Ehrenamtliche fehlen: „Die Awo muss erfinderisch sein“

9.9.2014, 06:00 Uhr
Ehrenamtliche fehlen: „Die Awo muss erfinderisch sein“

© Winckler

Herr Körber, wie waren die Reaktionen auf Ihren Appell?

Thomas Körber: Eher verhalten. Ich hatte mir mehr erwartet. Wir haben zugleich Briefe an unsere Mitglieder geschickt, doch gemeldet hat sich nur eine Frau.

 

Wie viele Mitglieder hat der Cadolzburger Ortsverein?

Körber: 102, davon sind 54 über 65 Jahre alt.

 

Sie konnten mangels Kandidaten bereits keine Vorstandswahlen mehr abhalten, ihr ehemals beliebtes Angebot des Seniorenclubs ruht auch. Welche Wege sehen Sie aus der Krise?

Körber: Wir werden noch versuchen, einige Mitglieder von der Mitarbeit zu überzeugen. Aber ich kann mir auch gut eine Kooperation mit benachbarten Awo-Ortsvereinen vorstellen. Dazu haben ich Fühler nach Ammerndorf und Seukendorf ausgestreckt. Denn warum soll ein Angebot, das die Ammerndorfer machen, nicht auch für Seukendorfer und Cadolzburger interessant sein.

Mobilität ist aber nicht selten ein Problem.

Körber: Mal einen Kleinbus anzumieten — das sollte machbar sein, wenn genügend Teilnehmer zusammenkommen.

 

Bei Awo denken viele an Angebote für Senioren — ist das richtig?

Körber: Nein, darauf möchte ich die Awo nicht reduziert sehen. Wir müssen hier erfinderischer sein und gegen das Image ankämpfen.

 

Was könnten Sie sich vorstellen?

Körber: Ich möchte wieder mehr Kinder zu Erholungen schicken. Ortsvereine in anderen Kreisverbänden bieten das mit Erfolg an, mit ihnen kooperieren wir. Wir haben aber auch Kompetenzen vor Ort, beispielsweise denke ich an einen Babysitter-Kurs für Jugendliche. Die Teilnehmer hätten eine zusätzliche Qualifikation, um kleine Kinder betreuen zu können. Das beruhigt Eltern, die ihre Kleinen in die Obhut der Teenager geben. Auch in Sachen Beratung in Fragen des Sozialrechts und bei Behördengängen gibt es bei uns Wissen, auf das Ratsuchende zurückgreifen können. Machbar wäre das aber alles nur mit mehr Ehrenamtlichen.

 

Gibt es in Cadolzburg ein Überangebot für die ältere Generation?

Körber: Es gibt schon eine große Auswahl vom VdK bis zu den Kirchen. Das finde ich auch gut so. Aber natürlich gehen die Leute nicht unbedingt vier Mal die Woche aus, da müsste man sich eben absprechen.

 

Und wie sieht ihr Minimalprogramm 2014 aus?

Körber: Beim Ferienprogramm sind wir vertreten: Wir bieten eine Ausflugsfahrt zum Jagdfalkenhof Schillingsfürst an. Auf jeden Fall wollen wir ein Pelzmärtel-Treffen am 11.11. veranstalten und eine Weihnachtsfeier.

 

Schaffen Sie noch die Routinetermine?

Körber: Da wird es schon schwierig. Runde Geburtstage oder Krankenbesuche, mal bei einem unserer Senioren im Heim vorbeischauen – alles sollte der Vorstand mit maximal noch fünf aktiven Leuten übernehmen.

 

Stimmt Sie das wehmütig, wenn Sie das alte Jahresprogramm von 2002 durchblättern?

Körber: 2002 gab es noch viele rüstige Mitglieder. Aber so mancher von ihnen kann zwölf Jahre später den anderen nicht mehr Kuchen und Kaffee servieren, sondern muss selbst bedient werden. Doch ich gebe die Hoffnung noch nicht auf. Schließlich komme ich aus einer Awo-Familie. Schon meine Eltern waren und sind noch immer dort engagiert. Es wäre einfach jammerschade, wenn die Awo in Cadolzburg so sang- und klanglos untergehen würde.

 

Also bleiben Sie noch eine Weile kommissarischer Vorsitzender?

Körber: Wir wollten mit dem Aufruf auch ein Zeichen setzen. Noch ist nicht alles verloren.

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