Kiefern machen Karriere

17.8.2014, 13:00 Uhr
Dürre Kiefern machen Karriere

© Foto: Ilona Kriesl

Die Kiefer hatte kein schönes Leben. Ihre Jahresringe erzählen von vielen entbehrungsreichen Zeiten, hauchdünn sind sie, mit bloßem Auge kaum voneinander zu unterscheiden. Dem Baum scheinen Wasser und Nährstoffe gefehlt zu haben, er ist daher extrem langsam gewachsen.

Martin Sand, der Waldbeauftragte für Keidenzell, betrachtet das Holzscheit in seinen Händen und erklärt: „Das ist das Entscheidende. Die dünnen Jahresringe verleihen dem Stamm seine Festigkeit.“ Zum Vergleich zeigt er den Stammquerschnitt einer Schwarzkiefer, die vor kurzem noch in seinem Garten stand. Dem Baum ging es deutlich besser: Runde, dicke Jahresringe durchziehen das Gehölz, es wirkt saftig.

Tatsächlich handelt es sich bei den Kiefern, die am Südhang des Dillenbergs wachsen, um wahre Überlebenskünstler. Der Boden besteht größtenteils aus „anlehmigen Sanden“, verrät der Fachmann. Sie speichern kaum Wasser. Durch die südliche Lage verdunstet mit der Sonneneinstrahlung zusätzlich Feuchtigkeit.

Zu wenig Wasser

Und noch eine dritte Komponente sorgt für Trockenheit auf der Südseite des Dillenbergs: Viele der wasserführenden Schichten verlaufen so, dass das Wasser in Richtung Norden – also auf der gegenüberliegenden Seite des Berges – austritt. Die südlichen Hänge gehen meist leer aus. Das Zusammenspiel aller Faktoren sorgt dafür, „dass es in diesem Bereich oft zu Trockenschäden kommt“, weiß Martin Sand.

Einen Vorteil hat der karge Boden dennoch: Die Kiefern, die auf der 80 000 Quadratmeter großen Fläche überleben, sind äußerst stabil, ihr Holz ist fest. Diese Eigenschaften machen die Stämme robust gegenüber Feuchtigkeit und Wind – perfekte Bedingungen für den Einsatz im Freien.

Längst sind Hopfenbauern aus der Hallertau auf die Stämme aus dem Langenzenner Wald aufmerksam geworden. Etwa alle zwei Jahre fällt ein Arbeitertrupp 50 bis 100 Kiefern, schneidet sie zurecht und entrindet die Bäume. Im Anschluss werden die Stämme in die Hallertau gebracht. Eine der letzten Lieferungen ging nach Niederumelsdorf, erzählt Martin Sand. Der kleine Ort liegt zwischen Ingolstadt und Regensburg.

Auf über 14 000 Hektar wird hier Hopfen angebaut, damit zählt die Gegend zu dem größten zusammenhängenden Anbaugebiet der Welt. Auf einem Hektar Land stehen etwa 110 Holzmasten, die mit Imprägniersalz oder Teeröl behandelt werden, um sie zusätzlich vor der Witterung zu schützen.

Die Langenzenner Stämme müssen hier Schwerstarbeit verrichten: Alle Reben, die auf einem Hektar Land wachsen, können zusammen bis zu 100 Tonnen wiegen – das entspricht in etwa dem Gewicht eines kleinen Blauwals.

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