Eckental: Das Büger Schloss erlebte einen Ansturm

14.9.2015, 18:00 Uhr
Eckental: Das Büger Schloss erlebte einen Ansturm

© Isabel Krieger

Der Auftakt fand in der Frohnhofer Mühle statt, die passend zum Motto „Handwerk, Technik und Industrie“ ihre Pforten geöffnet hatte. Zu einem Publikumsmagnet entwickelte sich das Büger Schloss in Forth, das für einen Tag aus dem Dornröschenschlaf geholt wurde.

Bestes Wetter, flotte Rhythmen der Jugendkapelle des Marktes Eckental und reichlich Kulinarisches vom eigenen Bio-Hof flankierten die Auftaktveranstaltung in Frohnhof, zu der Gastgeberin Gertraud Switalski und ihre Tochter Martina gut 100 Besucher begrüßten, darunter Landrat Alexander Tritthart und Bürgermeisterin Ilse Dölle, die sich freute, dass der Landkreis den Auftakt erstmals in den Südosten gelegt hatte. Es sei eine „gute Gelegenheit“, der reichen Geschichte Forth und Frohnhofs über die Schulter zu schauen, sagte Dölle. Während sich die Schlange im Hof für Schwein vom Grill und Selbstgebackenes stetig verlängerte, starteten die ersten Rundgänge durch die Ortsteile, geführt unter anderem von Axel Gosoge von der Agenda 21 und den Peer Guides aus Forth.

Im Zentrum die Frohnhofer Mühle, die seit Generationen im Familienbesitz der Familie Switalski ist. Beim Rundgang durch Haus und Garten gab Historikerin Martina Switalski anschauliche Einblicke in die Lebenswelt der Müller in früheren Jahrhunderten und vertiefte damit das Bild, das Kreisheimatpflegerin Bettina Keller vorab in ihrem Vortrag über die Schwabachmühlen entworfen hatte. 27 gab es einst entlang der 33 Kilometer langen Strecke des kleinen Flusses, ein hartes und über Jahrhunderte hinweg karges Leben fristeten die Müller in Zeiten, als die Wasserkraft allein noch ihren Unterhalt sicherte und sie am Verkauf des Mehls nicht selbst verdienten. Heute ist die Mühle, die Konrad Switalski bewirtschaftet, eine feste Adresse im Demeter Verband. Im Hof-Laden gibt es längst nicht mehr nur Mehl, sondern allerlei Leckeres aus eigener Produktion.

Danach wurde es spannend: schon bevor Ehrenbürger Franz Fantisch den Schlüssel schwang und den Hintereingang zum Büger Schloss zum ersten Mal seit zwölf Jahren öffnete, warteten die ersten Besucher im weitläufigen Garten des Gebäudes und genossen den Ausblick auf die Wiesen hinter der Büg. Seit gut einem Jahr wird in Eckental über die künftige Nutzung des leerstehenden Gebäudes diskutiert, das seit dem 14. Jahrhundert als Herrensitz verbrieft ist und zuletzt privat genutzt wurde. Verkauf oder Renovierung durch die Gemeinde, der Marktgemeinderat ist sich uneins, zumal auch der Denkmalschutz ein Wort mitzureden hat.

Eckental: Das Büger Schloss erlebte einen Ansturm

Umso größer die Neugier der Besucher, was sie im Schloss wohl erwarten würde. „Wenn investiert wird, dann muss klar sein, dass es auch eine Nutzung gibt“, meinte eine Eckentalerin. Martina Switalski hingegen warnte schon vorab, die Erwartungen nicht zu hoch zu hängen. Das Gebäude sei historisch sehr wertvoll, aber im Inneren leider „kaputt renoviert“. In der Tat ist abgesehen vom Treppenhaus nur noch wenig herrschaftliches Flair im Inneren zu spüren: Teppich- und Resopalböden, Holzlatten an den Decken und Fototapeten stehen im krassen Widerspruch zum Ambiente des Eingangsbereichs.

Wie sehr das Schloss Forth auch im Rahmen der jüdischen Geschichte prägte, zeigte nicht nur die Nutzung als Erholungsheim, auf die die Peer Guides im Anschluss in ihrer Führung eingingen. So erinnerte sich Franz Fantisch an 1946, als er als Vertriebener aus dem Sudetenland hier einquartiert war. „Das war eine Notunterkunft“, erzählte der langjährige SPD-Gemeinderat den überraschten Gästen. Das scheidet wohl für die Zukunft als Nutzung definitiv aus, auch wenn sich die Geschichte gerade ein wenig wiederholt.

Wann das Thema Schloss das nächste Mal auf der Tagesordnung im Gemeinderat steht, ist noch offen. „Wir haben leider momentan dringendere Themen“ meinte Bürgermeisterin Ilse Dölle, die mit Landrat Tritthart beim Rundgang dabei war. Der versprach, über den nicht ganz ernstgemeinten Vorschlag eines Besuchers, im Schloss doch eine Außenstelle des Landratsamtes oder eine Sommerresidenz des Landrats einzurichten, nachzudenken.

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