Ein jeder kann es mal vermasseln

14.4.2016, 20:10 Uhr

Scheitern kann jeder. Besonders bei Start-up-Firmen und jungen „Entrepreneurs“ geht oft mal etwas schief. Um aus den Fehlern anderer zu lernen und um daran zu erinnern, dass Scheitern keine Schande ist, erzählen bei den „FuckUp Nights“ Firmengründer, die schon mal richtig danebengelangt haben. „Über Erfolge wird immer gern gesprochen, über Misserfolge nicht“, bedauert FUN-Moderator Armin Rupp. „Dabei kann man gerade aus Fehlern viele Verbesserungen ableiten.“

Genau aus diesem Gedanken heraus entstand 2012 in Mexiko die erste „FuckUp Night“. Heute gibt es sie in über 100 Städten weltweit. Armin Rupp wurde in Berlin auf die Veranstaltung aufmerksam und initiierte in Nürnberg einen Ableger. Der Name des Events klingt schlimmer, als er ist. „To fuck something up“, aus dem Englischen, bedeutet auf Deutsch so viel wie „etwas vermasseln“.

Drei Unternehmer sprechen bei der ersten FUN am Campus Nürnberg über größere und kleinere Pleiten. Jeden Redner stellt Rupp mittels eines kurzen Steckbriefes vor. Dann folgt der zehnminütige Vortrag, anschließend ist Zeit für Fragen aus dem Publikum. In lockerer Atmosphäre berichtet zum Beispiel der Betriebswirtschaftsstudent Paul Niebler von einem Rückschlag, den er und sein Geschäftspartner mit ihrer Firma Night.tett hinnehmen mussten. Ihr Produkt funktionierte wie Autoquartett, nur mit Nürnberger Clubs und Bars.

Es war ein Schock

Weil die Jungunternehmer alle Vereinbarungen mit den Clubs nur mündlich getroffen hatten, mussten sie sich bald mit einer Schadensersatzforderung eines Gastronomen über 20 000 Euro auseinandersetzen. Für die Studenten war das ein Schock. „Da habe ich nachts sehr wenig geschlafen und erst mal bei Google Privatinsolvenz eingegeben“, erinnert sich Niebler. So weit kam es glücklicherweise nicht. Ein Anwalt konnte die Krise abwenden. Nieblers Tipp an Firmengründer: Alles schriftlich vereinbaren.

Weniger Glück hatte Bernd Kaiser mit dem Autohaus „Kaiser Bewegt“, das er von seinen Eltern übernahm. Aus Bequemlichkeit bildete er damals keine Rücklagen und wurde, wie er selbst sagt, etwas größenwahnsinnig. Das funktionierte lange gut, bis einige Marken, die seine Firma vertrat, den Vertrag kündigten oder selbst in die Krise gerieten.
2011 meldete Kaiser Insolvenz an. Heute noch hat er 1,6 Millionen Euro Schulden. Deshalb ist Kaisers Rat: „Scheitern sollte man ganz am Anfang und mit möglichst wenig Geld.“ Kaiser ließ sich aber nicht entmutigen: Er betreibt mittlerweile eine Autovermittlung und ist Insolvenzberater. Das Autohaus führt nun seine Ehefrau.

Wie wichtig Spaß am Arbeitsplatz ist und was passiert, wenn er fehlt, erfuhr Jörg Mosler am eigenen Leib. Auch er arbeitete in einem Familienbetrieb. Mit nur 23 Jahren war er Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebes. Lange Zeit merkte er nicht, dass er sich dort fehl am Platz fühlte. Nach zehn Jahren traute er sich, den Betrieb zu verlassen. Nun hält er Vorträge in Unternehmen und Schulen und fühlt sich damit wohl.
Für die nächste „FuckUp Night“ am 13. Juli um 18.30 Uhr werden noch mutige Redner gesucht, die von ihrem beruflichen Scheitern erzählen wollen. Für Zuhörer kostet der Eintritt fünf Euro. Der Veranstaltungsort wird noch bekanntgegeben.

Keine Kommentare